Florian Teichmann (24) hat es geschafft: ein Tübinger Philosophiestudent hat sich für die Triathlon-WM in den USA dieses Jahr qualifiziert. Wie viel man dafür wohl trainieren muss?

2 km Schwimmen, 90 km Radfahren, 21 km Laufen

 „Ich verdiene damit kein Geld. Wenn es keinen Spaß machen würde, wäre es das nicht wert“ sagt er und schaut mit seinen stechend blauen Augen auf. An seinem ersten Triathlon nahm er teil, als er 17 Jahre alt war. Vom Grundschulalter an mit Leichtathletik beginnend, wurde ihm dies mit der Zeit zu „monoton“. „Triathlon bringt Abwechslung, da es drei verschiedene Sportarten sind und es macht tierisch viel Spaß.“ Nun hat er sich sogar für die Ironman 70.3 Triathlon WM in Chattanooga, USA, in der  Mitteldistanz diesen September qualifiziert.

Zehn Stunden die Woche trainiert er die drei Sportarten getrennt voneinander – manchmal sogar zweimal am Tag. Schwimmen im Freibad, Radfahren auf der Alb, Laufen im Schönbuch. Im Freibad schwimmt er unglaubliche 3,5 Kilometer, also ganze 70 Bahnen.  „Meine Trainingseinheiten sind teilweise intensiver als bei einem Rennen, denn dort sollte man nicht unbedingt an seine Leistungsgrenze kommen“. Er will gerne noch weiter hinaus und mal bei einer Langdistanz teilnehmen.

Sport bedeutet für mich…? „Lebensqualität“ antwortet Florian.

Momente der Bewusstseinserweiterung

Nicht nur ist Florian Leistungssportler und studiert im Master Philosophie, er schreibt auch nebenbei einen Blog. Unter dem Hashtag #aufderSuchenachdemFlow nutzt er Wissen aus seinem Studium, beispielsweise über die Erkenntnistheorie oder Wahrnehmung, und koppelt diese an Tipps für den  Leistungssport.

Den „Flow“ konnte er schon mehrmals erleben. Dahinter steht ein eher psychologisches Konzept, zum ersten Mal beschrieben von Mihály Csíkszentmihályi. Es geht dabei primär um eine bewusstseinserweiternde, außerkörperliche Erfahrung, welche er in verschiedenen Momenten inmitten eines Rennens hat. „Ich konnte mich nicht mehr erinnern, was die letzten drei Kilometer passiert ist, es ist einfach geflowt und ich war dann plötzlich an einer ganz anderen Stelle im Rennen.“

Fast schon sein zweites Zuhause, wenn man die Stunden zählt, die er auf dem Sattel verbringt.

„Es ist ein Privileg, eine Stunde schwimmen gehen zu können“

Trotz Ehrgeiz und Spaß, den man beim Sport hat, sollte dieser nie an erste Stelle geraten. „Man lotet immer Grenzen aus“, bei dem Versuch sich die Zeit für Sport, Studium und Familie einzuteilen, meint Florian. Probleme hat er dabei nicht. Mit einer gewissen Gelassenheit sagt er, dass er das gut hinkriegt. „Man sollte sich nicht in Ziele verbeißen, wenn dann dabei andere Sachen untergehen“. Trotz des zeitintensiven Leistungssports könne man das schaffen. Es dabei als „Privileg“ zu sehen mal eine Stunde schwimmen gehen zu können, macht einen gelegentlichen Verzicht einfacher. „Ich sehe viele Vereinskollegen, die Probleme damit haben.“ Florian hat neben dem Training sogar noch Zeit für andere Hobbys und Arbeit – sein Hiwi-Job und die Aufgaben als Nachwuchstrainer im Triathlon-Verein beschäftigen ihn zusätzlich.

Weder abgehoben noch krankhaft fokussiert auf seinen intensiven Leistungssport – Florian besitzt eine ausgeglichene Ruhe, während er spricht. Diese sympathische Art lässt einen ihm noch mehr Glück für seinen kommenden Wettkampf in den USA wünschen. Good luck, Florian!

Fotos: Marko Knab

 

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