Sie ist Moderatorin von „Terra Xpress“ im ZDF und war während ihres Studiums bei der Kupferblau. Lena Ganschow, 36, spricht über ihre Zeit in Tübingen, Wege in die Medienbranche und warum Antiflohmittel einen Traum platzen ließ.
Kupferblau: Sie haben in Tübingen Biologie studiert. An welche drei Dinge aus dem Studium erinnern Sie sich gern, an welche weniger gern?
Ganschow: Viele Erinnerungen passen in beide Kategorien. Zum Beispiel gab es zu meiner Zeit in der Mensa in Tübingen noch nicht standardmäßig Teller. Stattdessen wurden die einzelnen Komponenten eines Gerichts einfach so auf‘s Tablett geklatscht. Unvergessen. Genauso wie ein achtwöchiges Chemiepraktikum, das ich in den Sommersemesterferien machen musste. Während andere schön am Baggersee lagen, hockten wir bei 30 Grad in einem mit Buttersäuregestank geschwängerten Labor. Und dann ist da natürlich die Stadt Tübingen selbst. Wer dort studiert, kennt vor Ort am Ende gefühlt alles und jeden.
Kupferblau: Diese Tabletts gibt es leider immer noch. Sie waren auch in der Kupferblau-Redaktion. Welcher Beitrag war ihr bester?
Ganschow: Am besten waren eigentlich immer unsere teilweise sehr abgefahrenen Coverfotos. Über die wurde so lange diskutiert, bis auch das letzte bisschen Sauerstoff im Redaktionsbüro verbraucht war. Einmal ging es dabei unter anderem auch um mich, ausgerechnet als wir eine komplette Ausgabe zum Thema Unisex machten. Herrlich.
Kupferblau: Haben Sie an der Uni etwas „für´s Leben“ gelernt?
Ganschow: Durchzuhalten.
Kupferblau: Befindet man sich als Studierender in Tübingen in einer Blase? Wie ist es, in die Welt der Großstädte entlassen zu werden?
Ganschow: Tübingen ist anders als Hamburg oder Boston, keine Frage, und das meine ich keineswegs negativ. Jeder Ort hat seinen ganz individuellen Charme. Dadurch passt er möglicherweise zu bestimmten Menschen oder zumindest zu bestimmten Lebensabschnitten besser als zu anderen. Meine Vermutung ist, dass jemand der sich in kleineren Städten wohl fühlt, die großen eh meidet und umgekehrt. Blöd nur, wenn der Job oder die Liebe dazwischenkommen.
Kupferblau: War Moderatorin schon immer Ihr Traumberuf?
Ganschow: Ganz klar: Nein. Früher wollte ich Kleintierärztin werden. Bei einem entsprechenden Berufspraktikum bekam ich dann jedoch den Eindruck, dass mein Praxisalltag vor allem daraus bestehen würde, Antiflohmittel zu verschreiben und Stubentiger zu impfen. Traum zerplatzt.
Kupferblau: Sie moderieren die Wissenssendung „Terra Xpress“: Muss man dafür eine Naturwissenschaft studiert haben?
Ganschow: Nicht zwangsläufig, aber manchmal hilft es dabei, Themen schneller einordnen zu können. Zudem geht es ja auch in der Forschung oft darum, komplexe Zusammenhänge – zum Beispiel für einen Vortrag oder einen Artikel – zusammenzufassen und zu vereinfachen. Als Moderatorin muss ich ebenfalls beides können.
Kupferblau: Was raten Sie jungen Menschen, die eine ähnliche Karriere wie Sie anstreben: Wie gelingt der Einstieg?
Ganschow: Den einen Weg gibt es meines Erachtens nicht, daher ist es auch schwer, einen wirklich guten und allgemein gültigen Tipp zu geben. Ich glaube am weitesten kommt man, egal wo, wenn man das, was man macht, gern tut. Hat man diese Aufgabe für sich gefunden, und seien das Filmemachen oder Moderieren, dann: Dranbleiben!
Kupferblau: Stichwort Glaubwürdigkeitskrise der Medien: Ein Interview zur Grillparty des SWR 2014, die Sie moderierten, war vorab aufgenommen, wurde aber als live verkauft. Schadet solch eine Täuschung nicht der journalistischen Glaubwürdigkeit?
Ganschow: Glaubwürdigkeit ist sowohl in der Forschung als auch in den Medien sehr wichtig. Dabei geht es nicht nur darum, was jemand sagt, sondern auch wann und wo er dies tut. Deshalb werden aufgezeichnete Interviews inzwischen als solche gekennzeichnet.
Kupferblau: Vielen Dank für das Interview.
Lena Ganschow hat von 1998 bis 2004 in Tübingen und Boston Biologie auf Diplom studiert. In der Kupferblau-Redaktion war sie von 2000 bis 2001. Mittlerweile wohnt sie in Baden-Baden. Alle Fotos stammen von ihr. Das Interview erfolgte schriftlich.