„Mit Social Entrepreneurship die Welt im Kleinen verbessern“, lautet das Motto der Hochschulgruppe Enactus. Die Mitglieder haben es sich zum Ziel gesetzt durch soziales Unternehmertum der Gesellschaft einen Mehrwert zu bieten. Enactus existiert deutschlandweit, Tübingens Hochschulgruppe ist dabei die jüngste. Im April 2018 gegründet, haben die Mitglieder dennoch schon einige Projekte verwirklicht, wie unser Autor bei einem Besuch von Enactus erfahren hat.

Montagabend 20:08 Uhr, ich suche verzweifelt den Hörsaal der alten Archäologie. Licht am Ende des Ganges, ich scheine richtig zu sein. Beim Betreten des Hörsaals blicke ich in die Gesichter von knapp 60 Studierenden, die gespannt einem Vortrag zuhören. Es ist der Vortrag eines Innovationsteams, das gerade einige Ideen vorstellt, die es bei ihrem letzten Treffen gesammelt hat. Die Vorstellungen reichen von einem Trainingsspiel für Senioren, über lokale Tausch-Apps und Klimaspiele, bis hin zu Gemüseauktionen für krummes Gemüse, welches vom Bauer nicht auf dem Markt verkauft werden kann. Direkt im Anschluss wird diskutiert und aussortiert. Kann die Idee umgesetzt werden? Bewirkt sie eine nachhaltige Veränderung? Trägt sich das Ganze selbst?  

Danach ist das Research-Team dran und stellt Ideen vor, die in der letzten Sitzung von Mitgliedern eingereicht wurden. Darunter ist zum Beispiel ein Senioren-BnB, bei dem Senioren ihre Wohnung mit jüngeren Menschen teilen und diese sie im Gegenzug im Alltag unterstützen. Auch hier wird sofort im Anschluss per WhatsApp Umfrage abgestimmt und in kleinen Gruppen Ideen gesammelt, wie man das Ganze umsetzten kann. 

Bei den Sitzungen zeigen kleine Präsentationen was schon geschafft wurde und was noch zu schaffen ist.

Im Anschluss folgt eine Projekt-Review mit Projekten, die schon umgesetzt werden und somit eine Stufe, bei Enactus Tübingen „Stage“ genannt, weiter sind. 

Insgesamt gibt es drei Stages, wie mir Sabrina Küspert, Mitbegründerin von Enactus Tübingen, später erklärt. Stage 1 besteht nur aus der Idee und es wird überprüft, ob die Idee selbstragend und realisierbar. Besteht es diese Prüfung, wird es eine Stage höher eingestuft. In Stage 2 wird aus der Idee ein Projekt. Es werden Kontakte geknüpft zu Kooperationsfirmen und Rücksprache mit Beratern gehalten. Erreicht das Projekt Stufe 3, steht schon das Konzept, die Partner sind klar und das Grundgerüst steht. Das Projekt ist bereit an die Partner übergeben zu werden. Eines dieser Projekte ist „Der grüne Faden“. Es geht dabei darum,  Asylbewerbern den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern, indem sie bei einem wöchentlichen Treffen neue Fertigkeiten erlernen und die deutsche Arbeitskultur kennenlernen. In Zusammenarbeit mit StartWithAFriend treffen sich die Teilnehmer jeden Donnerstag pünktlich um 16 Uhr im Asylzentrum Tübingen. Am Ende des Kurses wird ihnen ein Zertifikat ausgestellt, welches sie später ihrer Bewerbung beilegen können. Unterstützt wird das Projekt durch Stoffspenden der örtlichen Firma Egeria. Mit den Einnahmen aus dem Verkauf der hergestellten Produkte werden den Geflüchteten weiterführende Sprachkurse finanziert.
Weitere Projekte von Enactus Tübingen könnt Ihr auf der Homepage der Hochschulgruppe einsehen.

„Der grüne Faden“ ist eines der derzeit drei Projekte, die schon in der Praxis umgesetzt werden

Nach dem alle Mitglieder auf den neusten Stand der Projekte gebracht wurden, folgt ein kurzer organisatorischer Teil mit Veranstaltungen, die demnächst anstehen und anschließender Projektarbeit. Bei der die einzelnen Projektgruppen eine Stunde Zeit haben sich auszutauschen und sich über ihr weiteres Vorgehen zu besprechen.

Währenddessen frage ich Sabrina Küspert, warum sie bei Enactus Tübingen mitmacht und warum andere das auch sollten:
Ich wollte als Studentin der Gesellschaft etwas zurück geben in Form eines sozialen Projektes und mein an der Uni Gelerntes praktisch umsetzen. Bei Enactus weiß man, wo die Hilfe ankommt, weil man selbst daran mitarbeitet und jeden einzelnen Schritt verfolgen kann.

Wer kann bei Enactus mitmachen?
Generell kann bei Enactus jeder mitmachen, bei uns ist jeder willkommen. Unsere Mitglieder kommen aus 23 verschiedenen Studiengängen und damit von 5 der 7 Fakultäten der Uni Tübingen. 

Obwohl die Hochschulgruppe erst im April gegründet wurde, sind schon Mitglieder aus 23 Studiengängen dabei

Gibt es bei Enactus ECTS Punkte?
Je nach Aufgabe kann man 2-3 ECTS Punkte über den Career-Service bekommen. 

Ist die Mitgliedschaft kostenlos?
Unsere Mitglieder zahlen im Semester einen Beitrag von 20€, Neueinsteiger zahlen 10€ Schnupperbeitrag. Danach kann jeder seine eigenen Ideen einbringen und umsetzten. 

Wie kann man bei Enactus Mitglied werden?
Man muss nur eine Bewerbung schreiben mit einem kurzen Motivationsschreiben, warum man bei Enactus mitmachen will. Der Einstieg kann allerdings nur zum Semesteranfang stattfinden, da es eine längere Einarbeitungsphase gibt, mit einem Einführungs-wochenende. 

Wer mehr über Social Entrepreneurship und Enactus Tübingen erfahren möchte, sollte sich die Facebookseite oder die Homepage der Hochschulgruppe ansehen.

Fotos: Daniel Böckle, Enactus Tübingen

 

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