Sein Ton gilt als hart, seine Fragen als scharf und respektlos. Und doch sahnt Arno Luik einen Preis nach dem anderen ab – zuletzt den Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen. Luik, seit 2000 Autor beim Stern, gerät immer wieder in Konflikte mit seinen Interviewpartnern – vielmehr: Fordert sie heraus. Bei seinem Besuch an der Uni Tübingen konnten sich die Studenten ein eigenes Bild von ihm machen.
Von Christine Deder
„Polemisch“, nennt ihn Martin Walser, der von ihm in einem Interview des linken Stammtisches bezichtigt wurde. „Eine Frechheit“ schimpft Reinhold Messner, der sich durch ihn des Mordes an seinem Bruder angeklagt fühlt. Die Rede ist von Stern-Autor Arno Luik, der in letzter Zeit vor allem durch seine stark meinungsbetonten Artikel über das Bahnprojekt Stuttgart 21 auffiel. Doch nicht alle teilen die Meinung der beiden Betroffenen. Vor allem nicht Luik selbst – Polemik sei höchstens ein „Akt der Notwehr“, seine Interviews „intelligent gemachte Unterhaltung“ und überhaupt sei es seine Aufgabe, „den Mächtigen auf die Finger zu schauen“.
Was steckt hinter dem Phänomen Arno Luik?
Am 29. November 2010 hatten die Studenten der Medienwissenschaft die Möglichkeit, dieser Frage nachzugehen. Im Rahmen des Seminars „Dialogformen in Massenmedien“ bei Prof. Dr. Bernhard Pörksen setzten sie sich intensiv mit den Werken Luiks auseinander, was schließlich im Besuch des Star-Interviewers an der Uni mündete. Doch alles Geheimnisvolle, das Luik umgab, die Frage nach dem Grund seiner besonderen Interviewtechnik, war schnell verpufft. Anekdoten wirkten wie auswendig gelernt, wirklich Neues konnten die bereits vorbereiteten Studenten nicht erfahren.
Mehr Schein als Sein
Spannung versprach dafür die anschließende Fragerunde, vor allem Luiks Antworten waren in gewisser Weise sehr aufschlussreich. Auf die Frage hin, ob er nicht lieber für ein Boulevardblatt schreiben sollte, wich er scherzhaft aus: „Der Stern ist doch in gewissem Maße ein Boulevardblatt.“ Für seine Ablehnung gegenüber „Stuttgart 21“ nannte er beinahe ausschließlich private Gründe. Wer die Artikel aus dem Stern kennt, fragt sich, ob man in so einem Falle überhaupt noch von Objektivität – der obersten Prämisse eines jeden Journalisten – sprechen kann.
Der Charme des Authentischen
Luik betonte in seinem Vortrag immer wieder sein Ziel, den Mächtigen des Landes überraschende Aussagen zu entlocken, die wirklich etwas über ihre Persönlichkeit verraten. Er nennt das den „Charme des Authentischen“. Während der Diskussion kam eine weitere Frage auf: Erschafft Luik mit seinen scharfen, vorwurfsvollen Fragen, durch die sich seine Interviewpartner in die Ecke gedrängt fühlen, nicht viel mehr ein fiktives Konstrukt von einem Menschen als ein tatsächlich authentisches Porträt? Nein, antwortete Luik grinsend, und verzichtete auf jegliche Rechtfertigung – eine Strategie, die sich seine Interviewpartner durchaus einmal von ihm abschauen könnten.