Gestern versammelten sich jung und alt, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund unter der Flagge der Musik im Sudhaus. Kolektif Istanbul bat zum Tanz und die Besucher nahmen die Einladung dankend an. Die Band bot einen frischen Mix aus anatolischen Volkstänzen gepaart mit Funk- und Jazzelementen.
Die Band selbst beschreibt ihre Musik als „progessive wedding music“, die komplett ohne Saiteninstrumente auskommt. Wer schon einmal auf einer türkischen Hochzeit war, oder zumindest eine im Fernsehen gesehen hat, der weiß, da bleibt kein Bein am Boden. So auch gestern, vom ersten bis zum letzten Ton steppte der Bär durchs Sudhaus. Die Band legte ein atemberaubendes Tempo hin, welches sie über zwei Stunden gnadenlos durchzog. Und das obwohl das „Kolektif“ in den letzten drei Tagen in drei verschiedenen Ländern spielte. Von Müdigkeit war jedoch keine Spur. Besonders beeindruckend war der Tubaspieler der Band, wenn man den Aussagen des Frontmanns glauben darf ist er „the best tubaplayer in turkey … and the only one as well“.
Die gesamte Band machte einen sehr professionellen und gleichzeitig einen sympathischen und nahbaren Eindruck. Eben diese Art war es, die das gesamte Publikum ansprach und aus einem Konzert ein Fest machte. Ganz jazztypischen Szeneapplaus gab es lediglich bei den diversen Soli- und Tanzeinlagen der Bandmitglieder. Spätestens als sich der Keyboarder ans Schlagzeug und der Tubaspieler ans Keyboard setzte, war es allen Anwesenden klar: Hier agieren Vollblutmusiker.
„In meiner Badwanne bin ich der Kapitän“
Das ist der einzige deutsche Satz, den Frontmann Richard Laniepce beherrscht. Dafür erntete er vom Publikum ein herzliches Lachen und Applaus, es war nicht zuletzt seine offene Art, die dem Publikum die letzten Hemmungen nahm. Er ist der Gründungsvater der Band, diese entstand 2005 auf einer Türkeireise. Richard wollte herausfinden, wie verbreitet die Blasmusik im anatolischen Raum heute noch ist. Auf dieser Reise formte sich ein Kollektiv aus zwanzig Musikern, sechs davon sind heute noch übrig.
Aktuell befindet sich die Band auf Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Die nächsten Stopps sind München und Wiesbaden. Nach dieser Tour widmet sich die Band dann dem nächsten, fünften Studioalbum. Richard versprach es werde „full of good stuff“.
Fotos: Niklas Schäufele