Ein Abend, drei Gänge, zwölf neue Kontakte – das ist das Prinzip eines Running Dinners! Am 4. Mai steigt in Tübingen die erste Auflage des Koch-und-Kennenlern-Formats in Kooperation mit Viva con Agua. Kupferblau sprach mit Organisator Pablo Streich sowie Melissa Palamutcu und Ylva Widmer von Viva con Agua Tübingen über die Zusammenarbeit, den Ablauf und den integrativen Charakter des Dinners.
Pablo, was war das Verrückteste, was du bei einem Running Dinner gegessen hast?
Pablo Streich: Im Februar, als das zuletzt in Tübingen stattfand, war ich bei einer brasilianischen Austauschstudentin. Die hat einen unfassbar leckeren Soja-Eintopf gemacht. Das war wirklich ein geschmackliches Erlebnis. Danach haben wir uns noch länger über Brasilien unterhalten. Das war ein klasse Austausch, zu dem es ohne das Running Dinner nie gekommen wäre.
Wie läuft ein Running Dinner ab?
Streich: Das Running Dinner besteht aus drei Gängen – einen davon kocht man mit seinem Dinner-Partner, für die anderen beiden besucht man zwei andere Teams. Zu jedem Gang kommen drei Teams zusammen. Der Dinner-Abend selbst geht um 18.30 Uhr mit der Vorspeise los. Wenn dein Team die Vorspeise gekocht hat, zieht ihr danach weiter zum Hauptgang und anschließend zum Dessert. So kommt ihr zu jedem Gang mit vier anderen Teilnehmern zusammen. Das heißt: Du lernst im Laufe des Abends zwölf neue Leute kennen, die du vermutlich in deinem Leben noch nie getroffen hast.
„Ein Dinner mit zwölf Leuten, die man noch nie getroffen hat“
Running Dinner in Tübingen… das gab es schon öfter. Was ist jetzt anders?
Streich: Bislang fand das oft in kleineren Gruppen bis 50 Personen statt. Zusammen mit einer Freundin habe ich das letzte Dinner im Februar organisiert. Das lief so gut, dass ich mir dachte: Lass das in größerem Stil machen! Deswegen habe ich dann Viva con Agua angesprochen.
Ylva Widmer: Wir kannten diese Kooperation schon aus anderen Städten und fanden das immer interessant. Insofern war es perfekt, dass Pablo auf uns zukam. Unser Netzwerk hat die Möglichkeit, die Idee vom Running Dinner noch besser zu verbreiten.
Was hat Viva con Agua selbst davon?
Melissa Palamutcu: Nach dem Running Dinner veranstalten wir eine große Aftershow-Party im Schlachthaus. Der Eintritt wird komplett an Viva con Agua gespendet. Außerdem wollen wir mit dem Event auf uns aufmerksam machen – aber auf eine ungezwungene Art. Wir wollen nicht belehrend rumstehen, mit dem Geldkässchen klingeln und den Leuten ein schlechtes Gewissen machen. Die Leute sollen Spaß haben und dabei Gutes tun. Alle können feiern und zugleich durch ihr Kommen anderen helfen.
„Essen ist Integration“
In anderen Städten sollen über das Dinner sogar Beziehungen entstanden sein. Wie wichtig ist der soziale Faktor?
Streich: Das ist das Tolle: Man kommt intensiv mit Leuten ins Gespräch, die man sonst nie treffen würde. Klar, bei Partys geht das auch – aber nicht in so einer so lockeren Atmosphäre.
Widmer: …das Running Dinner ist sicher die bessere Alternative zu Tinder (lacht).
Streich: Es heißt nicht umsonst: Liebe geht durch den Magen.
Du hast im Vorfeld unseres Gesprächs erzählt, dass ihr bewusst auf ausländische Studierende und Flüchtlingseinrichtungen zugeht. Wieso?
Streich: Wir wollen diese Leute mit ins Boot holen und dafür sorgen, dass sie hier in Kontakt mit anderen jungen Leuten kommen. Und wie ginge das besser als durchs Essen? Essen ist Integration, finde ich, egal aus welcher Kultur man kommt. Deswegen ist auch angepeilt, das Dinner immer zu Semesterbeginn zu veranstalten. Es soll Zugezogenen und Erstsemestern die Möglichkeit bieten, in die Stadt reinzufinden und neue Leute kennenzulernen.
„Du kannst auch Nudeln mit Pesto kochen – total egal!“
Abschließend noch: Was ist wichtig, um am Dinner teilzunehmen?
Streich: Nichts – außer dass man Spaß daran hat, neue Leute kennenzulernen. Und: Im studentischen Umfeld hat man oft ja nicht so viel Platz oder keinen großen Esstisch. Da muss man auch mal improvisieren – aber das macht auch den Reiz aus.
Muss man Sternekoch sein?
Streich: Überhaupt nicht. Ich höre immer wieder von Freunden: ‚Ich würde gern mitmachen – aber ich kann nicht kochen.’ Du kannst auch Nudeln mit Pesto kochen – das ist total egal. Letztlich ist es wichtig, zusammen an einem Tisch zu sitzen, neue Leute kennenzulernen und Spaß zu haben.
Das Running Dinner x Viva con Agua findet am 4. Mai (ab 18.30 Uhr) in Tübingen statt. Die Anmeldung ist bis zum 3. Mai (12 Uhr) möglich unter rudirockt.de – und das völlig kostenlos. Im Anschluss an das Dinner steigt ab 23 Uhr die Aftershow-Party im Schlachthaus. Mehr Infos zu Dinner und Party unter http://www.facebook.com/runningdinnertuebingen.
Viva con Agua ist ein gemeinnütziger Verein, dessen Arbeit unter dem Begriff WASH läuft – water, sanitation, hygiene. Dazu gehört nicht nur Bildungsarbeit, sondern auch technische Hilfe wie der Bau von Brunnen oder sanitären Anlagen in Entwicklungsländern. Wer Lust hat, sich bei VcA zu engagieren: Die Tübinger Crew trifft sich jeden ersten Montag im Monat, 20 Uhr, im Epplehaus (www.facebook.com/vivaconaguatuebingen).
Fotos: Joshua Wiedmann
Infografik: Running Dinner x Viva con Agua