Ohne die Frauen hätte es keinen Widerstand gegeben

Jüdische Frauen haben aktiv gegen den Nationalsozialismus gekämpft. Darum ging es am Montagabend in dem Vortrag „Jüdische Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ mit Ingrid Strobel. Dieser hatte zuvor für einigen Wirbel gesorgt.

Ohne die Frauen hätte es keinen Widerstand gegeben

Dass das dritte Reich systematisch Millionen von Menschen jüdischen Glaubens ermordete, ist wohl nichts Neues. Aber wie sieht es mit dem Widerstand der jüdischen Bevölkerung dagegen aus? Was weißt du darüber? Und wie viel über die Rolle, die Frauen in diesem Widerstand gespielt haben? Wahrscheinlich weitaus weniger. Zumindest ist das ein Thema, über das kaum etwas bekannt ist. Es wird nicht so viel dazu geforscht und es ist in der Gesellschaft wenig präsent.

Die Veranstalter

Nachdem es einigen Wirbel um die Veranstaltung, bzw. die Referentin Ingrid Strobel gegeben hatte (wir berichteten), fand gestern Abend unter dem Titel „Jüdische Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ der Vortrag statt. Dieser wurde von der Studierendengruppe Kritik und Widerstreit in Kooperation mit der Antifa-Reutlingen Tübingen (Art) organisiert und wurde durch den StuRa sowie die Rosa-Luxemburg-Stiftung gefördert.

Foto: Marko Knab
Ankündigung des Vortrags im Kupferbau: „Die Veranstalter behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen“ und Personen, die extrem rechten Organisationen oder der extremen rechten Szene zuzuordnen sind, von der Veranstaltung zu verweisen.

Warum dieses Thema?

Die Vorrednerin der Studierendengruppe Kritik und Widerstreit erzählte, dass die Idee für den Vortrag durch die Lektüre von Strobels Buch „Sag nie du gehst den letzten Weg“, das sich genau diesem Thema widmet, entstanden sei. Dadurch sollte der Umstand geändert werden, dass das Thema der jüdischen Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus in der Gesellschaft kaum präsent sei. Der Vortrag stieß auf großes Interesse, der Hörsaal 24 im Kupferbau war gut mit interessiert wirkenden Gästen gefüllt.

Jüdische Frauen im organisierten Widerstand

Der Vortrag beschäftigte sich hauptsächlich mit dem Widerstand jüdischer Frauen in jüdischen Ghettos in Polen bzw. Litauen. Im Zuge ihrer Forschung sprach Ingrid Strobel viel persönlich mit jüdischen Frauen, die in den Widerstand gegen den Nationalsozialismus gegangen waren, woraus dann auch ihr Buch „Die Angst kam erst danach: Jüdische Frauen im Widerstand 1939-1945“ entstand. Durch den Vortrag, der auf dem Buch basierte, konnte ein guter Einblick in den Widerstand gegeben werden. Es war in der organisierten jüdischen Widerstandsbewegung gängig, dass auch Frauen Gruppen anführten. Denn dies entsprach dem egalitären Verständnis der linkszionistischen Jugend, die damals eine wichtige Rolle im Widerstand spielte und es entsprach auch dem Selbstverständnis der Frauen.

Der Hörsaal des Kupferbaus war gut gefüllt mit interessierten Gästen.

Die Frauen spielten vor allem in dem Bereich des Widerstands, der außerhalb der Ghettos stattfand, eine wichtige Rolle. So konnten sie sich besser tarnen als die Männer, da sie von den Besatzern grundsätzlich mit weniger Misstrauen als die Männer angesehen wurden. Außerdem wurden die Männer auch oft zum Arbeitsdienst eingezogen.

Deshalb war es für die Frauen etwas einfacher, unter einer falschen Identität außerhalb des Ghettos zu agieren. Allerdings bewegten sie sich so im Feindesland und riskierten ihr Leben. So spielten Frauen eine zentrale Rolle für die Infrastruktur des Widerstands (z.B. das Anmieten von konspirativen Wohnungen, die u.a. als Verstecke dienten, oder die Beschaffung von Waffen). Auch konnten sie, aufgrund der etwas höheren Bewegungsfreiheit besser Informationen beschaffen. Auch leiteten Frauen Gruppen der Kampfverbünde und stellten sich aktiv den Nazis im Kampf. Ohne die Rolle der Frauen, so Strobel, hätte es keinen organisierten Widerstand der in den Ghettos lebenden jüdischen Bevölkerung gegen die Nazis geben können.

Und es war keineswegs so, dass der Widerstand umsonst gewesen wäre. So konnten einige Menschen in Sicherheit gebracht und beschützt werden und die Maschinerie der Nazis immer wieder behindert werden – das rettete vielen Menschen das Leben.

Fotos: Marko Knab

Empfohlene Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert