© Tobias Karrer

„Eine Banane ist wie die Liebe, machst du sie einmal auf, kannst du alles von ihr haben.“Nein, dies ist kein Artikel über sexaffine, gläubige Obsthändler, sondern über das  einmal im Monat stattfindende Impro-Theater im Café Haag.
 

Drinnen ist es gemütlich warm, aber schon eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn gerammelt voll. Dicht an dicht steht das überwiegend junge Publikum im schummrigen Licht. Manch einer schafft es, sich bis zur Bar vorzukämpfen, um sich noch mit einem frisch gezapften Feierabendbier oder heißem Kaffee zu versorgen. Um dann schließlich in einem Balance-Akt, möglichst ohne auf sich und andere zu kleckern, wieder zu seiner Gruppe zurückzufinden. Ein „Hallo“ hier, ein „Hallo“ da, viele kennen sich.
Alles spontan, alles frei, alles zu hundert Prozent improvisiert!
Heute Abend ist, wie jeden vorletzten Mittwoch im Monat: Impro im Café. Es ist ein Theaterformat, bei dem zusammen mit dem Publikum entschieden wird, was gespielt wird. Alles spontan, alles frei, alles zu hundert Prozent improvisiert! Hinter der verhältnismäßig großen Bühne ist ein dunkles Tuch aufgehängt worden, davor eine ebenfalls schwarz verkleidete Stellwand. Links ein Keyboard, rechts Ledersitzbänke. An der Decke ein paar kleine Kronleuchter. Schlicht. Plötzlich verändert sich die Stimmung, Musik ertönt. Hannah, die Moderatorin in schwarzer Weste, stürmt auf die Bühne, gefolgt von sechs Schauspielern: Sina, Laura, Matthias, Jörg, Constantin und Sarah müssen sich heute Abend den Aufgaben des Publikums stellen. Lasset die Spiele beginnen: „Lalala… Impro im Café- Olé!“
Lasset die Spiele beginnen
Die nächsten zwei Stunden werden Bananen und Hautcremes auf die Bühne geworfen, Speed- Dating praktiziert,  im „Diabetikerverein“ über Schokokuchen referiert, es wird übereinander hergefallen, gemeinsam auf einem fiktiven goldenen Karussell getanzt und eine Zombieapokalypse im Flugzeug heraufbeschworen. Ununterbrochen von den Vorschlägen des Publikums inspiriert.Sina glänzt mit Dialekten, egal ob sächsisch, berlinerisch oder español: sie kann sie alle. Immer präsent ist auch Tobi, der Klavierspieler, der die musikalische Untermalung der Szenen grandios umsetzt.  Zwischendurch wird ein Liedchen geträllert. Der Gesang, nun gut! Es ist ja Theater und kein Konzert.
…es wird übereinander hergefallen, gemeinsam auf einem fiktiven goldenen Karussell getanzt und eine Zombieapokalypse im Flugzeug heraufbeschworen.
Als roter Faden ziehen sich Zettel mit Zitaten, welche auf dem Bühnenboden verteilt sind, durch die Veranstaltung. Heute, anlässlich des Buß- und Bettages: Bibelzitate. So lautet zum Beispiel die UniBib-Verhaltensregel Nummer Eins für Erstsemester neuerdings: „So gehe hin und iss dein Brot mit Freunden, trink deinen Wein mit gutem Mut.“ Auch dass die Thematik, wie soll es auch sonst sein, sich hauptsächlich um Sex, Liebe und noch mehr Sex dreht, stört nicht. Ganz egal ob bei der Rosamunde-Pilcher-Parodie oder dem heimlichen Rummachen der Theologie Studenten hinter dem Bücherregal. Abwechslungsreicher ist da der Konkurrenzkampf um die Wahl des Weinkönigs, in dem Jörg als Favorit Karl Klammer wunderbar schleimig alle Klischees bedient.
Man verlässt das Café Haag mit einem schönen Gefühl, das trotz der kalten Luft, die einen unmittelbar wieder in Empfang nimmt, bleibt.Wir freuen uns also auf den 18. Dezember, wenn es wieder heißt „1,2,3…IMPRO!“

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