In Tübingen erhalten die Hiwis seit 2012 kein Weihnachtsgeld mehr – dafür ein bisschen mehr Lohn
Letztes Jahr wurde den studentischen und wissenschaftlichen Hilfskräften (Hiwis) an der Universität Tübingen das Weihnachtsgeld gestrichen. Zwar wurden die Löhne ein wenig angehoben – gerecht finden die Hiwis das aber nicht.
von Daniel Hadwiger
Die Weihnachtszeit ist eine Zeit der Gaben und der Geschenke. Ganz in diesem Sinne wurde einigen Hiwis in den letzten Jahren im Dezember ein Weihnachtsgeld ausgezahlt. Diese Jahressonderzahlung betrug je nach Arbeitsvertrag durchschnittlich zwischen 50 und 150 Euro. Das Weihnachtsgeld betrug etwa 80 % eines Monatsgehaltes, damit konnte die Heimfahrt und Geschenke in der Weihnachtszeit bezahlt werden. Im letzten Jahr wurde das Weihnachtsgeld gestrichen. Obwohl dies bereits Anfang 2012 entschieden wurde, haben viele Hiwis das erst Anfang des Wintersemesters erfahren. Daraufhin legten sie Beschwerde beim Rektorat eingelegt.
Thea Nesyba ist eine von 2130 Hiwis an der Universität Tübingen und beharrt auf ihr weihnachtliches Recht. Seit vier Jahren arbeitet Thea Nesyba als Hiwi, mittlerweile am Lehrstuhl für Romanistik. Da sie 45 Stunden im Monat arbeitete, erhielt sie 2011 über 300 Euro Weihnachtsgeld. Für Thea Nesyba war das Weihnachtsgeld zudem auch ein symbolisches Dankeschön für die vielen unbezahlten Überstunden. Das Weihnachtsgeld erhielt man allerdings nur, falls man bis zum 1. Dezember des Vorjahres angefangen hatte zu arbeiten. Das traf nicht auf alle Hiwis zu und dies ist auch einer der Gründe, warum das Weihnachtsgeld gestrichen wurde. Im Gegenzug wurden die Vergütungssätze auf die erlaubte Höchstgrenze hochgestuft. So verdient eine ungeprüfte Hilfskraft seit 1. April 2012 nun 8,67 Euto pro Stunde, also 0,28 Euro mehr. Von der neuen Regelung profitieren die Hiwis, die kurzzeitig und weniger arbeiten. „Aber Gerechtigkeit ist doch nicht, wenn niemand mehr Weihnachtsgeld bekommt“, protestiert Thea Nesyba. Die Erhöhung der Löhne gleicht das fehlende Weihnachtsgeld bei ihr nicht aus. Dieser Meinung sind auch viele andere. Innerhalb einer Woche konnten so über 1000 Unterschriften gegen die Streichung des Weihnachtsgeldes gesammelt werden. Diese wurden am 29. November Rektor Prof. Bernd Engler übergeben.
Das Weihnachtsgeld wird jedoch nicht wieder eingeführt. Dr. Andreas Rothfuß, als Kanzler der Universität Tübingen für Finanzen zuständig, erhofft sich vom neuen System eine gerechtere Bezahlung. So wurde die Streichung des Weihnachtsgeldes als sinnvoll angesehen, da nur die Hiwis davon profitierten, die seit Anfang Dezember des Vorjahres angestellt waren. Nun habe man die Löhne für alle Hiwis auf den erlaubten Höchstsatz hochgestuft, auch um die Inflation auszugleichen. Die Institute hätten nun mehr Geld zur Verfügung. „Die Universität als Ganzes hat nichts eingespart“, betont Andreas Rothfuß. In Baden-Württemberg haben außer Freiburg und Mannheim bereits sämtliche Universitäten das Weihnachtsgeld gestrichen, Proteste gab es dort keine. Die einzelnen Institute seien nun von der Auszahlung des Weihnachtsgeldes befreit und könnten zusätzliche Stunden oder Hiwi-Stellen anbieten. Seit Einführung der Studiengebühren 2007 sei der Bedarf an Hiwi-Stellen gestiegen, nun hoffe man, den Studierenden damit zusätzliche Verdienstmöglichkeiten geschaffen zu haben.
Thea Nesyba ärgert jedoch nicht nur, dass sie nun kein Weihnachtsgeld mehr bekommt, sondern auch, wie sie davon erfahren hat. Nämlich erst sehr spät. Dabei stand die Streichung der Jahressonderzahlung seit Januar 2012 fest. Andreas Rothfuß verweist auf die einzelnen Institute, die eine Nachricht von der Streichung des Geldes erhalten hätten und diese an die Hiwis weitergeben hätten sollen. Eine Sammelmail an alle Hiwis sei nicht möglich gewesen, da diese nicht organisiert oder im Personalrat vertreten sind.
Wenn die Hiwis nun auch kein Weihnachtsgeld mehr bekommen, so führte die Streichung des Geldes vielleicht doch noch zu weihnachtlichen Geschenken: In der gemeinsamen Wut haben sie sich organisiert und gegen die Streichung des Weihnachtsgeldes protestiert. Wenn die Hiwis an der Universität Tübingen in der Folge des Protests einen ständigen Sitz in einem Gremium der Universität bekämen, dann war nicht alles umsonst.