Durchbruch im Kampf gegen Malaria

Malaria-Studien lohnen sich nicht nur fürs Portmonee der Probanden: Tübinger Wissenschaftler haben nun einen Impfstoff entwickelt, der in ersten Tests 100-prozentigen Schutz vor der Infektionskrankheit erzielte. Hält der Impfstoff auch einer langfristigen Studie stand, könnte er 2019 zugelassen werden.   

Seit vielen Jahrzehnten ist Tübingen eine Hochburg der deutschen Infektionsforschung – und nun ist den ansässigen Forschern offenbar ein Durchbruch gelungen: Bei der Suche nach einem Schutz vor Malaria haben Wissenschaftler von Universität und Universitätsklinikum in einer klinischen Studie einen neuen Impfstoff getestet. Die Erfolgsbilanz: Bis zu 100 Prozent Impfschutz!

Mikroskop-Aufnahme: Menschliche Blutzellen, die vom Malaria-Parasiten (in blau) befallen worden sind. Foto: Universität Tübingen.

Löst ein „Uralt-Rezept“ das Malaria-Problem?

Insgesamt 67 Probanden nahmen an der Studie teil. Eine Gruppe von neun Probanden, die den Impfstoff dreimal in je vierwöchigem Abstand und mit besonders hoher Dosierung erhielt, wies letztlich eine 100-prozentige Resistenz auf. Laut des Tübinger Instituts für Tropenmedizin (ITM), das die Studie durchführte, sei diese auch zehn Wochen später noch vorhanden gewesen. Das deute auf einen „vergleichsweise stabilen und lang anhaltenden Impfschutz“ hin, so Studienleiter Dr. Benjamin Mordmüller.

An einem Impfstoff gegen Malaria – das von der weiblichen Anophelesmücke per Stich übertragen wird – wird bereits seit über 100 Jahren geforscht. Das Besondere an dem neuen Präparat: Anders als bei früheren Studien, die sich meist nur einzelner Moleküle des Erregers bedienten, nutzten die Tübinger Wissenschaftler lebendige Malaria-Parasiten, die gemeinsam mit einem Malaria-Medikament gespritzt werden. Das Resultat: Eine besonders starke Immunantwort. „Wir haben eigentlich ein Uralt-Rezept verwendet“, so Prof. Dr. Peter Kremsner vom Tübinger ITM am Donnerstag in der „SWR Landesschau“. „Lebendimpfstoffe wie bei Masern oder Gelbfieber sind mit die besten, die wir überhaupt haben in der Medizin. Dieses Prinzip haben wir jetzt auch bei der Malaria eingesetzt.“

Impfstoff wird in Gabun getestet

Die langfristige Wirksamkeit des neuen Impfstoffs soll nun im afrikanischen Gabun getestet werden. Gabun mit dem Research Center in Lambaréné ist nicht nur der wichtigste Kooperationsstandort der Tübinger Tropenmediziner, sondern auch ein Hauptverbreitungsgebiet der Malaria. Ohnehin: Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge passieren knapp 90 Prozent der Malaria-Infektionen in Afrika. Weltweit gab es im Jahr 2015 214 Millionen neue Malaria-Erkrankungen; rund 438.000 endeten tödlich. Insgesamt ist die Anzahl der neuen Malaria-Fälle laut WHO aber rückläufig – um 21 Prozent seit 2010.

Und mit einem wirksamen Impfstoff könnte diese Zahl bald noch drastischer zurückgehen. Bis wann der Impfstoff zugelassen werden könnte, bleibt abzuwarten. Anvisiert sei aber eine Marktreife bis 2019, kündigte Prof. Dr. Kremsner im SWR Fernsehen an: „Wir wollen es schaffen, dass wir in zwei Jahren die Zulassungsstudie abgeschlossen haben und das Lizenzierungsverfahren einleiten können.“

Titelbild: Paul Mehnert/Universität Tübingen.

Mitarbeit und Recherche: Paul Mehnert.

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