Filme in 3D – Das Kino der Zukunft?

Die anfangs noch belächelte 3D-Technik sorgt spätestens seit dem Megaerfolg von Avatar weltweit für Furore. Kleinere Kinos könnten bei den großen Investitionen in die moderne Technik jedoch auf der Strecke bleiben. Der Tübinger Kinobetreiber Volker Lamm sprach mit uns über Chancen der 3D-Filme und das Kino von Morgen.

Von Michael Hellstern

Milla Jovovich rennt um die Ecke einer Häuserwand. Hinter ihr schlagen Kugeln in die Wand ein, Gesteinssplitter lösen sich und spritzen dem Zuschauer scheinbar in die Augen. In atemberaubender Zeitlupe dreht sich Milla und feuert aus zwei Maschinenpistolen auf ihre Gegner. Die dreidimensionalen Kugeln fliegen im Horror-Blockbuster „Resident Evil: Afterlife“ dem Kinozuschauer buchstäblich um die Ohren. Noch Anfang 2009 wurde die neue Technik mit viel Skepsis betrachtet. Erst der Erfolg von „Ice Age 3“ und des Blockbusters „Avatar“ etablierte das neue Medium fest in den deutschen Kinos. Die Branche befindet sich im Wandel und mitten in einer technischen Revolution: Immer mehr Kinosäle rüsten auf digitale Projektion um. Die neuen Projektoren werden nicht mehr mit analogen Filmstreifen, sondern mit gewaltigen Datenmengen gefüttert. Geschädigte und unscharfe Filmkopien gehören mit der Digitalisierung der Vergangenheit an. Allerdings sind die Investitionen in die neue Technik enorm, wie Volker Lamm, Kinobetreiber der Tübinger Kinos „Blaue Brücke“ und „Museum“ berichtet: „Für den Projektor in einem Kinosaal mussten wir 80.000 € bezahlen, für die 3D-Technik dann nochmals 40.000 €.“

Angesichts der Höhe dieser Ausgaben stellt sich die Frage, ob kleinere Kinos ohne 3D-Technik wirtschaftlich noch überleben können. Stefan Paul, Betreiber der Tübinger Kinos „Arsenal“ und „Atelier“, sieht die 3D-Filme aber nicht als Konkurrenz für sein Kino: „Unsere Zielgruppe ist eher ein älteres Publikum, da wir Arthouse-Filme zeigen. Die 3D-Filme richten sich an ein junges Publikum, das nicht zu uns, sondern lieber in Filme mit mehr Action geht.“ Tübingen mit seinem studentischen Klientel dürfte den Arthouse-Kinos auch in Zukunft noch genügend Zuschauer bescheren. Bundesweit sieht das jedoch vor allem in ländlichen Gegenden anders aus: 2009 schlossen 49 Kinos mit 76 Leinwänden. In 25 Orten verschwand damit auch das letzte Kino.

Aber auch Volker Lamm ist mit den Besucherzahlen in seinen 3D-Kinos noch nicht völlig zufrieden: „Das bisherige Problem ist die Filmauswahl. Es gibt viel zu viele Animationsfilme in 3D. Darunter sind Filme wie Toy Story 3, die in den USA große Publikumsrenner sind, die aber in Deutschland nur wenige sehen wollen. Die verstärkte Verfilmung der Realfilme fängt jetzt erst so richtig an.“

Die Frage bleibt, wie lange es dauert bis sich der „Neuigkeitswert“ der 3D-Filme abschleifen wird. In Zeiten in denen mehr als sonst auf das Geld geschaut wird, macht sich der deutlich höhere Eintrittspreis auf jeden Fall bemerkbar. Hinzu kommt, dass sich dem Kino große Konkurrenz entgegenstellt. Bereits im vergangenen Weihnachtsgeschäft gab es 25 Kinofilme in 3D und Blu-ray- Scheiben im Handel, 150.000 3D-Fernseher wurden verkauft. Bisher kostete ein solcher Flachbildfernseher noch durchschnittlich 2000 Euro. Der Branchenverband Bitkom rechnet aber mit deutlich fallenden Preisen und bis 2015 mit acht Millionen verkauften 3D-Fernsehern in Deutschland. Volker Lamm blickt jedoch entspannt auf die Konkurrenzsituation: „Ich denke, dass es in absehbarer Zeit keine wirkliche Konkurrenz zum Kino geben wird. Die größere Leinwand und die neuen schärferen Projektoren werden die Leute auch zukünftig ins Kino locken. Bei den privaten Fernsehsendern muss man immer noch viel Geld für Fernsehen in 3D und HD bezahlen.“

In diesem Jahr stehen dem 3D-Kino eine Menge neuer Blockbuster ins Haus. Steven Spielbergs Verfilmung von „Tim und Struppi“, der neue Teil von „Fluch der Karibik“ und der abschließende Harry-Potter-Teil werden alle in 3D zu sehen sein und sicher für starken Umsatz sorgen. Nicht nur deshalb sieht Lamm optimistisch in die Zukunft des Kinos: „ Solange wir uns den technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen anpassen, werden Kinos immer überleben können. Seit einiger Zeit haben wir auch verstärkt älteres Publikum in den Filmen, während sich Jüngere viele Filme zuhause über das Internet anschauen.“ Der demographische Wandel kommt dieser Entwicklung aber entgegen und scheint die Tübinger Kinos vor keine großen Schwierigkeiten zu stellen.

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