Der Brechtbau – Zwischen Unterwelt und Olymp

Eine Furie im Brechtbau entscheidet, ob das Publikum mitgenommen wird – auf den Olymp, oder eben in die Hölle. Leider ist die nervtötende Furie Gladdis weder eine besonders angenehme Zeitgenossin, noch wird die sie von Warrior, der Tochter des Hades und der Aphrodite, mit genügend Respekt behandelt… Und damit beginnt ein weiterer Abend im gemütlichen Rahmen des Brechtbautheaters!

Mit einer gekürzten Fassung des Romans „Warrior & Peace“ von Stella A. Tack, läd die Schauspielgruppe die Ghostreaders am Dienstag-, sowie Donnerstag- und Freitagabend ab 20 Uhr das Publikum unter der Regie von Michael Krumm erneut ins Brechtbautheater ein. Diesmal tauchen die Zuschauer in die fantastische Welt der griechischen Götter ein. Man wird ein wenig an Percy Jackson erinnert und fühlt sich durch die hörspielartige Schauspielerei in die eigene Teenager Zeit zurückversetzt.

Notstromversorgung in der Unterwelt

Als ein Götterkind von Hades und Aphrodite wurde die chaotische Protagonistin Warrior des Öfteren in „Downtown“ abgesetzt, bei ihrem Babysitter, dem Minotaurs Sokrates. Dort landet die etwas vergessliche Teenagerin auch zu Beginn des Stücks, nachdem die Furie Gladdis genug von dem aufmüpfigen Mädchen hat. Nach einer kleinen Tadelei werden alltägliche Dinge besprochen.

Der Minotaurus hat das ein oder andere Problem mit dem „Technik Schnick-Schnack“!

Dazu gehören iPad Updates, supersüße Hundevideos und die digitale Datenerfassung. Und was bedeutet eigentlich L-O-L? Essentielle Fragen, die wir uns alle stellen sollten, und die durchaus ihre Berechtigung haben. Denn die Digitalisierung bereitet zumindest dem grummligen griechisch-mythischen Biest, das dann doch kein böses Biest ist, eindeutig Bauchschmerzen.

Der Minotaurus Sokrates hat viele Sorgen, nicht nur die Erziehung der Gottestochter Warrior. Besonders die Digitalisierung macht ihm zu schaffen.

Irgendetwas stimmt bei Warriors Besuch in der Unterwelt nicht, denn die Hölle läuft im Stromsparmodus! Soviel zu Technik. Für ein Call of Duty-Spiel reicht es dann aber doch. Aufgrund des Stromausfalls begegnet Warrior auch Peace, dem Sohn des Zeus, der zwar gut aussieht, aber leider keine Seele mehr hat! Wer je nur einen einzigen Blick in einen Teenagerroman geworfen hat, kennt ihn ja, den allgegenwärtigen „Bad Boy“. Warrior merkt nach einigen tödlichen Unfällen, dass sie auf zusätzliche Hilfe angewiesen ist. Ihre Geschwister Maddox und Diamond sind auf ihre Art beide sehr speziell und einzigartig, aber können ihr bei ihrem Problem nicht mehr weiter helfen. Da beide Kinder der Aphrodite sind, ist das halbwegs nachvollziehbar – zu viel Schönheit kann bekanntlich auch wehtun:

Diamond und Maddox besuchen Warrior in der Psychiatrie. Maddox hat Dinge gesehen, die er lieber wieder vergessen würde.

Nach einer emotionalen Begegnung mit ihrem Vater, der sein Alter von 4000 Jahren nun doch bemerkt, wendet sich die Teenagerin an Peace (wer hätte das gedacht!). Hier beginnt das Chaos dann erst, und geht fröhlich weiter, mit einigem Auf und Ab. Denn der Sohn des Zeus weiß, was genau Warrior ist, und er braucht ihre Kräfte …

Hades benötigt eine Brille?!

Fazit

Das Beste an der Lesung von „Warrior & Peace“ ist die Vielfalt der Stimmen. Diese verleihen dem Ganzen einen Charakter, der absolut hörspieltauglich ist. Die Erzählung des ganzen Stücks übernimmt Daniel Müller, während Regina Zohner die göttliche Teenagerin spricht und spielt, die ganz eindeutig nicht so recht weiß, wohin mit sich. Lukas Stadler übernimmt und belebt all die anderen Rollen im Stück, denen Warrior so begegnen. Seine Stimme passt und überzeugt das Publikum immer, egal, ob Hades gerade seiner Tochter eine Predigt erteilt oder eine kreischenden Furie die Nerven verliert. Ein Grund, zu der Vorstellung der Ghostreaders zu gehen, ist diese Sprachtalente live mitzuerleben. Zusätzlich dazu untermalen die kleinen Kostüme und witzigen Accessoires den Charme der Veranstaltung. Das Bühnenbild lässt viel Raum für die Vorstellungen und Fantasien der Zuschauer, und durch die schauspielerische Untermalung während der Vorlesung kann sich das Publikum in eine Welt hineindenken, in der Götter und blaue Pixies ihr Unwesen treiben.

Fotos: Ellen Lehmann

 

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