Seit Montag gibt es im Brechtbau wieder Theater, Theater zum Sterben! Terry Pratchetts ‚Mort‘ ist dort die gesamte Woche zu sehen und die Provisional Players legen einen Oscar-reifen Auftritt hin. Nicht nur gehen die Schauspieler in ihren Rollen auf, auch die Bühnentechnik lässt mit Licht- und Soundeffekten (live ist wirklich immer besser) nicht zu wünschen übrig.
Tod macht einen überraschenden Vorschlag
Manchen mag der Schräge Humor der Terry Pratchetts Werk und die Scheibenweltsaga charakterisiert, schon ein Begriff sein. Wenn dies nicht der Fall sein sollte, ist das Theaterstück der perfekte Einstieg, denn es ist dafür geschaffen in einem Rahmen wie dem Brechtbautheater aufgeführt zu werden. Es ist der Tod höchstpersönlich, der zu Beginn Mortimer (kurz ‚Mort‘) besucht, um ihm einen sogenannten Aushilfsjob anzubieten.
Nicht nur hält er für einen kurzen Moment die Zeit an, aber um den Tod ausdrucksvoller darzustellen, schlüpft Achim Lorenz in einen beeindruckenden Ganz-Körper-Skelett-Anzug und leuchtet im Schwarzlicht besonders furchteinflößend. Für eine halbe Minute. Dann wird uns allen klar – Tod ist gar nicht so grausam. Er geht einfach nur seinem Job nach, und braucht dafür ein wenig Unterstützung. Also stellt er Mort ein, dessen zerstreuter Charakter von Christopher Seiberlich perfekt inszeniert wird. Als die beiden in Tod’s Zuhause ankommen, trifft Mort Albert, den vorgeblichen Butler des Todes, sowie Ysabell die 18-jährige Tochter von Tod. Eigentlich soll Ysabell mit Mort verkuppelt werden, aber zu Beginn zeigen die dezenten Hinweise auf ihr ‚großartiges Erbe‘ bei Mort eher wenig Wirkung.
Morts erster Auftrag
Nach einigen Übungsgängen, die Mort in die Welt des ‚Todes‘ einführen sollen, übergibt Tod für einen Nachmittag seine Aufgabe an den Schüler ab. Nach einer Unendlichkeit des Arbeitens, hat der alte Schrecken sich wohl einen freien Nachmittag verdient. Mort erledigt seine Aufgabe mehr oder minder vorbildlich, bis er das Leben einer Prinzessin rettet, was eigentlich verboten ist. Dies führt dazu, dass sich die Realität wie sie hätte sein sollen verschiebt, und Chaos die Welt zu zerstören droht. Auf seinem Weg alles zu ‚richten‘ trifft er Hexen, Zauberer und Dämonen.
Während Tod höchstpersönlich durch die Reize der Welt ein wenig abgelenkt ist, versucht der junge Assistent die wichtige Aufgabe weiterzuführen und gleichzeitig die Prinzessin und die Welt zu retten. Leider verliert der ‚Junge‘ im Zuge des konstanten Stresses kurz seine Menschlichkeit, wird jedoch durch die Liebe gerettet. Das Schicksal der Welt und das der Prinzessin stehen allerdings immer noch auf Messers Schneide, und auch die Zauberer können unter Alberts Führung (ja Albert ist ein Superzauberer) wenig anrichten…
Wie es weiter geht
Leider ist es unmöglich, die ganzen kleinen versteckten Anspielungen und humorvollen Inszenierungen, die sich durch das Stück ziehen in einem kurzen Text wie diesem nachzuvollziehen oder ihnen auch nur ansatzweise gerecht zu werden. Es kann allerdings jedem nur geraten werden dieses humorvolle Stück zu besuchen, und sich selbst davon zu überzeugen. Sei es nur um herauszufinden durch wen Mort letztendlich gerettet wird, ob die Prinzessin ihren Tod überlebt, und wie der Tod höchstpersönlich zum Ende hin reagiert, als er von dem bevorstehenden Untergang der Realität erfährt.
Das Stück ist noch bis Samstag, 3. November, immer um 20 Uhr im Brechtbau-Theater zu sehen.
Fotos: Ellen Lehmann