Poetry Slam kennt jeder, deswegen geht in Tübingen jetzt der Science Slam an den Start. Im Rahmen der Tübinger Doktorandentage 2016 fand dieser als Abendprogramm in einer Reihe aus Vorträgen und Workshops rund um das Thema Promotion seinen Platz. Auch noch heute und morgen kann das Angebot der Graduiertenakademie in den Räumen der Uni Berg wahrgenommen werden.

Viele junge Studierende haben sich an diesem kalten und verregneten Abend auf den Weg auf die Morgenstelle gemacht. Der große Hörsaal ist fast komplett gefüllt, nur in die vordersten Reihen traut sich – wie immer – niemand. Lena hat es zufällig  besonders hart getroffen: Sie wird vom Moderator Moritz Zaiss gezwungenermaßen von der unschuldigen Besucherin in die Animateurin der Veranstaltung transformiert. Ihre Aufgabe ist es ab nun an das Publikum durch das Starten von Laola-Wellen bei Zuruf „Lena, die Welle!“ zu unterhalten. Auch die Emotionsachterbahn eines Wissenschaftlers vom ratlosen „Häh?“ zum erkenntnisreichen „Aaaah!“ und der Applaus werden zu Beginn vom Publikum fleißig eingeübt.

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Moderator Moritz Zaiss motiviert die Menge

Filme, die MeWis gruseln würden

Andrea Schaupp, die für die Organisation rund um die Exzellenzinitiative der Universität Tübingen zuständig ist, ergreift zuerst, in Stellvertretung für das Rektorat, das Wort. Sie begrüßt die Zuschauer und weist auf die über 45 Beratungsangebote der Doktorandentage hin.  Es folgen zwei Kurzfilme zu dem Thema „My PhD Story“. Sie sind die Gewinnerfilme des zugehörigen Wettbewerbs und sollten die Entstehungsgeschichte der eigenen Promotionsforschung darstellen. Jessica Starke und Florian Steinbach holten den zweiten Platz, Rafael Streib mit seinem Film „The South Sea Thing“ den ersten. Inhaltlich waren die Filme sicherlich interessant, in puncto Professionalität und Gestaltung wären alle drei gnadenlos durchgefallen.

Geballte Frauenpower

Der Herausforderung Science Slam stellen sich an diesem Abend fünf Frauen. Es geht darum seine eigene Forschung möglichst verständlich und unterhaltsam innerhalb von zehn Minuten vorzustellen. Das Publikum bestimmt später durch die Intensität des Applauses die Gewinnerin.

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Martina Wolz ist die erste Slammerin des Abends

Die Humanmedizinerin Martina Wolz macht den Anfang und referiert über das Thema „Warum Sirtakitanzen hilft, die Toilette trocken zu erreichen“. Als der Titel auf der Powerpointfolie erscheint und zum ersten Mal der Begriff Inkontinenz fällt, kichern zuerst einmal alle nervös und schauen sich verlegen an. Doch die Stimmung lockert sich spätestens beim gemeinsamen Sirtakitanzen, eine von Wolz entwickelte Therapiemethode zur Linderung der überaktiven Blase.

Mit Pokemon die Chemotherapie erklären

Das nächste Thema klingt ebenfalls vielversprechend. Nicht nur freuen sich die Zuschauer über die vielen süßen Pokemon in Mona Kibats Präsentation, sondern lernen derweil auch etwas über eine Behandlungsmethode gegen Krebs. Die quirlige Pharmazeutin beschäftigt sich in ihrer Forschung mit Pressurized Intraperitonal Aerosol Chemotherapy, kurz PIPAC. Als sie ihre Forschungsergebnisse dann in Form eines Rapgedichts zusammenzufassen versucht kehrt wieder das peinlich berührte Kichern vom vorherigen Vortrag zurück. Die Poesie sollte im Tal bei den Poetry Slammern bleiben.
Die Kandidatin und Geologin Jessica Starke referiert über ihre Zuneigung zu Steinen, während die Islamwissenschaftlerin Petra Nendwich erklärt, weswegen sie nur wissenschaftlich und nicht persönlich mit dem Dschihad verstrickt ist.

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Mona Kibat: Pharmazeutin und Pokemon Trainerin

Den Sieg holt letztendlich die Neurowissenschaftlerin Wiebke Schick mit ihrem Vortrag „Täuschend echt oder echt täuschend: Wann kann ich meinen Augen trauen?“ Mit ihrem trockenen Humor, ihrer ruhigen, sachlichen Art und ihren gekonnten Wortspielen rund um das Thema Sehen und Wahrnehmung hat sie das Publikum am besten unterhalten. Ob sich der Aufwand für die Kandidaten gelohnt hat lässt sich infrage stellen: Zu gewinnen gab es eine Urkunde, eine Tasse und für den ersten Platz einen Buchgutschein. Dennoch ist es für die Zuschauer ein informativer Abend gewesen und hat die Möglichkeit geboten einmal in die Welt der Forschung anderer einzutauchen.

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Gewinnerin Wiebke Schick bedankt sich

Fotos: Paul Mehnert

Weitere Informationen zum Programm der Doktorandentage 2016:
http://0cn.de/Doktorandentage2016

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