Nach dem Psychothriller „Où est la main de l’homme sans tête – Wo ist die Hand des Mannes ohne Kopf“ wagt sich das Regisseurs-Duo Malandrin (bestehend aus den belgischen Brüdern Guillaume und Stéphane) diesmal an eine Komödie. Sie trägt den spannend-grotesken Titel „Je suis mort mais j’ai des amis – Ich bin tot, macht was draus!“.
Ein älterer Mann steht alleine am Ufer eines Sees und erzählt die Geschichte vom „unglücklichsten Menschen der Welt“, Pete Best, dem ersten Drummer der Beatles, der kurz vor dem Durchbruch aus der Band gekickt wurde. Was diese Geschichte mit der Rockband „Grand Ours“ (dt. Großer Bär) zu tun hat und wo der Zusammenhang zum Tod des Leadsängers Jipé liegt, scheint zunächst unklar. Der etwas überstürzte Anfang des Films hinterlässt einige Fragezeichen und sorgt für Verwirrung, so ist schon besagter Tod eine eher abstruse Angelegenheit: Aufgrund eines Mikrofonausfalls singt sich Jipé heiser und als er dann – weshalb ist nicht ganz klar – im Graben endet, kann ihn natürlich niemand hören und er stirbt. Es folgt eine ebenfalls sehr skurrile Beerdigung: Als Jipés Rockerkollegen sich von ihm verabschieden wollen, ist er bereits verschwunden. Seine Familie hat die Bestattung ohne das Wissen von Yvan (Bouli Lanners) und Wim (Wim Willaert) um einige Stunden vorverlegt.
Die Asche in den Plastikeimer – und auf in die USA
Nachdem die zwei postpubertär wirkenden Mittfünfziger erfolglos die ganze Leichenhalle auf den Kopf gestellt haben, beschließen sie kurzerhand, Jipés Urne zu stehlen. Yvan hat auch schon einen ausgeklügelten Plan, was mit der Asche seines Freundes passieren soll. Denn die kommt mit auf die Tour nach Los Angeles. So kann Jipé beim Durchbruch der Band dabei sein – wenn auch nur durch seine pragmatisch in einem Plastikeimer verstaute Asche. Während der Konzerte soll sie einen Ehrenplatz vor dem Mikrofon bekommen. Das ist zumindest die Theorie.
Bevor sich die beiden bärtigen, hygienefremden Männer auf den Weg machen können, erleben sie eine Überraschung: Jipé hatte einen Lebensgefährten, Dany (Lyès Salem), den er seinen Bandmitgliedern über fünf Jahre lang geheim gehalten hat. Sehr zum Widerwillen Yvans beschließt dieser auch noch, die Band auf ihrer USA-Tournee zu begleiten, um sich auf diese Art von seinem Geliebten zu verabschieden. Nachdem Jipés Asche halbiert und – Achtung, jetzt wird’s makaber – geschnupft wurde, versucht Yvan erneut, Dany die Amerika-Reise auszureden. Ohne Erfolg.
Skurrilität vom Feinsten
Der Film begleitet das ungleiche Trio mit seinem ganz eigenen Witz und Charme auf ihrer Reise nach Los Angeles, die jedoch überhaupt nicht nach Plan verläuft … Von Fast-Flugzeugabstürzen und falsch fahrenden Zügen über Lebensmittelvergiftungen mit ebenso fatalen, wie witzigen Folgen ereignen sich auf dem Weg alle möglichen absurden Ereignisse.
Der Film „Je suis mort mais j’ai des amis“ ist eine realistische Darstellung dreier Männer in ihren Mittfünfzigern und ihrer unterschiedlichen Einstellungen zum Leben. Die Komödie ist von sarkastischem Humor geprägt und steigert sich nach den ersten, eher mäßig interessanten zehn Minuten deutlich. Ein absolutes Plus ist die stimmungsuntermalende, passend gewählte Filmmusik. Sie bestimmt das Tempo des Films und lässt über einige Längen hinwegsehen.
JE SUIS MORT MAIS J’AI DES AMIS, Belgien, Frankreich 2015 – Regie: Guillaume und Stéphane Malandrin. Buch: Guillaume und Stéphane Malandrin. Kamera: Hugues Poulain. Mit: Bouli Lanners, Wim Willaert, Lyès Salem. 96 Min.
Text: Sarah Hornung (19) studiert Mathematik und Französisch auf Lehramt im ersten Semester und hat ein Faible für französische Filme, da sie mit ihrem ganz eigenen Charme und Witz überzeugen.
Diese Filmkritik entstand im Rahmen des FestivalTV der Französischen Filmtage im Filmkritikworkshop von Hanne Detel, Institut für Medienwissenschaft, Uni Tübingen.
Fotos: Je suis mort mais j’ai des amis, Pressestelle