Wer die nächsten zwei Abende noch nicht voll verplant ist, mit Glühwein trinken und Weihnachtsgeschenke kaufen, und wer nicht vor hat, auf der fünften Weihnachtsfeier schon wieder das letzte Plätzchen zu essen, der sollte eines tun – und zwar das Criminal Christmas Reading der Ghostreaders im Brechtbau besuchen.
Noch bis zum 20.12.2019 lädt die Theatergruppe um 20 Uhr zu ihrem Dramatic Reading in den Brechtbau ein und macht mit Keksen, Punsch und großen, urtümlichen Ohrensesseln Platz für die Weihnachtsstimmung in den Herzen der Zuschauer*innen. Mit drei kürzeren Texten werden wir mit Sherlock Holmes, Father Brown und Hubert auf kleine, spannende Weihnachtsabenteuer geschickt. Die schauspielerische Untermalung des Vorgelesenen ist, wie immer, mal amüsant, sehr mitreißend und regt auf jeden Fall die Fantasie an, sodass man am liebsten ca. hundert Jahre zurück in die Vergangenheit reisen würde, um einmal Weihnachten so erleben zu können, wie in der Geschichte beschrieben. Bestenfalls ohne Opfer eines Verbrechens zu werden.
„The Adventure of the Blue Carbuncle“
Wer Sherlock Holmes und Watson kennt, weiß, dass in Sir Arthur Conan Doyles Werken aus den banalsten Fällen oft die interessantesten werden. In diesem Fall ist es nicht anders: Eine Gans und ein Hut werden gefunden und es stellt sich heraus, dass ein genialer Raubüberfall mehr oder weniger professionell in die Hose gegangen ist. Warum? Die Gans hat einen Diamanten in ihrem Kropf. Sherlock Holmes meint dazu vor allem eines:
„Stones are the devil’s pack bait!“
und macht sich mit seinem treuen Freund auf die Suche nach dem erfolglosen und offensichtlich gescheitertem Dieb…
„The Flying Stars“
Nach der Pause geht es auch bei der Geschiche von G.K. Chesterton weiter mit Diamanten und langfingrigen Dieben. Anfangs erscheint alles normal, ein Mädchen und ihr Nachbar, der als mutmaßlicher „Sozialist“ eher unbeliebt in ihren familiären Kreisen ist, sind verliebt:
„Which is the right side of the wall? asked the young lady, smiling. Whichever side you are on, said the young man.“
Wie die Erzählerin anmerkt, trifft am Boxing Day der Godfather des jungen Mädchens mit drei Edelsteinen ein. Auch andere Menschen sind vor Ort und als die Diamanten verschwinden, muss selbst Father Brown seine Ehre verteidigen. Der Priest geht also detektivisch auf Räuberjagd…
„The Thieves Who Couldn’t Stop Sneezing“
In der letzten Geschichte reißt es Hubert aus seinem Sattel. Wortwörtlich wird der Junge durch Banditen von seinem geliebten Pferd getrennt und muss mit gebundenen Händen in einem großen Haus unter dem Tisch Zuflucht suchen, bis ein überraschendes Ereignis das andere übertrifft und die beiden gegen alle Wahrscheinlichkeit wieder vereint werden. Und das wegen ein paar Prisen Schnupftabak und einem fröhlichen Weihnachtsfest!
Wen das noch nicht überzeugen konnte, der muss einfach nur wegen der Pausen zwischen den Vorstellungen zum Dramatic Reading kommen. Die Ghostreaders schaffen mit Punsch und Keksen für die Zuschauer*innen eine heimelige, gemütliche Atmosphäre, aus der man, auch nachdem der letzte Keks weg ist, ungern wieder hinaus in die etwas nasse Nebelnacht möchte.
Im Rahmen eines Weihnachtsartikels wünscht Kupferblau allen Leserinnen und Lesern schöne Feiertage!
Fotos: Ellen Lehmann