Am Freitagabend gab Hazel Brugger im Kino Museum ihre Witze vor einem vollen Saal zum Besten. Bei ihrem trockenen Humor und ihrer Offenheit mit Tabuthemen surfte das Publikum von einem Lacher zum nächsten.
„Kino Museum, was für eine merkwürdige Kombination“, fand Hazel Brugger. Elmar Bux vom Kino Waldhorn in Rottenburg hatte die Comedienne aus der Schweiz nach Tübingen geholt. Die Veranstaltung war komplett ausverkauft. Hazel Brugger ist Gewinnerin des Deutschen Kleinkunstpreises und des Salzburger Stiers 2017. Mancher kennt sie aus verschiedenen Satireformaten im Fernsehen (z.B. als Außenreporterin bei der „heute-show“). Sie hat außerdem eine Show im Internet, „Deutschland was geht“, die jeden Sonntag auf YouTube erscheint.
„Die Bühne gefällt mir. Sie ist nicht zu groß, aber auch nicht zu klein. Naja, für Tübingen ist sie schon groß“, witzelte sie zu Beginn ihres Programms. Und dann ging es los. „Ich mache übrigens keine Übergänge. Tut mir leid, falls Sie deswegen gekommen sind“, warf sie noch ein. Hazel Brugger erzählte von ihrer Kindheit und – wer kennt es nicht – dem Thema Fernsehen und wer wie lange schauen darf. „Meine Brüder und ich durften nur so viele Minuten Fernsehen, wie wir Seiten gelesen hatten. Da saßen dann alle neben dem schwächsten Glied in der Kette: ,Lies schneller!‘ Aber ,Wetten dass?‘ durften wir immer schauen.“ Alle fünf seien sie da vor dem Fernseher gesessen und schauten zu, wie jemand Klopapier am Geschmack erkennen will. „Wenn ich heute fünf Personen sehen würde, die auf den gleichen Bildschirm starren, wäre ich ehrlich gerührt.“ Die Stimmung im Saal war von Anfang an gut, nach jeder Pointe erntete Hazel Lacher. Bei jedem Witz, der sich der Gürtellinie gefährlich näherte oder je nach dem Auge des Betrachters auch mal darunter lag, reagierte das Publikum auch dementsprechend.
Nichts ist tabu und alles ist lustig
Sie sprach von ihren Anfängen im Showbiz, ihrer eigenen Show im Internet und von aggressiven Gänsen, die Vierjährigen den Arm brechen. Weil keine menschlichen Gäste in ihre Show kommen wollten, hatte sie über Tiere nachgedacht. Aber Gänse fielen schonmal raus, nachdem sie davon gehört hatte. Ohne Übergang erzählte sie dann davon, dass sie die Pille abgesetzt hätte und von ihren Erfahrungen beim Gynäkologen. Wer noch nicht wusste, wie das dort abläuft, der weiß es jetzt ganz bestimmt. „Mein Gynäkologe ist total professionell. Er spricht nur Latein mit mir. So stelle ich mir ein Date mit dem Papst vor.“ Als Nächstes gab sie gewohnt trocken ihre Gedanken zum Thema Urinprobe zum Besten. „Da gibt es doch beim Arzt immer diesen Doppelschrank, in den man den Becher reinstellen soll. Das ist wie ein Adventskalender von zwei Seiten, nur dass jeden Tag Weihnachten ist. Und es gibt immer Pipi!“
Ihre Familie kam nicht ohne ein paar weitere Witze davon. „Meine Eltern werden langsam alt. Also wenn sie ein teures Möbelstück kaufen, dann will ich schon so ein bisschen mitreden.“ Auch sie – gerade 25 Jahre alt – müsse sich jetzt mit immer mehr Erwachsenenkram beschäftigen. Zum Beispiel mit Steuern und Bewirtungsbelegen. „Das ist jetzt für euch hier im Schwabenländle wie ein Porno. Bewirtungsbelege – boah, das kann ich absetzen!“ Als Schweizerin kann bei ihr auch der Vergleich zwischen Deutschland und ihrem Heimatland nicht fehlen. In der Schweiz sei geblitzt werden ziemlich teuer – so teuer wie ein Einfamilienhaus in Mecklenburg-Vorpommern. „Teuer, aber geht gerade noch so.“ In Deutschland sei das Autofahren auf der Autobahn ein bisschen wie bei einem Computerspiel: „Alle spielen mit, aber jeder hat nur ein Leben.“ Kurz hinter Basel träfe man dann auf das erste Unbegrenzt-Schild und ab da kämpfe jeder für sich allein. „Das Schild finde ich auch toll. Ein weißes Nichts, das fünfmal durchgestrichen ist. Das heißt doch, nichts gilt mehr – jetzt ist alles egal.“
Fragerunde statt Zugabe
Am Ende ihrer Show bat sie um tosenden Applaus und kündigte an, dann nochmal rauszukommen. Aber nicht für eine Zugabe, sondern für eine Fragerunde. Der Applaus war ihr sicher und so konnte mancher noch fragen, ob sie nach der Show noch mit ihnen was trinken oder wahlweise einen Snack einnehmen wolle. „Kommst du noch mit auf eine Currywurst ins X?“, wurde sie gefragt. Für Tübinger ist klar was er meinte – Hazel Brugger bot das eine Steilvorlage. „Was bist du denn, ein Mathestudent? Soll ich jetzt selber herausfinden, wo es die Currywurst gibt? Wenn ich Y bin, ist dann X in deiner Hose?“
Fotos: Marko Knab