Ruben Neugebauer ist Mitgründer von Seawatch, Journalist, Fotograf und schreibt ganz nebenbei auch noch seine Masterarbeit. In entspannter Atmosphäre gab der idealistische Allrounder bei Querfeldein einen Einblick in das Leben eines Vollzeitaktivisten.
Als „der wohl diverseste Gast, den wir bis jetzt hatten, obwohl er aus Reutlingen kommt“ wird Ruben Neugebauer im proppenvollen Ribingurūmu anmoderiert. Denn ein langweiliges Leben hat der 28-jährige mit dem Drei-Tage-Bart sicherlich nicht: Unter anderem ist er Mitbegründer der Seenotrettung Seawatch, Teil zweier Kollektive namens Jib und Peng! und studiert Katastrophenmanagement (,Master of Disaster‘).
,,Nicht jeder Journalist ist ein Aktivist, aber jeder gute Journalist ist ein Aktivist.“
Heute aber sitzt Neugebauer lässig in einem Sessel inmitten des heimeligen Ribingurūmu und lässt die Fragen der beiden Moderator*innen Constatin und Nora auf sich einprasseln. Meinungsstark kritisiert der Schwabe den vorherrschenden Kapitalismus und die damit einhergehende soziale Ungerechtigkeit, der deutschen Politik wirft er in dieser Hinsicht Tatenlosigkeit vor.
Daraus zieht er auch Motivation für sein Engagement: Er suche sich „andere Wege, Politik zu machen“. Auf die Frage, wie er Journalismus und Aktivismus in Einklang bringe, erwidert Neugebauer mit einem Zitat des amerikanischen Journalisten Glenn Greenwald: ,,Nicht jeder Journalist ist ein Aktivist, aber jeder gute Journalist ist ein Aktivist.“ Er philosophiert über die „Pseudo-Neutralität im Journalismus“ und meint: „jeder, der sich mit einem Thema auseinandersetzt, bildet sich eine Meinung.“ Neugebauer gibt sich intelligent und schlagfertig: prägnante Formulierungen mit einem leichten schwäbischem Akzent sind seine Spezialität.
Zur Fotografie kam Neugebauer beim Klettern mit Freunden, später fing er an, politische Aktionen abzulichten. Als Teil des „Jib-Kollektivs“ begleitete er für Fotoreportagen mitunter ein mobiles Krankenhaus nach Mossul und die LGTB-Community in Weißrussland.
Eine Torte für Boris Palmer
Für Amüsement im Publikum sorgt der Aktivist mit der Ankündigung, dass er derjenigen Person, die Boris Palmer eine Torte ins Gesicht werfe, einen Kasten Bier ausgeben wird. Das „Peng!-Kollektiv“, in dem er sich engagiert, hat in der Vergangenheit schon Beatrix von Storch wegen ihrer Äußerungen über Migrationspolitik „getortet“.
Der zweite Teil der Gesprächsrunde widmet sich Ruben Neugebauers „Baby“, der Seenotrettungsorganisation Seawatch, deren Mitgründer und Pressesprecher er ist. Seawatch hat es sich zur Aufgabe gemacht, schiffsbrüchige Flüchtlinge im Mittelmeer vor dem Ertrinken zu bewahren. Die Aktivist*innen fahren regelmäßig mit organisationseigenen Booten auf See und halten Ausschau nach gefährdeten oder schiffsbrüchigen Flüchtlingsbooten. In denen herrschten meist unvorstellbare Zustände: Menschen sind stundenlang auf kleinstem Raum zusammen eingepfercht und Dehydration als auch Überhitzung ausgesetzt. Unterstützung bei der Suche bekommen die Kähne der Seawatch aus der Luft von dem Flugzeug „Moonbird“, das Neugebauer oft selbst fliegt.
Mithilfe kleinerer Einsatzboote werden die Flüchtenden dann auf das Hauptboot und dann an die italienische Küste gebracht. Von den Staaten der Europäischen Union hingegen werden die Menschen auf dem Mittelmeer ihrem eigenen Schicksal überlassen: Das Seenotrettungsprogramm „Mare Nostrum“ der italienischen Regierung wurde 2014 eingestellt und war von politischer Seite das letzte seiner Art. Nichts desto trotz spielt sich vor Europas Außengrenzen seit Jahren eine humanitäre Katastrophe von enormem Ausmaß ab: seit 2000 starben 23.000 Menschen im Mittelmeer, allein 2017 waren es mehr als 3000.
„Nur, wer das erlebt hat, weiß, was dort abgeht“
Während der ganzen Veranstaltung ist Neugebauer die volle Aufmerksamkeit des Publikums sicher. Doch in der anschließenden Fragerunde gelingt es doch jemandem, ihm die Show zu stehlen:
Der Medizin-Student Mohammad meldet sich zu Wort, denn er selbst war einer der Menschen auf einem Flüchtlingsboot im Mittelmeer.
