Vom 4. bis 11. November wird in einigen Tübinger und Stuttgarter Kinos wieder Französisch gesprochen. Aber in den Filmen, Events und Podiumsdiskussionen geht es um mehr als Frankreich – das diesjährige Filmfest ist sehr politisch.
Wer sich nur am Rande für das Kino interessiert, wird sich erst einmal schwer tun. Abgesehen von Gérard Depardieu (Zu sehen in „Valley of Love„), der in letzter Zeit weniger durch seine schauspielerische Leistung, als durch seine Liebe zu Russland Schlagzeilen gemacht hat, kennt der Gelegenheitskinogänger wohl weder die Schauspieler noch die Regisseure. Man sollte sich davon nicht einschüchtern lassen. Auch nicht, wenn das Schulfranzösisch ein bisschen eingerostet ist. Alle Filmen laufen entweder mit deutschen oder englischen Untertiteln.
Das Programm ist nämlich vielversprechend. Der Eröffnungsfilm Une famille á louer – Familie zu vermieten ist eine Komödie. Der Plot ist ziemlich klassisch: Der reiche Paul-André (Benoît Poelvoorde) hat alle materiellen Vorzüge, die man sich wünschen kann. Ihm fehlt nur noch eine Familie. Da trifft er die alleinerziehende Violette (Virginie Efira), der das Sorgerecht entzogen werden soll – sie hat zu hohe Schulden. Wie das Ganze weitergeht, kann man sich schon denken.
Die politische Dimension des Films sollte auch klar sein: die Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich. Der Regisseur Jean-Pierre Améris, der letztes Jahr den Verleihförderpreis gewonnen hat, wird zum Auftakt anwesend sein.
Frankreich und Europa – eine Bestandsaufnahme
Allerdings werden nicht nur Komödien gezeigt; es stehen vor allem die Krisen in Frankreich und in Europa im Vordergrund. Einige Filme beschäftigen sich mit dem Terroranschlag auf die Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo. Mit der Pressefreiheit in der Finanzkrise befasst sich der Film L’enquête – Die Clearstream-Affäre. Der Journalist Denis Robert, der den Skandal aufgedeckt hat, wird zu einer Diskussion kommen.
Aber die Filmtage würden ihrem politischen Anspruch nicht gerecht werden, wenn sie nicht die zwei aktuellsten Themen in der französischen Politik aufgreifen würden: die Einwanderung und der Aufstieg des Front National. Mit einem besonders drastischen Fall befasst sich zum Beispiel das Drama über einen Skinhead Un Français – French Blood.
Der höchstdotierte Preis, der beim Festival vergeben wird, ist der mit 20.000 Euro dotierte Verleih-Förderpreis. Darüber hinaus werden noch kleinere Preise vergeben wie der Filmtage-Tübingen-Preis (5000 Euro). Es lohnt sich, auch für Gelegenheitskinogänger, einen Blick in das Programm zu werfen.
Mehr Infos und das Programm gibt es unter: http://franzoesische.filmtage-tuebingen.de