Startups sprießen nicht nur in Berlin aus dem Boden. Auch in Tübingen haben sich im Oktober letztes Jahr fünf Tüftler nach dem Studium zusammengetan und die App UniYApp entwickelt. Was dahinter steckt, erzählen Yasemin Ayanoglu und Mudi Sharityar.

Kupferblau: Hallo Yasemin, hallo Mudi. Was kann UniYApp und was können Studierende damit anfangen?

Yasemin: Ganz einfach ausgedrückt, soll sie Studierende für verschiedene Aktivitäten zusammenbringen. Wir haben sechs Kategorien: Soziales Engagement, Studium, Freizeit, Sport, Karriere und Sprachtandem.  Da ist dann Eigeninitiative gefragt: Die Leute können zum Beispiel Lerngruppen anbieten oder spontan zum gemeinsamen Sportmachen zusammenkommen. Der Vorteil dabei ist, dass man an der gleichen Universität studiert und sich ja nicht wirklich fremd ist. Auch für soziale Projekte kann man so die Interessen der Studierenden bündeln und ihr Potenzial fördern.

Mudi: Wir haben auch selbst die Problemfelder gesehen: Am Sprachinstitut sind die Kurse innerhalb von ein paar Minuten voll. Dann kommt man nicht rein und es ist vorbei für das Semester. Andererseits gibt es hier so viele Studierende, die gefragte Sprachen können und mit denen man ein Sprachtandem bilden könnte. Doch dafür bräuchte man eine moderne Plattform. Ein weiterer Zettel neben hundert anderen am schwarzen Brett ist einfach zu unübersichtlich. Bei UniYApp kann jeder kurz und knackig sehen: Wer macht was wann und wo? Wir finden, dass man es den Menschen leichter machen sollte, sich mit anderen zu vernetzen oder sie zu treffen.

UniYapp soll Studierende mit gleichen Interessen zusammenbringen.
UniYApp soll Studierende mit gleichen Interessen zusammenbringen.

Kupferblau: Und da habt ihr euch gedacht: Entwickeln wir eine App und versuchen es mal?

Mudi: Ja, genau. Wir haben während des Studiums gemerkt, dass es viele andere spannende Studierende gibt, die ganz ähnliche Interessen haben wie man selbst, aber es noch keine wirkliche Möglichkeit gibt, diese einfach kennenzulernen. Freundschaften und Netzwerke aus der Uni halten oft Jahrzehnte oder sogar ein Leben lang und da finden wir es schade, dass sich vor allem fachfremde Leute nur schwer austauschen können.

Yasemin: Ich kannte auch nur Leute aus meinen Kursen. Zuerst haben wir das Problem nur gesehen, uns aber noch nicht viel dabei gedacht. Nach dem Abschluss an der Uni kam der Aspekt aber nochmal hoch und wir waren uns einig: Jetzt ist der Zeitpunkt, um das anzugehen und etwas daran zu ändern.

Kupferblau: Ihr fünf kommt ja teilweise aus sehr verschiedenen Bereichen. Wie habt ihr euch ohne UniYApp kennengelernt?

Yasemin: Mudi und ich haben uns irgendwann in der Bib kennengelernt. Saifudin ist sein Bruder und Akin meiner. Das hat sich ganz gut ergeben.

Mudi: Dann haben wir noch einen Informatiker gesucht. Wir haben sehr viele Leute angeschrieben und Aushänge gemacht. Da hat sich Murat gemeldet und nach ein paar Treffen war klar, dass er zu uns passt.

Yasemin: Aber wie man sieht: Ohne UniYApp war das schon schwer und man musste auf den Zufall hoffen (lacht).

Kupferblau: Seit dem 1. Mai ist eure App für Tübinger Studierende zugänglich?

Yasemin: Die Registrierung ist nur mit der studentischen E-Mail-Adresse der Uni Tübingen möglich.

Mudi: Dadurch gewährleisten wir, dass wirklich nur Studierende teilnehmen. Danach kann man sich anmelden und sofort starten.

Yasemin: Wir haben viel Feedback bekommen. Manche wollten zum Beispiel gerne eine Freundesliste und eine Messenger-Funktion. Beides haben wir im aktuellen Update direkt umgesetzt.

Kupferblau: Also wollt ihr UniYApp noch weiterentwickeln?

Yasemin: Genau. Das ist jetzt nur eine erste Version. Wir freuen uns über Feedback, falls die Studierenden meinen, dass noch etwas fehlt oder nicht verständlich ist. Da können also alle mit anpacken und ihre Ideen einbringen.

Tübinger Ding: Die Gründer auf der Neckarbrücke.
Tübinger Ding: Die Gründer auf der Neckarbrücke.

Kupferblau: Bisher haben sich mehrere hundert Nutzer angemeldet. Wie läuft eure App denn bisher, wie ist das Engagement?

Mudi: Wir haben jetzt ein wenig Werbung gemacht. Es braucht aber einfach seine Zeit, bis die Leute informiert sind, was die App bewirken soll. Sie soll ja Leute im realen, nicht im virtuellen Leben zusammenbringen, was uns von den meisten anderen sozialen Netzwerken unterscheidet. Wir freuen uns, dass die App so oft runtergeladen wurde, aber viele sagen auch: Wir warten erst ab, was passiert.

Yasemin: Wir wollen die Aktivität auch noch ankurbeln, zum Beispiel über die Freunde-Finden-Funktion, bei der man gezielt nach Studierenden mit ähnlichen Interessen und Studienfächern filtern kann. Wir haben auch ein Gewinnspiel geplant und versuchen da jetzt, ich sag mal, etwas Flow reinzubringen.

Kupferblau: Wie stellt ihr euch denn die Zukunft vor, wenn die App etwa richtig gut läuft?

Mudi: Wir haben noch gar keine klassischen Vorstellungen nach dem Motto: So muss es sein. Aber es wäre natürlich schön, wenn das in Tübingen gut anlaufen würde, weil das irgendwie unser Baby ist und da viel Herzblut und Engagement drinsteckt und wir einen Mehrwert für alle drin sehen. Wo genau das hinführt, wissen wir noch nicht. Aber es soll wirklich nur studentisch bleiben, was es auch besonders macht.

Kupferblau: Zum Abschluss noch eine Frage, die ihr bestimmt häufiger hört: UniYApp, was bedeutet das eigentlich?

Yasemin: Wir hatten uns viele Namen überlegt, zum Beispiel Campusflamingo (lacht). Bei einer Umfrage unter Studierenden in Tübingen hat sich UniYApp herauskristallisiert. Da dachten wir uns einfach: „Uni“ und dann „YApp“, wie ein Jubelschrei.

Kupferblau: Vielen Dank für das Gespräch.

Yasemin Ayanoglu studierte Soziologie und BWL in Tübingen und hat ihren Master in International Management gemacht. Mudi Sharityar ist nach abgeschlossenem Medizinstudium Promotionsstudent. Zusammen mit Saifudin Sharityar (M. Sc. Intercultural Business Communication), Murat Simsek (M. Sc. Informatik) und Akin Ayanoglu (B. Sc. Mechatronik) haben sie im Oktober 2015 mit der Entwicklung von UniYApp begonnen und arbeiten auch weiterhin an der Verbesserung der App.

Titelbild und Bild 1: Felix Müller

Bild 2: UniYApp

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