Im Raum liegt ein zarter Duft von Safran und die Augen werden leuchten im strahlend warmen Kerzenlicht. Alter Schwede, ist schon wieder ein Jahr vergangenen? Offensichtlich – denn am 13. Dezember fand wieder das Luciafest statt. Die Fachschaft Skandinavistik hat uns einen exklusiven Einblick in das Land von Elchen und Köttbullar gegeben.

Wie jeden Freitagabend tapse ich die Treppen runter in Tübingens beliebtesten Keller. Doch diesmal werde ich nicht von einer angschwipsten Studentenhorde begrüßt, sondern von einem weihnachtlich geschmückten Bierkeller. Bereits seit den 80er Jahren feiert die Fachschaft Skandinavistik alle Jahre wieder das traditionelle Luiciafest.

Glögg in Wikingerstärke

Nachdem man Zutritt in den kuschlig warmen Raum erhalten hat, wird man zunächst von einem Duftschwall von weihnachtlichen Gewürzen übermannt. Meine Nase führt mich direkt zur Quelle des Duftereignisses: An dem Verkaufsstand wird vor „Glögg in Wikingerstärke“ gewarnt. Dabei handelt es sich um skandinavischen Glühwein angereichert mit zahlreichen Gewürzen wie Zimt und Nelken, wahlweise mit Mandeln und Rumrosinen. Inzwischen haben es sich alle Feierlustigen zwischen Kerzenlicht und skandinavischen Flaggen gemütlich gemacht und es geht endlich los.

In einem weißen Gewand und mit einem Lichterkranz auf dem Kopf führt die diesjährige Lucia den feierlichen Festzug, gefolgt von ihren Sternenknaben mit spitzen Hüten, an. Der gesamte Raum begleitet den Festzug, je nach Schwedischkenntnissen, gesanglich mit dem Lied „Sancta Lucia“. Die Rolle der sogenannten „Lichterbraut“,die hier von einer Erstsemestlerin übernommen wurde, wird in Schweden üblicherweise von der ältesten Tochter der Familie erfüllt. Das vor allem in Schweden gefeierte Fest ist ein fester Bestandteil der vorweihnachtlichen Zeit und wird traditionell am 13. Dezember gefeiert. Bis zum 18. Jahrhundert stellte dieser Tag den kürzesten des Jahres und somit die Wintersonnenwende dar.

15503009_375198222829766_1418845479_o
Der Bierkeller, wie man ihn nicht jeden Tag sieht. Vergangenen Freitag durften sich die zahlreichen Besucher am skandinavischen Lebensstil erfreuen.

Lucia, die Leuchtende

In einem anschließenden Theaterstück gibt die Fachschaft ihr schauspielerisches Talent zum Besten. Hierbei erfahre ich, dass dieser Tag zu Ehren der Heiligen Lucia von Syrakus gefeiert wird. Überlieferungen zufolge lebte die Märtyrerin ihr Leben im Namen von Christi in Ehelosigkeit und versorgte in Katakomben geflohene Christen mit Nahrung. In einer Inszenierung der besonderen Art wird die in Stockholm jährlich stattfindende Luciawahl nachgeahmt. Da an diesem Tag angeblich auch Tiere zu sprechen beginnen, kandidieren an diesem Abend nicht nur die klassisch hübschen Blondchen, sondern auch beispielsweise Kängurus. Der etwas skurrile Wettstreit um die heiß ersehnte Krone hinterlässt in meinem Kopf die Message „Lucia ist für alle da!“ – ganz egal ob integriertes Känguru aus Australien oder langhaarige Männer in Röckchen.

15515678_375198326163089_372260910_o
Der Klassiker der schwedischen Weihnachtsbäckerei: Das Safranhefegebäck Lussekatter.

Lussekatter medan snakketid

Dank des Engagements von Studierenden und Dozenten dürfen sich die Zuschauer an Weihnachtsliedern auf Schwedisch, Dänisch und Norwegisch erfreuen und in geselliger Runde mitsingen. Die fröhlichen, leichtfüßigen Lieder aus dem Norden klingen für einen Nicht-Skandinavier (unter dem Einfluss von Glögg) besonders amüsant. Während der „snakketid“ (zu Deutsch: Schwätzzeit) darf ich das schwedische Hefegebäck mit Safran, „Lussekatter“ (nach Geheimrezept gebacken), genießen und spannenden Reiseberichten aus dem hohen Norden lauschen. An dieser Stelle sei eine klare Reiseempfehlung an alle, die die Ruhe und die Schönheit der Natur (und schöne Frauen) zu schätzen wissen, ausgesprochen.

Der gesellige Abend wird mit der Bekanntgabe der Gewinner des Skandinavien-Quiz‘ abgerundet, welche sich über isländisches Bier und dänische Butterkekse freuen dürfen. Auch wenn es draußen noch keinerlei Anzeichen von Schnee gibt, schaffen es die Tübinger Skandis jeden Gast mit ganz viel Herzlichkeit und Glögg von der zauberhaften Adventszeit zu begeistern. In diesem Sinne „God Jul“!

Das Geheimrezept für Lussekatter findet ihr übrigens auf folgender Seite: http://fs-skandinavistik-tue.jimdo.com/aktuelles/lucia/

Fotos:  Nora Bruchertseifer.

Empfohlene Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert