Das 16. Filmfest Frauenwelten von Terre des Femmes lädt vom 23. bis 30. November ein, sich mit den Rechten und Missständen rund um Frauen auseinanderzusetzen. Der Eröffnungsfilm „Tanna“ setzt dabei in schlichter, aber atemberaubender Umgebung ein wichtiges Statement für die Liebe.
Beim Filmfest steht ein Generationenwechsel an, demnach war die Eröffnung der Frauenwelten mit viel Abschied und Erinnerungen aufgeladen. Die Gründerin und Filmfestleitung Irene Jung wird sich zum Jahr 2017 zurückziehen- an ihre Stelle tritt Kathrin Frenz. Zusammen mit OB Boris Palmer und Luzia Köberlein, Gleichstellungs- und Integrationsbeauftragte der Stadt Tübingen, wurde über die persönlichen Highlights der letzten Jahre geplaudert. Für Palmer ist es von großer Bedeutung, die Ehrengäste im Rathaus zu empfangen und ihnen dieses und „die heile Welt (in) Tübingen“ zu zeigen.
Köberlein hingegen berichtet über die Erfolge und Projekte von Terre des Femmes, vor allem der aktualisierte §177 aus dem Strafgesetzbuch („Nein heißt Nein“) scheint ihr sehr am Herzen zu liegen. Für Terres des Femmes, so Köberlein, sei das Filmfest ein wichtiger Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit ihrer Organisation. Irene Jung hingegen ist zwar zufrieden mit der männlichen Anzahl ihrer Mitarbeiter, dennoch wünscht sie sich mehr männliche Zuschauer in den Kinosälen. Von den hauptsächlich weiblichen Gästen im großen Saal des Kino Museums erhält sie Zuspruch und Applaus für ihre Aussage, dass es ohne Männer keine Verbesserung der Frauenrechte geben kann.
Die Darstellung der eigenen Geschichte
Themenschwerpunkte des diesjährigen Festivals sind Flucht und Migration, Sexualisierte Gewalt und Frauen als Arbeiterinnen in verschiedenen Lebenssituationen. Der Eröffnungsfilm „Tanna“ von den Australiern Bentley Dean und Martin Butler lässt sich in keine dieser Kategorien wirklich einordnen. Der Film spielt auf der gleichnamigen Südseeinsel im Westpazifik und beeindruckt mit eindrücklichen Landschaftsaufnahmen und durch erstaunliche Authentizität. Diese wird durch die wahre Begebenheit der Geschichte, den originalen Spielorten und dem Stamm der Yakel, die ihre eigene Geschichte nachspielen, generiert.
Die ersten Bilder wirken auf den Stereotyp eines westeuropäischen Zuschauers befremdlich: Urwald, provisorische Hütten, wilde Schweine und Hühner, kaum bekleidete Männer und Frauen. Nachdem die erste Scham bewältigt ist und man sich an nackte Hintern und Brüste gewöhnt hat, fallen einem eine gewisse Harmonie und Ähnlichkeiten zu der eigenen Welt auf. Die Yakel, der Stamm um den sich die primär Geschichte dreht, leben in völligem Einklang mit der Natur. Das geht sogar so weit, dass sie bei Fragen oder in Zeiten des Zweifels ihre Gottesmutter, den Vulkan Yasur befragen. Dieser wird im Verlauf des Filmes immer wieder gezeigt und sorgt für spektakuläre Naturaufnahmen. Wie auch bei uns dreht es sich ansonsten um Grundthemen des menschlichen Zusammenlebens: Liebe, Krieg, Tradition, Familie, Frieden.
Ein Sieg für die Liebe?
Im Fokus der Geschichte stehen das junge Liebespaar Wawa und Dain. Ihnen bleibt jedoch ein glückliches Zusammensein verwehrt, da Wawa dem Stamm der Imedin als Braut versprochen ist. Für sie, ihre Familie und den Stamm der Yakel ist die Verbindung der Stämme in Form einer Hochzeit zwischen Wawa und dem Enkel des Häuptlings der Imedin essenziell, um einen Krieg, fortlaufendes Morden und Angriffe untereinander zu verhindern. Wawa kann diese Entscheidung allerdings nicht mit ihrem Herzen vereinbaren und flieht mit dem verstoßenen Dain in die wilde Natur der Insel Tanna. Doch auch hier soll ihr Glück nicht lange Bestand haben…
Eine zweite interessante filmische Ebene entsteht durch die Figur der Selin. Sie ist die Schwester von Wawa und könnte umgangssprachlich als ein kleiner „Fetz“ bezeichnet werden. Die quirlige Achtjährige bringt nicht nur geheime Einblicke in die Situation Wawas, sondern repräsentiert auch die nachkommende Generation, für die Wawas selbstbestimmte Entscheidung durchaus folgenreich sein wird.
Der Film wird erneut am 26.11. im Kino Waldhorn und am 29.11. im Kino Museum ausgestrahlt. Weitere Informationen zum Filmprogramm, Bildquellen, Workshops und den Frauenwelten sind zu finden unter: http://www.frauenrechte.de/film/
Foto: Frauenwelten Homepage; siehe Link oben