Mit der gestrigen Vereidigung hat Donald Trump sein Amt als Präsident der USA offiziell angetreten. Noch ist ungewiss, ob er seine Drohungen wie den Bau einer Mauer oder das Einreiseverbot für Muslime wahr machen wird, aber bereits jetzt steht fest, dass sich die politische Haltung Amerikas ändern wird. Kupferblau hat fünf Dozenten der Uni Tübingen befragt, was sie von Trump und dem Amerika von morgen erwarten.
1. Kari Griffin-Madeja
2. Andreas Hasenclever
3. Kirsten Skinner
4. Thomas Nielebock
5. Thomas Diez
Prof. Dr. Thomas Diez ist Professor am Institut für Politikwissenschaften, Fachbereich Internationale Beziehungen.
Mit was für Gefühlen haben Sie die Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten wahrgenommen? Was waren Ihre ersten Gedanken?
Ich war schockiert und ich war besorgt um die Zukunft der internationalen Politik. Ich denke aber auch, dass wir erst einmal abwarten müssen, was er überhaupt durchsetzen kann. Das Problem mit Trump sind zwei Dinge: Das eine ist seine eigene Unberechenbarkeit, gar nicht so sehr die Politik, und zweitens die Leute, die er nun als Minister beruft. Sein Kabinett, da sieht es schlecht aus.
Wird die Regierungsverantwortung Donald Trump einschränken oder gar bremsen in seinen politischen Vorhaben?
Natürlich kann Trump sich in der Regierung nicht verhalten wie in der Opposition oder im Wahlkampf, das ist ein generelles Spiel.
Trotzdem, in einem Wahlsystem wie dem amerikanischen, das so zugeschnitten ist auf das Amt des Präsidenten, spielt der Charakter, die Persönlichkeit eine größere Rolle als bei uns beispielsweise. Er hat ja auch bereits einige problematische Aktionen gebracht, wie das Telefonat mit der taiwanesischen Regierungschefin. Darüber kann man politisch geteilter Meinung sein, aber diplomatisch gesehen war das ein klarer Verstoß gegen die allgemein akzeptierten Regeln und das Problem ist, dass ihm das wahrscheinlich gar nicht bewusst ist. Er macht Politik wie er Geschäfte gemacht hat. Er ist halt ein „business man“ und er macht die Dinge, von denen er selbst überzeugt ist, das sie richtig sind.
Welche Auswirkungen wird die Wahl Trumps auf die deutsch-amerikanischen Beziehungen haben?
Die deutsch-amerikanischen Beziehungen werden sicherlich schwieriger werden, weil in beiden Staaten ganz unterschiedliche Vorstellungen über die Ausgestaltung der internationalen Politik vorherrschen.
Was raten Sie den heutigen Studierenden, die mit den aktuellen politischen Entwicklungen unzufrieden, wenn nicht gar schockiert sind?
Ich glaube es gibt keinen anderen Weg als den Dialog mit denen zu suchen, die sich in einer globalisierten Gesellschaft ausgeschlossen fühlen. Die sich als Verlierer sehen. Das ist unglaublich schwierig, es tut weh. Es ist häufig verletzend, aber wir können die Dinge nicht einfach laufen lassen.
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