Atemübungen für Banker. Ein High-Tech Entsafter. Eine Anti-Cellulite-Kammer zum Selbstaufbau und zwei Paare. Am Donnerstag den 3.3.16 führte die Werkstatt des LTT „Wir lieben und wissen nichts“ auf und ließ damit vier verschiedene Lebensentwürfe aufeinanderprallen.

In Frankfurt waren alle Möbelrücker vor dem Herrn und in Zürich, da hacken die selbst in der Wohnung Holz. Deshalb will Kulturhistoriker Sebastian nicht mit seiner Frau Hannah umziehen, die doch aber fest zugesagt hat, gestressten Bankern Atemkurse zu geben. Er will aber auf seinem einsamen Stuhl umgeben von seinen Büchern sitzen bleiben.

Doch da klingelt es und die Tauschpartner für den vereinbarten Wohnungstausch stehen vor der Tür. Roman und Magdalena. Er ein chauvinistischer Technikfreak und sie eine Tier-Physiotherapeutin mit einer Schwäche für Haferkekse, Bonobos und die ein oder andere Flasche Prosecco. Schnell wird klar, dass mit dem Tausch unterschiedlichste Lebensentwürfe aufeinander prallen und dass man seinen Partner vielleicht doch gar nicht so gut kennt, wie man dachte.

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Der Wohnungstausch der beiden Paare erscheint als nicht ganz so einfach wie zunächst gedacht.

„Männer verlassen ihre Frauen wegen Cellulite“

„Ich stehe in zweiter Reihe“, drängt Roman seine Frau als auch die beiden Tauschpartner, die noch nicht einmal zu Ende gepackt haben. Dabei hat es Hannah eigentlich sehr eilig endlich nach Zürich zu kommen. Dort wird sie Christian treffen, ihre damalige Affäre. Und natürlich der Atemkurs für gestresste Bänker, den sie schon morgen geben soll.

„Wie lautet denn ihr Benutzerkennwort für´s WLAN?“ Wieder Roman, für den nichts wichtiger ist als der Abschuss seines Weltall-Projekts. Er lässt keine Gelegenheit aus, um sich zu profilieren. Selbst einen besseren Entsafter als Sebastian und Hannah hat er – zwei Edelstahlwalzen für ein tadelloses Ergebnis. Magdalena baut schon einmal ihre Anti-Cellulite-Kammer auf. -150 °C, denn Männer verlassen ihre Frauen wegen Cellulite.

Die toten Russen.

Zwei Paare, viele Missverständnisse, Lügen und Enttäuschungen. Lange können die vier die Illusion zweier funktionierender Beziehungen nicht aufrecht erhalten. Roman wurde entlassen. Magdalena weiß das, aber sie reden nicht darüber. Denn sie haben abgemacht nicht zu reden, denn dann trennen sie sich auch nicht. Und Hannah hält es nicht mehr aus mit einem Mann zusammenzuleben, der sich lieber mit Puschkin beschäftigt, als mit ihr eine Familie zu gründen.

Die toten Russen sind Sebastians Leidenschaft und deswegen trifft sie sich auch wieder mit Christian. Dass sie damals von Christian schwanger war, hat sie nie erzählt. Die Gefühle kochen hoch, inzwischen hat man sich bei den Nachbarn ins WLAN eingeloggt. Roman küsst Hannah und Magdalena küsst Sebastian. Ob man zusammen bleiben kann, wenn man die Wahrheit sagt, fragen sich alle und die Beziehungsdramen enden mit einem Schuss.

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Ob die Beziehungs- und Lebensstilkonflikte ein gutes Ende zulassen? Zwischen und in den beiden Paaren treffen Welten aufeinander.

Ein bisschen viel von allem, aber das Ganze mit Witz.

Mit „Wir lieben und wissen nichts“ bringt die Werkstatt des LTT spannende Beziehungskonflikte auf die Bühne. Doch zwischendurch wird es etwas zu viel und zu komplizierten Beziehungen kommen Politik, Globalisierungsnachteile und Geschrei. Was allerdings überzeugt ist die gute Leistung der Schauspieler und der Humor der Texte. Romans Chauvi-Humor und Sebastians Sarkasmus konnten das Publikum überzeugen.

Fotos: Pressefotos des Landestheater Tübingen

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