Die Uni-Verwaltung ist komplex, undurchsichtig und zuweilen chaotisch. So ziemlich jeder Student hatte wohl schon einmal das Gefühl, den Passierschein A38 wie Asterix und Obelix besorgen zu müssen oder in einem von Kafkas Romanen gelandet zu sein.
Jemand musste den Studenten K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas böses getan hätte, wurden eines Morgens seine Noten scheinbar aus dem Campus-System gelöscht; sie waren an diesem Morgen einfach aus der Tabelle verschwunden. Wo früher die Zahl gewordenen Früchte der vorherigen Semester standen, wird er nun von einer weißen Stelle geblendet.
So wird es im vorletzten Semester einigen Studenten der Germanistik ergangen sein, als die Noten neu eingetragen wurden. Plötzlich war die Notenübersicht in Campus leer. Panisch wurde in den Foren diskutiert, was passiert sein könnte. Nach einiger Zeit sprach sich die beruhigende Nachricht herum, dass die Noten einfach nur neu eingetragen werden müssen, und dass man sich einfach gedulden solle. Puh, doch nicht alles noch mal machen.
Das bedrohliche bürokratische Monster
In diesem Fall war keine Eigeninitiative nötig, abgesehen vom Opfer einiger Nerven. Ganz anders verhält es sich, wenn man in irgendwelchen Büros im gefühlt zwanzigsten Stock von irgendwelchen Instituten einen Schein, einen Stempel oder eine Unterschrift besorgen muss. Oft fühlt man sich beim durchstreifen der sanierungsbedürftigen Fakultätsgebäude auf der der Suche nach Zimmer soundso oder Herrn / Frau Blahblah an Kapitel aus dem Proceß erinnert. Lange, graue, stickige, enge Gänge, meist eine unerträglich trockene Luft, Aufzüge, die stecken bleiben, Sprechzeiten, die schon lange nicht mehr stimmen und Kollegen, die oft auch nicht weiterhelfen können. Über die Verwaltung, dieses bedrohliche bürokratische Monster, das alles durchdringt, erzählt man sich gruselige Dinge: Dort gebe es nicht-zuständige Zuständige, in der Bibliothek liegengelassene Ausweise, die auf einmal in den heimischen Briefkasten zurückfinden, ohne dass dies irgendein Mitarbeiter veranlasst hätte, und hin und wieder, so munkelt man, sollen auch Sachen einfach verschwinden.
Manchmal hat man das Gefühl, dass die Scheinabholung zur Prüfungsleistung dazugehört, manchmal sogar den Endgegner darstellt – das retardierende Moment nach der Klimax der Prüfungsphase.