Andreas Bär Läsker, 52, kann man getrost als Multitalent bezeichnen. Zu Gast bei Querfeldein erzählte er am Montag von seinem Aufstieg als Musikmanager, seiner Zeit bei DSDS und was der Veganismus für ihn bedeutet.
Als Andreas Bär Läsker das Ribi in seinen schneeweißen Sneakern betritt, ist es dort verhältnismäßig rauchfrei und die Luft von einer Duftspraynote geschwängert. Der Bär mag keinen Zigarettenrauch. Bandmanager, DJ, Fotograf, DSDS-Juror, Mitbegründer des Musiklabels Fourmusic und Gründer eines veganen Fastfood-Restaurants. Mit diesem Lebenslauf wird der Gast, der bei der Aufzählung grinsend neben der Bühne steht, vorgestellt. Er lässt sich aufs Sofa fallen und nach einem Blick in die Runde beginnt ein Schnelldurchlauf durch sein Leben als Self-Made-Man.
Der wilde, junge Bär
Der Bär, er nimmt kein Blatt vor den Mund. Der Abend lebt von seinen oft provokanten Meinungen über die heutige Musikszene. Doch zunächst geht es um ihn selbst: „Genetisch bin ich ein Ossi“, sagt Bär Läsker über seine Eltern. Aufgewachsen ist er in Ludwigsburg, doch das war ihm zu klein und spießig. Richtig heimisch fühlte er sich erst, als er nach Stuttgart zog. Auch in Berlin hat er schon gewohnt, dem Sehnsuchts-Ort vieler Künstler. Doch er mag die Stadt nicht, vermisste „schwäbische Funktionalität“ und das Geordnete. Vom Anti-Spießer zum Spießer?
„Meine Zeit in den Clubs und Discos in Stuttgart war wie ein Soziologiestudium unter dem Radar.“
Bär Läsker, in der zehnten Klasse frisch vom humanistischen Gymnasium geflogen, legte in seiner Jugend dann erstmal Platten auf, Spitzengage 250 Mark. Ihn stört der Hype um DJs heute: „David Guetta verdient Tausende für einen Abend Laptop-Anschalten.“ Schon in jungen Jahren war Bär Läsker am liebsten sein eigener Chef, wobei bald einige skurrile Berufe zusammenkamen. Als Schrottsammler in Ludwigsburg verschwand dabei der ein oder andere Gullydeckel, denn die brachten ordentlich Geld.
Der fantastische Weg nach oben
So richtig los ging es dann erst mit seinem Plattenladen, doch nicht auf die geplante Art. Der Laden „ging in die Hose“. Doch Michi Beck, der damals zum Einkaufen (oder laut Läsker Bär zum „Platten anhören und woanders billiger kaufen“) öfter die Cover der Vinylplatten durchblätterte, sprach ihn irgendwann an, ob er nicht der Manager einer Hip-Hop-Gruppe werden wolle. Zunächst noch als „Terminal Team“ unterwegs, wurden die vier Jungs Smudo, Thomas D, And. Ypsilon und eben Michi Beck unter Andreas Bär Läsker zu den bekanntesten Hip-Hoppern Deutschlands, den Fantastischen Vier.
„Mir hat ihre Konsequenz gefallen, wie sie auf Deutsch gerappt haben.“
Über das Musikbusiness allgemein ist Bär Läsker der Ansicht, dass echte Kunst und große Karrieren einfach passieren. Dabei sei das Gesamtpaket wichtig, Plastikkünstler würden nicht lange funktionieren. Helene Fischer zum Beispiel findet er furchtbar: „Erfolg macht die Musik nicht gut.“ Auf seine Erfahrungen mit Musikern angesprochen macht Bär Läsker deutlich, dass Künstler nicht schwierig, sondern eher speziell seien. Es läge bei der Kunst in der Natur der Sache, dass „ein spezieller state of mind benötigt wird, der oft mit der Realität kollidiert.“ Seine eigene Aufgabe als Manager im Musikgeschäft schätzt er ganz realistisch ein: „Ich schaue, dass der Kühlschrank kalt und die Heizung warm ist.“
„Ob man die Musik seiner Künstler mögen muss? Man muss auf jeden Fall genügend Respekt davor haben, um sie glaubwürdig zu managen.“
Heutzutage, schätzt er, ist es für Künstler und Management deutlich schwerer, Erfolg zu haben. „Zwischen früher und heute liegen Welten.“ Man müsse sich deutlich mehr „Knowledge“ zulegen, vor allem im Social Media-Bereich. Das Geld komme außerdem hauptsächlich über die Live-Auftritt. Downloads und Streaming machen kaum etwas aus, Vinyl und CDs seien schon ergiebiger. „Man kann sich ein Konzert eben nicht runterladen.“
Von DSDS und Veganismus
Auch wenn Bär Läsker als Musikmanager berühmt geworden ist, werden ihn viele aus seiner Zeit als Juror bei DSDS kennen. Obwohl ihm die Show nicht gefiel, wollte er sich im Fernsehen ausprobieren: „Neben dem Schmerzensgeld, das echt okay war, wollte ich wissen, ob ich vor der Kamera funktioniere und was das für einen Impact hat.“ Bohlen sei übrigens ein „totales Arschloch“ und „nicht ganz bei sich.“
„DSDS war schon immer eine schlimme Sendung, aber heute ist es eine Affenshow.“
Als es ums Essen geht, blüht Bär Läsker auf. Er lebt seit zwei Jahren vegan und eröffnete kürzlich in Stuttgart ein veganes Fast-Food-Restaurant. Ein Grund dafür war der wirtschaftliche Erfolg. Der Veganismus mache ihm aber auch Spaß und sei ein großes Thema. „Veganismus kann ich auch nach der Musik bis an mein Lebensende machen. Das beruhigt mich.“
Andreas Bär Läsker hat sich als Macher präsentiert, der fast alles schon einmal ausprobiert hat. Am Ende verschenkt er Ketchup in kleinen Glasbehältern aus seinem Laden und lacht ein tiefes Lachen, das von einem stürmischen Leben zeugt.
Titelbild: Paul Mehnert
Fotos im Artikel: Julia Klaus