Es wird gejammt, gestritten und geflucht – in ihrer Rockerkomödie „Je suis mort mais j’ai des amis – Ich bin tot, macht was draus!“ erzählen Guillaume und Stéphane Malandrin die teils wahnwitzige, teils anrührende Geschichte einer wahren Männerfreundschaft, die bis in den Tod und darüber hinaus Bestand hat.

„Kennt ihr die Geschichte von Pete Best?“ Mit dieser Frage beginnt der Film. Musikliebhaber wissen sofort, um wen es sich dabei handelt; anderen Zuschauer, vor allem aus jüngeren Generationen, wird der Name nicht all zu viel sagen. Zum Glück folgt sofort im Anschluss die Erklärung: Pete Best ist der ehemalige Drummer der Beatles; der Drummer der Beatles, der ganz kurz vor dem Durchbruch der Band 1962 durch Ringo Starr ersetzt wurde; der Drummer der Beatles, der es in der Musikszene nie mehr richtig geschafft hat – der ewige fünfte Beatle, der „Unluckiest Man on Earth“.

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Gepflegter Rockergammelschick

„Grand Ours“, die Rockband von Jipé (Jacky Lammers), Yvan (Bouli Lanners) und Wim (Wim Willaert), spielt – gemessen an ihrem musikalischen Erfolg – in derselben Liga wie damals Pete Best. Die drei waren zusammen jung, haben gemeinsam nie den großen Durchbruch geschafft und sind nun zusammen alt geworden. Sie treten in verranzten Clubs auf, pflegen ihren Rockergammelschick und sind in den glorreichen alten Zeiten hängen geblieben, die es nie gab. Nun bietet sich ihnen aber die große Chance: eine Tournee durch Amerika. Dumm nur, dass Frontmann Jipé kurz vorher in ein Loch und zu Tode stürzt. Yvan will die Tournee trotzdem auf jeden Fall durchziehen. Und so entführt die Rockerbande Jipés Asche und geht mit ihr auf ein letztes Abenteuer. Mit von der skurrilen Partie ist Jipés langjähriger Lover Dany (grandios: Lyès Salem), von dessen Existenz bis dato niemand etwas ahnte. Per Flugzeug (stürzt ab) und Zug (fährt in die falsche Richtung) gelangt die wilde Truppe in den hohen Norden Kanadas, statt wie geplant nach Los Angeles.

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Ein abgefahrener Roadtrip

Auf dem Roadtrip geht es ordentlich zur Sache. Es wird gestritten, geflucht, gesoffen. Auch an skurrilen Momenten wird nicht gespart. So wird Jipés Asche geschnupft, gegessen und auf den Grill geworfen. Der Humor ist allgemein ziemlich derb und makaber – aber wem Todd Phillips Filme (zum Beispiel „Stichtag“ und die „Hangover“-Reihe) gefallen, ist hier genau richtig. Unter der irrsinnigen Oberfläche findet man jedoch Tiefgründiges. Ist der Zug wirklich abgefahren, wenn man am falschen Ort landet? Braucht es die ganz große Bühne zum Glück oder reicht auch ein kleines Publikum? Was passiert, wenn man feststellt, dass sich seine Träume nicht mehr erfüllen werden? Lebensentwürfe prallen aufeinander und Lebenslügen werden enttarnt. Auf berührende Weise zeigt der Film, was am Ende zählt – ob man nun erfolgreich war oder nicht. Nämlich wahre Freundschaft. Und die stirbt niemals, genauso wie der Rock’n’Roll.

JE SUIS MORT MAIS J’AI DES AMIS, Belgien / Frankreich 2015 – Regie: Guillaume Malandrin, Stéphane Malandrin. Buch: Guillaume Malandrin, Stéphane Malandrin. Kamera: Hugue Poulain. Mit: Bouli Lanners, Wim Willaert, Lyès Salem. 96 Min.

Text: Lea Caspar (27) hat Anglistik und Psychologie studiert. Sie liebt Filme aller Art, je skurriler desto besser.

Diese Filmkritik entstand im Rahmen des FestivalTV der Französischen Filmtage im Filmkritikworkshop von Hanne Detel, Institut für Medienwissenschaft, Uni Tübingen.

Fotos: Je suis mort mais j’ai des amis, Pressestelle

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