Shawn Raisig im Interview über ihr Lieblingsbuch „On Beauty“ von Zadie Smith
Shawn Raisig M.A. arbeitet am Englischen Seminar der Philosophischen Fakultät. Die Amerikanerin spricht über ihr Lieblingsbuch und erzählt, warum sie lieber auf Englisch liest.
kupferblau: Guten Tag Frau Raisig, wie heißt Ihr Lieblingsbuch und worum geht es darin?
Shawn Raisig: Das Buch heißt „On Beauty“ von Zadie Smith und war die Empfehlung einer Freundin. Es geht um zwei Familien, die Belseys aus Amerika und die Kipps aus England. Das Buch handelt von den Beziehungen in den Familien und zwischen den zwei Familien, zwischen denen es dann Zerwürfnisse gibt.
Was hat der Titel mit dem Buch zu tun?
Ich habe einige „Reviews“ über das Buch gelesen und das haben sich auch alle gefragt. Eigentlich sind alle Beziehungen in dem Buch zerbrochen, zum Beispiel in der Familie Belsey. Der Mann und die Frau, Howard und Kiki, haben keine gute Beziehung. Er geht fremd, mehr als einmal, und sie ist ganz deprimiert. Es gibt wenige Beziehungen in dem Buch, die schön sind. Man muss gucken, ob einige Beziehungen in dem Buch, die nicht so offensichtlich oder normal sind, nicht eigentlich die schönen Beziehungen sind. Zum Beispiel Frau Belsey und Frau Kipps, die werden Freundinnen.
Das erwartet man eigentlich nicht, aber die kommen irgendwie zusammen und das ist etwas Schönes. Es ist eigentlich alles total schade, aber man liest das Buch und es ist witzig, wie Zadie Smith alles beschreibt, vielleicht hat das auch etwas mit dem Titel zu tun.
Was macht dieses Buch denn zu einem Ihrer Lieblingsbücher?
Dass man sehr viel über alle Charaktere lernt, das ist mir sehr wichtig. Wenn ich einen kürzeren Roman lese, dann sind die Charaktere nicht so dynamisch und man lernt nicht viel über sie. Hier ist die Tochter der Kipps zum Beispiel nicht nur eine Tochter, sondern auch die Geliebte von Howard. Außerdem gibt es Konkurrenz zwischen ihr und der Tochter der Belseys. Man sieht eine Person sehr vielfältig und so sind Menschen ja auch. Ich bin nicht nur die Frau von meinem Mann, sondern auch eine Kollegin und eine Tochter.
Warum faszinieren Sie Bücher so, die von zerbrochenen Beziehungen handeln?
Keine Beziehung ist perfekt, jede Beziehung ist zerbrochen, wirklich. Vielleicht nicht komplett, aber es gibt Risse in jeder Beziehung. Ich mag es überhaupt nicht, in der Realität nicht und in Büchern auch nicht, wenn es so dargestellt wird als wäre alles perfekt, denn es ist nicht alles perfekt. Wenn ich so etwas lesen kann in einem Buch, dann ist es wirklich wie eine Beschreibung der Realität.
Haben Sie einen Lieblingscharakter in dem Buch?
Der Charakter der mich am meisten fasziniert ist Levi, der jüngste Sohn in der Belsey-Familie, der hat eine verrückte Familie. Der Vater ist aus England und weiß, die Mutter ist Amerikanerin und schwarz. Die Familie ist atheistisch, doch der ältere Bruder entscheidet sich für das Christentum. Die mittlere Schwester hat ihre eigenen Probleme. Er als der Jüngste wird oft übersehen, aber er ist sehr intelligent, sieht gut aus und arbeitet sehr hart. Er geht seinen eigenen Weg und sucht irgendeine Gesellschaft, die er in seiner Familie nicht findet. Überall, wo er hinkommt ist er in einer Führungsposition, egal wo er arbeitet. Ich finde ihn toll, er macht zwar Fehler, aber zumindest versucht er, alles richtig zu machen. Er möchte sein Leben ändern und tut etwas dafür.
Lesen Sie Bücher nur auf Englisch oder auch auf Deutsch?
Ich lese fast nur auf Englisch, das ist ganz schlimm! Für mich ist das Lesen von Romanen zur Freude und Entspannung. Wenn ich entspannen möchte, dann lese ich schöne Geschichten und für mich ist es einfacher und schneller, auf Englisch zu lesen. Ich lese meistens abends, denn wenn ich schon sehr müde bin, will ich nicht viel denken. Ich möchte einfach rein in die Geschichte und keine Wörter nachschlagen müssen.
Das Interview führte Fabian Buslaff