Mit Bill Gates gegen Krebs
Den Schritt zum Start-Up ist vor 24 Jahren auch Steffen Hüttner gegangen. Hüttner, 52, leitet heute in Tübingen eines der größten Bio-Informatik-Unternehmen Baden-Württembergs. Für den Biochemiker, der auch in Tübingen studierte, war der Schritt damals logisch. „Im Studium habe ich genau das gemacht, was mir schon in der Schule Spaß gemacht hat. Und an der Uni beschloss ich dann, dass ich eine Firma gründen will“, sagt er. Hüttners Firma HB Technologies sitzt im Ländle, die Tochterfirma Intavis in Köln.
Er ist auch transatlantisch aufgestellt – mit einer Zweigstelle in Chicago.
Dass das kleine Tübingen auf dem Weg zu einem Hot-Spot für innovative Forschung sein könnte, beteuerten viele nach der Millioneninvestition von Bill Gates. Der Erfinder von Microsoft interessierte sich für die Tübinger Firma Curevac. Nach einem Treffen in einem Pariser Hotel schien er überzeugt und investierte im März 2015 über seine Stiftung 46 Millionen Euro in das Tübinger Unternehmen. Curevac arbeitet unter anderem an einem Impfstoff gegen Krebs.
Doktor in Amerika
Die Augen von Andriko wandern noch immer umher, während er von seinem Studium erzählt. Ob er in Tübingen bleiben will, weiß er noch nicht. „Viele gehen ins Ausland und machen ihren Doktor dort. Amerika ist sehr beliebt“, sagt er. „Doch in Tübingen hat man auch Möglichkeiten, wenn man gut ist“, meint Andriko. Ihm gefällt seine Arbeit in einem Labor des Max-Planck-Instituts. „Ich arbeite sehr selbstständig.“ Andriko hatte sich aus Eigeninitiative dort beworben.
Die Universität bietet aber auch Anlaufstellen, um Unternehmen und Studierende miteinander zu vernetzen. Im Rahmen der Exzellenzinitiative wurde 2013 die Wirtschaftskoordination eingerichtet. Damit soll die Zusammenarbeit von Unternehmen und Wissenschaftlern gefördert werden.
Ist morgen schon heute?
Die Uni und die Bio-Branche: Bilden sie in Tübingen eine Symbiose? Zahlen, wie viele ehemalige Studierende der Uni in der Region bleiben, gibt es keine. Denn wer von der Uni abgeht, fällt auch aus deren Statistiken heraus. Und auch die Tübinger Unternehmen veröffentlichen in der Regel nicht, wo ihre Mitarbeiter studiert haben. Doch die Indizien dafür, dass Tübingen ein beliebter Standort für Bio-Tech-Einrichtungen ist, sind durchaus vorhanden.
Nicht ohne Grund wirbt die Stadt in ihrer Broschüre „Biotop der Wirtschaft von morgen“: „Die Wirtschaftsstruktur, das kulturelle Angebot, die hohe Lebensqualität, beste Bildungsmöglichkeiten und eine optimale Vernetzung – es gibt viele Gründe für Unternehmen, nach Tübingen zu kommen oder den Standort auszubauen.“
In dieser Reihe bereits erschienen: Wie die Uni nach Tübingen kam und Schwäbisch für „Reigschmeggde“. Coming soon: Glosse über die Kehrwoche.