Die „Nightline“ Tübingen e.V. bietet seit nunmehr drei Jahren Studierenden die Möglichkeit eines Zuhörtelefons. Stress, Ärger oder Kummer hat jeder mal. Egal ob in der Familie, mit Freunden, im Studium oder in der Beziehung – das Leben kann einen schnell zum Straucheln bringen.
In diesen Situationen ist man immer froh, wenn man jemanden hat, mit dem man über seine Probleme offen und ehrlich reden kann. Das wohl allgemein bekannte „jemanden sein Herz ausschütten“ oder „sich alles von der Seele reden“. Und genau an diesem Punkt setzt die „Nightline“ an. Sie ist ein Zuhörtelefon, organisiert und verwaltet von Studierenden für Studierende. Anonym – vertraulich – unabhängig und vorurteilsfrei.
Der richtige Gesprächspartner
Über persönliche und teils intime Angelegenheiten zu sprechen, ist nicht immer einfach. „Oft hält Scham oder Angst die Menschen zurück, mit Freunden oder Verwandten zu reden. Manchmal kann es aber auch sein, dass die Anrufer einfach niemanden haben, mit dem sie sich austauschen können!“ Lena* ist ehrenamtliches Mitglied und seit Anfang an dabei. „Bei uns steht das Zuhören im Vordergrund. Den Menschen ein offenes Ohr zu schenken und sie bestimmen zu lassen, wie lange worüber gesprochen wird, ohne dabei Namen zu nennen.“
Professionelle Hilfe?
Der Verein möchte auch nicht, dass ihr Angebot mit denen der professionellen Beratungsstellen gleich gesetzt wird, obwohl pro Abend etwa drei Leute anrufen. Die „Nightline“ beschränkt sich auf das Zuhören, vermeidet aber direkte Ratschläge oder Ähnliches.
Als ehrenamtliche Helfer sind Lena und ihre Mitstreiter nicht dafür ausgebildet, professionelle Hilfe zu leisten, und das ist auch nicht das Ziel der ursprünglich britischen Initiative. Vielmehr möchte die „Nightline“ Hilfe durch Selbsthilfe erreichen. Zum Beispiel, indem im Gespräch gemeinsam reflektiert wird – In welcher Situation befindet sich der Anrufende gerade? Was genau ist das Problem und was für Möglichkeiten ergeben sich nun?
Das Zuhören – eine unterschätzte Kunst
„Wenn man dann am Ende des Gesprächs merkt, dass dem Anrufer wirklich geholfen werden konnte, ist das auch ein gutes Gefühl für einen selbst. Es zeigt, dass das einfache, aber aufrichtige Zuhören für den Anfang oft das Richtige sein kann!“
Nach wie vor ist Lena von der Arbeit der „Nightline“ überzeugt und empfiehlt sie als ehrenamtliche Arbeit – auch für Studierende. Und möglicherweise zählt der Verein bald ein paar Mitglieder mehr, denn schon Michael Ende sagte:
„Das ist doch nichts Besonderes, wird nun vielleicht mancher Leser sagen, zuhören kann doch jeder. Aber das ist ein Irrtum. Wirklich zuhören können nur ganz wenige Menschen.“
Immer montags und mittwochs, von 21:00 bis 01:00 Uhr, können Studierende bei der „Nightline“ Tübingen anrufen oder eine Email schreiben und über ihre Probleme sprechen.
Weitere Informationen:
http://www.nightline-tuebingen.de
Nummer: 07071 / 8895 440 (Mo+Mi 21:00-1:00 Uhr)
Email: tuebingen@nightline.eu
Zitat: Michael Ende: Momo. Stuttgart: K.Thienemanns Verlag 1973
Fotos: Nightline privat
*Der Name des „Nightline“-Mitglieds wurde von der Redaktion geändert, um dessen Anonymität zu gewährleisten.