Wenn es unter Studierenden heißt: „Wir treffen uns im Bota“, ist damit meist der alte Botanische Garten neben der Innenstadt gemeint. Wer sich gefragt hat, was an diesem Garten so botanisch sein soll, dem wird schnell auffallen, dass es sich eben nur um den alten Botanischen Garten handelt. Der „neue“ Botanische Garten der Universität Tübingen befindet sich neben dem Hörsaalzentrum auf der Morgenstelle und feiert dieses Jahr sein 50-Jähriges Jubiläum. Vor allem für die Menschen im Tal eine weite Strecke, aber auf jeden Fall eine Reise wert.
Über Leonard Fuchs zum Palmenhaus
Den ersten Botanischen Garten der Universität Tübingen legt Leonard Fuchs neben dem heutigen Nonnenhaus vor fast 500 Jahren an. Der Garten wechselte in der Folgezeit mehrfach seinen Standort. So befand sich etwa zwischen 1663 und 1804 ein Apothekergarten hinter der alten Aula. Der alte Botanische Garten, der heute als Stadtpark genutzt wird, wurde von 1805 bis 1809 angelegt. Nördlich der Ammer befand sich bis zur Eröffnung des Stadtfriedhofs im Jahr 1829 noch ein Friedhof; nach dessen Auflösung erwarb die Universität diese Fläche zur Erweiterung des botanischen Gartens.
1839 wurde ein großes Gewächshaus errichtet, welches allerdings schon knapp 30 Jahre später einem modernem Gusseisen-Glas-Neubau weichem musste. Das sogenannte Palmenhaus stand am Rand der Ammer in Richtung Rümelinstraße.
Der Umzug auf die Morgenstelle
Mit der Zeit wurde der Botanische Garten zwischen Wilhelmstraße, Rümelinstraße und Am Stadtgraben zu klein und so wurde 1969 der neue Botanische Garten auf der Morgenstelle eröffnet. Auf über zehn Hektar erstreckt sich das Gelände und beheimatet über 10.000 teils sehr seltene Pflanzenarten.
Die exotischen Pflanzen befinden sich in verschiedenen Gewächshäusern. Bei dem Tropicarium wurde darauf geachtet, die typischen Aspekte des Regenwaldes darzustellen.
Das Highlight des Gebäudes ist die Baumkronenplattform. Über eine Wendeltreppe kann man knapp unter dem Dach auf fast 15 Metern über den tropischen Regenwald blicken.
Das Sukkulentenhaus zeigt die Pflanzen der Trockengebiete der Erde. In ihm sind hauptsächlich Kakteen – oder Pflanzen, die man für Kakteen halten könnte – beheimatet. Aber auch Palmfarne, die noch aus dem altem Botanischem Garten stammen, sind mit auf die Morgenstelle in das Sukkulentenhaus umgezogen. Ebenfalls innerhalb der Gewächshäuser befinden sich kleine Aquarien mit tropischen Süßwasserpflanzen und Fischen.
Von Nordamerika bis nach Japan
Die größte Fläche des Botanischen Gartens erstreckt sich allerdings auf dem Außengelände. So liegt direkt am Haupteingang das Alpinum, in dem man eine Weltreise durch die Hochalpinen Regionen rund um den Globus machen kann.
Weiter unterhalb gelegen befindet sich am Bachlauf exotische Gehölze und Stauden aus Asien und Nord-Amerika, sowie viele in der Natur bereits gefährdete Arten der Schwäbischen Alb. Ebenfalls zum Botanischen Garten zählt der große Seerosenteich, in dem man je nach Jahreszeit Kaulquappen beobachten kann oder bereits Frösche hören kann.
Heimische Apfelbäume
Auf der nördlichen Seite des Nordrings befindet sich das Arboretum. Auf über 5 Hektar bewahrt der Botanische Garten dort mehr als 100 zum Teil sehr seltene Apfelsorten auf. Zudem kommen noch andere hier heimische Obstbäume wie Birnen, Kirschen und Zwetschgen. Durch die sogenannte Veredlung, also Transplantation eines Pflanzenteils auf eine andere Pflanze, tragen dort einige Bäume auch mehrere verschiedene Früchte. Nicht nur heimische Pflanzenarten lassen sich dort finden. Wie im gesamten Botanischen Garten kann man dort auch Gehölze aus aller Welt betrachten.
Wer dem Botanischen Garten auf der Morgenstelle auch einen Besuch abstatten möchte, kann diesen regulären Öffnungszeiten frei betreten. Ebenfalls finden noch bis Anfang Dezember verschiedene Veranstaltung anlässlich des Jubiläums statt.
Öffnungszeiten
Montag bis Freitag: 7:30 bis 16:30 Uhr (Gewächshäuser ab 8:00 Uhr)
Wochenende und Feiertage: 8:00 bis 16:30 (Gewächshäuser ab 10:00 Uhr)
Der Botanische Garten hat das ganze Jahr über geöffnet. Der Eintritt ist frei, es wird sich über eine Spende gefreut.
Bild 1, Bild 2, Alle anderen Fotos: Daniel Böckle.