Carl Jakob Haupt – gestern Schweden, morgens Berlin, abends Tübingen. Der partyaffine Modeblogger hat im Rahmen von Querfeldein unsere super modische Studierendenmetropole besucht und einige interessante Geschichten ausgepackt.
Ein dunkles Shirt in Kombination mit schwarzer Hose und ebenso schwarzen Schuhen. Durch einige Statement-Pieces ein glamourous Look: Coole Ringe, schicke Uhr, weiße Socken, ein bisschen Nagellack. Das trägt der Mann von heute. Oder zumindest der Mann von gestern: Carl Jakob Haupt. Im Ribingurūmu, besser bekannt als Wohnzimmer, erzählte der bekannte Modeblogger über sein Elternhaus, seine Projekte und die damit verbundenen unzähligen Anzeigen. Und das vor einem hauptsächlichen mit Frauen gefüllten vollen Haus.
Ein Modemuffel beim Männermodeblog
Dabei ist Dandy Diary, wie der Blog heißt, ein Männermodeblog. 2009 wurde er von Haupts bestem Freund aus Schulzeiten, „Punker und Skater[…], eine klassische College-Geschichte“, David Kurt Karl Roth gegründet, ein Jahr später kam er dann dazu. Dabei hat der studierte Politikwissenschaftler weniger Interesse an der Ästhetik von Mode als an Ästhetik von Sprache. „Ich wünschte mir manchmal, dass ich mir mehr Zeit nehmen würde zu schreiben, das ist eigentlich, warum ich mich drauf eingelassen habe, mitzumachen. Weil ich es schön finde Medien zu haben, wo ich ungefiltert meine Gedanken ausdrücken kann, schreiben kann, Ideen einer unbestimmten Leserschaft zu präsentieren[…] und ich mags auch mit Sprache rumzuprobieren.“
Der smarte Blogger mag die Modebranche trotzdem: „Ich arbeite wahnsinnig gerne in der Branche, weil die Arbeit sehr leicht gemacht wird, die intellektuelle Tiefe der Branche ist nicht besonders.“ Es sind solche Sprüche, die Haupt authentisch und sympathisch machen. Deshalb kann man es ihm auch nicht so richtig übel nehmen, wenn er einerseits H&M für Kinderarbeit triezt, aber andererseits Marken bewirbt, bei denen die Transparenz, was das betrifft auch nicht gegeben ist. Darauf bei der Fragerunde aus dem Publikum angesprochen gibt er auch zu: „Eine klare Haltung hab ich nicht. Wobei ich jede klare Haltung immer problematisiere. Jede klare Haltung ist scheiße, weil man sollte alles hinterfragen. Nichts ist schlimmer als so ’n verbohrter Typ, der immer weiß, was richtig ist. Was die Idee hinter Dandy Diary ist, dass ich versuche kritisches Denken zu fördern, zu stimulieren. Den Leuten sozusagen aufzuzeigen, dass es möglich ist ’ne andere Sicht zu kriegen.“
Entspannter Gast… 9 von 10
Neben diesen ernsteren Momenten, ist es ein witziger Abend im Wohnzimmer. Allein schon die Geschichten über die verrückten Aktionen bieten einigen Unterhaltungswert. Da wird darüber geredet, wieso man einen Fashion Porno in einem versifften Pornokino zeigt oder wie auf der letzten Fashion Week-Preparty Schafsköpfe von der Decke baumelten und die teuren Taschen der Berliner High Society mit Blut volltropften. Die Moderatorin stockt zwar zeitweise etwas, aber der Modeblogger gleicht das mit seiner entspannten und ehrlichen Art aus. Nur als er beim Querfeldein-Quartett, angelehnt an eine vergangene Aktion von Haupt, die Exfrau Bonnie Strange auf einer Skala von 1-10 bewerten soll, lehnt er „aus juristischen Gründen“ lieber ab. Stattdessen bewertet er lieber sich selbst: „Street Credibility – Pfarrersohn – 2. Scheiße, super low, ich bin ein Pfarrerssöhnchen, will man nicht mit abhängen. Partylöwe hmm…ey 9! Wirklich! Ohne scheiß.“
Die Kunst des Machens
Es gibt doch diesen einen Typen in jedem Freundeskreis, der immer etwas neben der Spur ist: Zu jeder Verabredung zu spät, zu den Vorlesungen sowieso, aber bei jeder Party am Start. Der, den deine Mutter als „schlechten Einfluss“ bezeichnet, weil er dich im Suff mit seinen eigentlich total bescheuerten Ideen ansteckt. So einer ist Haupt irgendwie. Dadurch, dass er diese Schnapsideen immer umsetzt, hat er Erfolg. Ob veganes Fast Food-Restaurant, Flitzer auf der Fashion Week, H&M-Antiwerbefilm oder eben Männer-Modeblog, nichts ist unmöglich. Als Haupt vorschlägt, jeden der Montag deswegen von Tübingen nach Berlin fährt, auf die Gästeliste seiner Fashion Week-Preparty zu schreiben, zögert man deshalb, es abzuschlagen. Einfach mal machen.
Fotos: Marko Knab