„C’est nul, la souffrance!“

Aussagekräftige Porträts und das Ende einer Ära von sorglosem Luxus – davon erzählt die Regisseurin und Schauspielerin Valeria Bruni-Tedeschi in ihrem neuen Film „Un Château en Italie“ (Ein Schloss in Italien). Es ist der dritte Baustein einer autobiographisch inspirierten Reihe, der am 30. Oktober 2013 in die französischen Kinos kam und in Tübingen im Rahmen der Französischen Filmtage gezeigt wurde.
Sie sind Italiener, leben in Paris und unterhalten ein beschauliches Domizil in Piemont: Louise (Valeria Bruni-Tedeschi), ihr Bruder Ludovico (Filippo Timi) und ihre Mutter Marisa, deren Rolle von Marisa Borini gespielt wird.

Bislang mussten sie sich um Geld keine Sorgen machen, denn der verstorbene Vater hatte ein stattliches Vermögen hinterlassen. >>Un Château en Italie<< erzählt vom Ende eines Lebensstils: vom Leben im Schloss, von Bediensteten und teuren Kunstwerken. Aber die Zeit ist nicht stehen geblieben. Das väterliche Vermögen ist aufgebracht und die AIDS-Erkrankung des Sohnes schlägt weitere Löcher in die Kasse.

>>chacun son sperme, chacun son mari<<
Der Film ist eine Tragikomödie, nicht nur deshalb, weil tragische und komische Momente Hand in Hand gehen. Auch die episodische Gestaltung und die Anhäufung von Problemen und Alltagsverwirrungen unterstreichen das Genre. Zentral und sinnbildlich für diese Zerstreutheit steht die Protagonistin Louise: mit ihren fast 44 Jahren versucht sie verzweifelt, die biologische Uhr zu überlisten und von ihrem jungen Freund Nathan (Louis Garrel) schwanger zu werden, der jedoch gar nicht Vater werden will.

Durch ihre Selbstverliebtheit verliert sie nicht nur ihren geliebten Bruder aus den Augen, sondern lässt noch weitere Personen als gescheiterte Existenzen am Wegrand zurück: So etwa ihre Jugendliebe Serge, der arbeitslos, vom Alkohol und den Geldgeschenken der Familie abhängig, nie von Louise loszukommen scheint.

 >>Anche i ricchi piangon<< – auch die Reichen weinen
Die Regisseurin lässt nicht nur die Darsteller selbst, sondern auch symbolisch inszenierte Objekte erzählen. So wird mit dem Bild des kranken Kastanienbaums, der im Garten das Anwesens steht und sprichwörtlich >>ausgetauscht<< werden muss, die unheilbare Krankheit des Sohnes auf den Plan gebracht. Am Tag seiner Beerdigung wird der besagte neue Kastanienbaum aus Österreich angeliefert und eingesetzt, was den Rahmen der Trauerfeier sprengt und den Zuschauer mit einem ambivalenten Gefühl zurücklässt.

Valeria Bruni-Tedeschi liefert in „Un Château en Italie“ Einblicke in die menschliche Psyche, was stellenweise betroffen macht. Dadurch, dass diese Situationen jedoch immer wieder ins Groteske abgewendet werden, entsteht eine kraftvolle Mischung der Genres, die den Film originell macht.

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