Über den Dächern der Altstadt befindet sich das Museum der Universität Tübingen (MUT). Im Schloss Hohentübingen führt es seine Besucher anhand von Sammlungsobjekten der Universität seit 1997 durch die Geschichte der Menschheit.
Vor vielen Jahrhunderten lebten im Schloss Herzöge und Grafen, heute hat es die Wissenschaft eingenommen. Institute der Ethnologie, Empirischen Kulturwissenschaft und der Archäologie haben ihr Zuhause im Schloss gefunden – und nicht nur diese: der aufmerksame Betrachter entdeckt dort auch das Museum der Universität Tübingen. Auf ca. 2000 m2 präsentiert es zwei Ausstellungen.
Themenvielfalt im Wechsel
Ein kleiner Raum gleich neben dem Eingang beherbergt regelmäßig Sonderausstellungen, wie zuletzt eine Fotografie-Ausstellung von Nachwuchsjournalisten und -journalistinnen mit dem Titel „Ganz nah, aber weit genug“. Diese zeigte Szenen des Lebensalltags geflüchteter Menschen im Libanon. Ab dem 9.6. wird die Ausstellung „Krankheit als Kunst(Form): Moulagen der Medizin“ dieser nachfolgen.
Geschichte im Zeitraffer
Weiter geht es auf einer Wendeltreppe hinauf in den Kern des Museums: Die Dauerausstellung von Objekten der archäologischen und ethnologischen Sammlungen der Universität – Schätze der Menschheit, wie das MUT sie nennt. Statt in den Depots zu verweilen, werden sie den Besuchern präsentiert und bieten eine Reise von der Urzeit bis in die Antike. Doch nicht nur das: sie sind auch Gegenstände der Forschung und Lehre der Universität.
Der Star des Museums zeigt sich gleich zu Beginn der Ausstellung: das ca. 40.000 Jahre alte Wildpferd aus Mammut-Elfenbein. In einem schwarzen Raum in pointiertem Licht inszeniert, reiht es sich in seiner Vitrine neben andere geschnitzte Figuren aus unserer Vorzeit ein.
Weitere Objekte der älteren Urgeschichte, wie beispielsweise auf der Schwäbischen Alb ausgegrabene Feuerwerkzeuge, warten in den felsigen, höhlenartigen Gängen des Schlosses auf die Blicke der Besucher. Das Schloss selbst dient hier nicht nur als einfache Kulisse, sondern verstärkt die urgeschichtliche Atmosphäre – obwohl es aus einer ganz anderen Zeit stammt.
Der chronologische Gang führt weiter durch die Geschichte der Kelten, zu Objekten des alten Orients, vorbei an Mumiensärgen, Kunsthandwerk der Griechen und Römer und eine der größten universitären Münzsammlungen.
Diese Museumsabschnitte beeindrucken durch eine Fülle von Objekten aus kaum nachempfindbar entfernten Zeiten. Diese Masse bietet aber auch das Potenzial, sich darin zu verlieren. Eine optische Setzung von Akzenten und Heraushebung von Kernstücken könnten hier Hilfestellung leisten.
Ein Ende, das es in sich hat
Der letzte Raum der Ausstellung – der Rittersaal des Schlosses – widmet sich Gipsabgüssen antiker Skulpturen, deren Originale in Kunstmuseen der ganzen Welt verteilt sind. Götter, mythische und reale Figuren begegnen den Besuchern auf ihrem Gang durch verschiedene Kunstepochen.
Im Sonnenlicht, das durch die hohen Fenster fällt, strahlt der vorwiegend weiße Gips der Skulpturen hell und setzt damit einen Kontrast zum Rest der Ausstellung.
Das Ende der Ausstellung bietet dann noch ein letztes Highlight: der Abguss der Nike von Samothrake. Die griechische Siegesgöttin steht mit ihren großen Flügeln erhaben über den Köpfen der Besucher im Ausstellungsaum. In einer in Gips gegossenen Feinheit umspielt ihr Gewand ihren Körper beeindruckend realistisch.
Ausgegraben in Griechenland steht das Original heute im Louvre in Paris. Der Abguss im Tübinger Museum zeigt somit ein wichtiges Stück Kunstgeschichte und entlässt den Besucher mit einem bleibenden Eindruck.
Weitere Informationen
Das Museum der Universität Tübingen im Schloss Hohentübingen ist Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr und Donnerstag bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt für Studierende der Uni Tübingen ist kostenlos.
Neben der Wechsel- und der Dauerausstellung gehört auch das Schlosslabor zum Museum, sowie weitere Ausstellungen von Universitätssammlungen in anderen Unigebäuden.
Mehr Infos dazu unter http://www.unimuseum.uni-tuebingen.de
Fotos: Beate Muenzenmaier