Am Wochenende feierten das Harlekin Theater Tübingen gemeinsam mit dem LTT das 27. Jubiläum des Theatersports. Mit neun Vorstellungen in Folge gab es für die Besucher insgesamt 27 Stunden improvisiertes Theater am Stück- diesmal sogar mit internationalem Touch.
Zwei bemalte Holzwände stehen auf der Bühne. Die auf der linken Seite ist blau gefärbt und trägt die Aufschrift TSC Fortuna Faust. Vor ihr eine Bank und ein paar Sprudelflaschen. Das gleiche Bild findet man gespiegelt auf der rechten Seite wieder. Nur in rot und mit dem Namen Coole Rampe. Der Abstand zwischen den beiden Aufbauten wird durch einen bunten, bald unter der Last der Klamotten und Requisiten zusammenbrechenden, Kleiderständer gefüllt. Über der Bühne schwebt der Schriftzug Theatersport und spätestens jetzt werden Laien und Nicht-Tübinger stutzig.
Wer, wie, was Theatersport?
Der Tübinger Theatersport zeichnet sich durch die hohe Interaktion zwischen den Schauspielern und dem Publikum aus. Die beiden Teams TSC Fortuna Faust und Coole Rampe wetteifern in verschiedenen Kategorien mit Gesang, Wortgewalt und Schauspielkunst um die Gunst der Zuschauer. Diese dürfen nach jeder Runde bestimmen, wer den Sieg und die Punkte einfährt. Auch inhaltlich tanzen beziehungsweise spielen die Akteure nach der Pfeife des Publikums. Es darf Themenvorschläge und Aufgaben einbringen und beispielsweise bestimmen, an welchem fiktiven Spielort die Szene stattfinden soll. Die Spielleitung, Punktevergabe und zeitliche Koordination wird in Tübingen meist von Volker Quandt übernommen, ein bekanntes Urgestein der Tübinger Theatersportwelt.
Durch das wechselnde Publikum gleicht keine Vorstellung der anderen, denn es kommen immer wieder neue Vorschläge und Herausforderungen, denen sich die Schauspieler stellen müssen. Dadurch gibt es keine Möglichkeiten Texte auswendig zu lernen oder sich stundenlang auf eine Szene vorzubereiten. Kreativität und Spontanität ist hier gefragt. Und das ist es auch, was das Herzstück des Theatersports ausmacht: Rohe, spontane, witzige, verzweifelte Improvisation!
Das Jubiläum
Eigentlich ist es ungewöhnlich ein 27. Jubiläum zu feiern, da es kein klassischer runder Geburtstag ist. Das Team des Improtheater lässt sich allerdings zu jedem Jubiläum etwas Besonderes einfallen, dennoch hat es sich in diesem Jahr ziemlich verausgabt. Die Aktion startete am 28. Januar 2017 um 18 Uhr und endete erst am nächsten Tag um 21 Uhr mit einem kleinen Abschlussfest. Während die Abend- und Nachmittagsveranstaltungen recht gut besucht waren, schwächelten die Zuschauer in der Nacht. Dort spielte das Team nur vor knapp 20 Leuten, die volle Dröhnung Theatersport mit insgesamt neun Vorstellungen gaben sich nur wenige einzelne Besucher.
Besonders war auch die Besetzung der Schauspieler. Während in regulären Aufführungen nur drei bis fünf Darsteller ihr jeweiliges Team vertreten, waren es während des Jubiläums teilweise bis zu sieben Personen pro Team. Darunter auch internationale Gäste, unter anderem aus Tokio, San Salvador, den USA und Brasilien. Sie spielten ihre Szenen in der jeweiligen Muttersprache, was zwar zu inhaltlicher Verwirrung führte, dennoch durch große Schauspielbegabung ausgeglichen wurde.
Insgesamt waren rund 20 Schauspieler, sowie drei Moderatoren und unzählige weitere Helfer an den 27 Stunden von Tübingen beteiligt. Sie haben den Zuschauern über einen Tag lang mit viel Herzblut und Schauspielkunst gezeigt, dass die lange Tradition des Theatersports in Tübingen durchaus seine Berechtigung hat.
Nächste Spielzeiten:
02.02.17 Theatersport im LTT 20 Uhr
03.02.17 Theatersport im LTT 20 Uhr
05.02.17 Theatersport im LTT 18 Uhr
Weitere Informationen: http://www.harlekintheater.de
Fotos: Joshua Wiedmann.