„An jeder Stelle des Vortrags habe ich die Szenen wieder im Kopf gehabt“, erzählt er, während das Publikum ihm mit einer Mischung aus Betroffenheit und Faszination zuhört. „Nur, wer das erlebt hat, weiß, was dort abgeht und welche Gefühle man dabei hat.“
Für Ruben Neugebauer ist es nicht immer einfach mit den Eindrücken seiner Einsätze auf dem Mittelmeer umzugehen: „Es gehört dazu, darüber zu heulen und nicht damit klarzukommen, denn das passiert an der europäischen Außengrenze – da darf man nicht drauf klarkommen!“
Die Einnahmen des Abends gingen an Seawatch. Wollt auch ihr für die Initiative spenden, könnt ihr das auf der Webseite von Seawatch tun.
Hinweis: Kupferblau distanziert sich aus rechtlichen Gründen von Ruben Neugebauers Aufruf zum Tortenwurf gegen Boris Palmer. Es handelt sich hierbei um ein Zitat von Herrn Neugebauer, das nicht die Meinung der Redaktion wiedergibt.
Fotos: Marko Knab.
Seit wann gibt es denn Regenbogenpresse, die sich einen links-toleranten Touch gibt? Habe ich da was verpasst? Ich bin fasziniert von der Beschreibung dieses Super-Heroes, der sich da laessig im Sessel produziert – hat er nun auch noch einen Six-Pack und einen geilen Arsch, oder macht ihn nur der leicht schwaebische Akzent und der 3-Tage-Bart, den er sich 6 Wochen lang wachsen liess, so sexy? Enttaeuschend wird der Artikel dann, als sein Foto publiziert wird: Das sieht mir eher nach Bauernsohn aus Gomaringen aus, als der Reutlinger „Clark Kent“! All die tollen Zuhoerer, die sich dann schnell auch mal betroffen zeigen, als Ali oder Mohamed aus Africa sein trauriges Schiksal erzaehlt, sind fasziniert von den tollen Aktionen, die unser Held schon begleitet hat, und sie ruecken sich leicht verunsichert den Kango auf dem Kopf zurecht, bestellen mal schnell via Smartphone den neusten Schrei fuer ihr iPhone bei Amazon, um dann wieder mit grossen Augen dem Aufruf des Helden zu folgen, der gerne jemanden fuer einen Kasten Bier anheuern moechte, der Boris Palmer eine Torte ins Gesicht werfen soll – wie cool ist das denn? Das macht ein Held heute nicht mal mehr selbst: Er laesst machen, und investiert dafuer in die hoellischen Ausgaben fuer einen ganzen Kasten Bier – nicht etwa einen halben – nein, einen vollen Kasten Aldi-Bier, und er spendet dann auch noch einen Cent pro Blatt Klopapier, das die Zuhoerer benoetigen, um die ganze Kacke wieder wegzuwischen – an Apple Music! Helau – Fasching ist nah!
Seit wann gibt es denn Regenbogenpresse, die sich einen links-toleranten Touch gibt? Habe ich da was verpasst? Ich bin fasziniert von der Beschreibung dieses Super-Heroes, der sich da laessig im Sessel produziert – hat er nun auch noch einen Six-Pack und einen geilen Arsch, oder macht ihn nur der leicht schwaebische Akzent und der 3-Tage-Bart, den er sich 6 Wochen lang wachsen liess, so sexy? Enttaeuschend wird der Artikel dann, als sein Foto publiziert wird: Das sieht mir eher nach Bauernsohn aus Gomaringen aus, als der Reutlinger „Clark Kent“! All die tollen Zuhoerer, die sich dann schnell auch mal betroffen zeigen, als Ali oder Mohamed aus Africa sein trauriges Schiksal erzaehlt, sind fasziniert von den tollen Aktionen, die unser Held schon begleitet hat, und sie ruecken sich leicht verunsichert den Kango auf dem Kopf zurecht, bestellen mal schnell via Smartphone den neusten Schrei fuer ihr iPhone bei Amazon, um dann wieder mit grossen Augen dem Aufruf des Helden zu folgen, der gerne jemanden fuer einen Kasten Bier anheuern moechte, der Boris Palmer eine Torte ins Gesicht werfen soll – wie cool ist das denn? Das macht ein Held heute nicht mal mehr selbst: Er laesst machen, und investiert dafuer in die hoellischen Ausgaben fuer einen ganzen Kasten Bier – nicht etwa einen halben – nein, einen vollen Kasten Aldi-Bier, und er spendet dann auch noch einen Cent pro Blatt Klopapier, das die Zuhoerer benoetigen, um die ganze Kacke wieder wegzuwischen – an Apple Music! Helau – Fasching ist nah!