Jugend und Gewalt

Am Freitagabend feierte Schillers berühmtes Erstlingswerk „Die Räuber“ unter der Regie von Christoph Roos in einem fast ausverkauften Landestheater Tübingen seine Premiere.

Schillers „Die Räuber“ handelt von den zwei ungleichen Aristokraten-Brüdern Franz (gespielt von Michael Ruchter) und Karl Moor (gesp. v. Thomas Zerck), die um die Anerkennung ihres Vaters, des alten Moor (Gotthard Sinn) und die Liebe zu ein und derselben Frau, Amalia (Laura Sauer), kämpfen. Karl, der vom Vater geliebte Freigeist, studiert in Leipzig und findet sich nach allerlei Scherz und Freiheiten im Studentenleben ermüdet wieder. Er will zurück auf das väterliche Schloss kehren und seine Geliebte Amalia heiraten.

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Amalia und ein sichtlich verstörter Karl (Quelle: / © David Graeter)

Dort indes hat sein Bruder Franz, der sich vom alten Moor abgewiesen fühlt, eine Intrige gegen ihn angezettelt und den Vater davon überzeugt, Karl aus der Familie auszuschließen. Seine Absicht ist es Karl, den Erstgeborenen, loszuwerden, das Erbe allein zu bekommen und Herrscher zu werden.

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Eigene Interpretation: Die Räuber (v.l.n.r.: Heiner Kock, Rolf Kindermann, Thomas Zerck, Daniel Tille, Gotthard Sinn und Lukas Umlauft) um Karl (Thomas Zerck) begegnen Franz (Bildmitte: Michael Ruchter) (Quelle: / © David Graeter)

Das Stück zeigt zwei separate Handlungsstränge, sodass sich Karl und Franz auf der Bühne begegnen, dabei allerdings kaum in Kontakt treten und in ihren jeweils eigenen Umgebungen Rachsucht und Herrschaftstrieb ausleben. Karl indem er zum Anführer einer Räuberbande wird, Angst und Schrecken verbreitet und sich zum väterlichen Schloss durchkämpft. Franz hingegen lässt den eigenen Vater sterben, belästigt Amalia und sagt offen, dass er im Gegensatz zum Vater ein grausamer Herrscher werden will. Themen wie die Faszination junger Männer für Gewalt zur Durchsetzung welcher Interessen auch immer werden auch im Programmheft aufgegriffen und mit der Gewaltbereitschaft junger IS-Kämpfer in Verbindung gebracht. So wird wieder eine Brücke zu unserer heutigen Zeit geschlagen und die Aktualität des Stücks unterstrichen.

Anderthalb Stunden ließen sich mithilfe von fast durchgehend gutem Schauspiel mehr als angenehm ertragen. Besonders sehenswert war die Leistung von Michael Ruchter, der die narzisstischen, wahnsinnigen Züge der Figur Franz Moor ganz hervorragend zur Geltung brachte und im Zusammenspiel mit Laura Sauer als Amalia ein sehr starkes Duo abgab.

Titelbild (Quelle: / © David Graeter)

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