Alljährlich in der Adventszeit öffnet sich in Esslingen ein Tor zum Mittelalter. In der von Fachwerkhäusern geprägten Altstadt findet der mittelalterliche Weihnachtsmarkt statt. Eine große hölzerne Pforte markiert den Übertritt in eine mehr als 600 Jahre zurückliegende Welt.
Die Reichsstadt Esslingen
Esslingen war bereits im Mittelalter eine pulsierende Lebensader für die Region. Eine der wichtigsten Handelsrouten führte von Flandern über Esslingen bis nach Venedig. Durch die ansässigen Staufer baute Esslingen sein Einflussgebiet zunehmend aus und wurde schlussendlich von Friedrich I Barbarossa Ende des zwölften Jahrhunderts zur Reichsstadt ernannt. So unterstand Esslingen direkt dem König.
Auf diese Wurzeln berufend, findet jedes Jahr der Weihnachtsmarkt mit angeschlossenem Mittelaltermarkt statt. Eine gelungene Zeitreise in die Vergangenheit.
Glühwein, Zimt und der finnische Honig
Nur wenige Gehminuten sind es vom Hauptbahnhof in die Esslinger Altstadt. Im Schatten der mächtigen Stadtkirche St. Dionys liegt der Weihnachtsmarkt. Es riecht nach Glühwein, Zimt und süßem Gebäck. Schon von Weitem zieht die „Glühweinpyramide“ alle Blicke auf sich. Hoch ragt sie über die restlichen Stände hinaus. Ein kleiner Geheimtipp ist jedoch der Stand von Lappi-Hunaja, dem Honig aus Finnland. Eine riesige Auswahl an Honig- und Senfspezialitäten werden mit klangvollen Namen wie Eisblume, Arktischer König oder Elchs Ruf Senf angeboten. Jede einzelne Gaumenfreude darf gerne und mehrmals gekostet werden.
Zaubertrank und Liebesrollen
Direkt im Anschluss befindet sich der Mittelaltermarkt. Wer durch das große hölzerne Tor tritt, findet sich in einer anderen Welt wieder. Hier wird ausschließlich in Talern oder Silberstücken bezahlt und niemand sollte verwundert sein, wenn Waren lautstark angepriesen werden. Wer auf der Suche nach einem außergewöhnlichen Weihnachtsgeschenk ist, wird hier fündig. Vom Bürstenmacher über Glasbläser und Kerzenzieher bis hin zum Schmied und „Zaubertrankbrauer“ – das alles ist dabei.
Selbst Schandflecken und Liebesrollen, das selbst ernannte beste Gebäck weit und breit, wird aus voller Kehle vom Bäcker angepriesen. Gemunkel und Geflüster verdichten sich jedoch zu einer Empfehlung unter der Hand. Die Orient-Spezery hat süße Speisen aus Fernost im Gepäck. Ein wahrer Genuss ist das afghanische Shir Pera, das traditionell zum Mokka gereicht wird.
Wer jedoch nach einer weiteren neuen Erfahrung sucht und neben Feuerspuckern, Musikern und Gauklern noch nicht tief genug in das Mittelalter eingetaucht ist, dem sei ein Besuch des öffentlichen Badezubers wärmstens empfohlen. Doch Vorsicht, die Badezuberin haftet ausdrücklich nicht für einen möglichen Verlust der Jungfräulichkeit!
Anreise:
Mit der Deutschen Bahn oder S-Bahn bis zum Esslinger Hauptbahnhof (eine knappe Stunde von Tübingen aus). Mit dem Auto über die A8 oder B10, in der Stadt einfach dem Parkleitsystem folgen.
Ein Shuttlebus für die nähere Umgebung wird ebenfalls angeboten.
Weitere Informationen und das Programm:
https://www.esslingen-marketing.de/mwm
Der Mittelaltermarkt hat noch bis zum 22.12.2015 täglich geöffnet.