„Viele Wege führen nach Rom.“ – so sagt man und manchmal trifft genau das auch auf das Studieren zu. Nicht immer weiß man von Anfang an, wo man hin will, und dann sind es die Umwege, Abkürzungen oder Seitentüren, die zum Erfolg führen. Philipp Weber ist heute erfolgreicher Kabarettist und erzählt, wie weniger das Studium selbst, als das Leben in einer Universitätsstadt ihn zu seinem Beruf brachte.
Aktuell touren Sie mit ihrem Programm „DURST – Warten auf Merlot“ durch Deutschland. Dabei geht es um Wasser in vielfacher Hinsicht – unter anderem auch um den enormen Verbrauch. Nach Ihrem Programm „FUTTER – streng verdaulich“ widmen Sie sich jetzt also der flüssigen Nahrungsaufnahme. Im Moment scheint sich ja irgendwie jeder mit seiner Ernährung auseinanderzusetzen…
Ja, und ich denke, dass es wichtig ist, dass die Leute ein Zeichen setzen. Mit ihrem Kaufverhalten eine Art Protest oder Haltung ausdrücken, nur so kann sich etwas verändern. Es geht mir in meinem Programm aber keinesfalls um eine Art Missionierung. Das ganze Thema Ernährung ist einfach etwas, das mich persönlich sehr beschäftigt. In erster Linie bin ich aber Künstler und ich möchte, dass die Leute Spaß haben.
Ihre Programme scheinen sehr gut recherchiert und faktenbasiert. Wie genau gehen Sie bei Ihrer Recherche vor? Erst einmal googeln, wie man das heute ja häufig macht?
Ja, auch. Ich gehe aber auch unheimlich gerne in Bibliotheken. Das Schöne ist jetzt, dass ich dann einfach nur das lesen kann, was mich interessiert. Das macht Spaß. Ich blättere zum Beispiel gerne im SPIEGEL. In gewisser Weise gehe ich schon wissenschaftlich vor. Das heißt, ich lese zunächst einmal sehr viel und schaue, was ist der Kern eines Themas. Und dann überlege ich mir, wie kann ich das in Humor verpacken. Meistens funktioniert es ganz gut, wenn man die Fakten anhand einer Figur erzählt. So lässt sich die Ambivalenz, die jedes Thema hat, am besten transportieren.
Fakten und Aktualität spielen also eine wichtige Rolle bei der Recherche. Worauf achten Sie außerdem bei Ihrer Themenwahl?
Auf jeden Fall muss das Thema relevant sein. Relevanz ist mir sehr wichtig. Ich verstehe mich aber wie gesagt auch primär als Künstler und Kunst muss sich zunächst einmal nicht begründen. Aber es ist mir wichtig, dass Inhalt und Form zusammenpassen. Diese beiden Teile müssen ausgewogen sein. Wenn das nicht der Fall ist, dann muss der Inhalt so genial sein oder die Form so grandios, dass sie über den anderen Teil hinweg wirken.
Sie sagen, dass Sie sich vor allem als Künstler verstehen, haben aber in Tübingen Biologie und Chemie studiert. Jetzt spielen Sie schon mehr als zehn Jahre hauptberuflich vor Publikum. Labor und Bühne – das liegt ja eigentlich nicht so nah beieinander…
Das stimmt. Angefangen hat das hier in Tübingen. Damals ging das mit den Poetry Slams los. Ich war dann selber als Zuschauer da und fand das cool und bin dann selbst irgendwann dazu gekommen, auf der Bühne zu stehen. Ich habe ja auch zuerst unter anderem mal Germanistik studiert. Musste dann aber ziemlich schnell feststellen, dass das geschriebene Wort nicht meine Stärke ist. Im gesprochenen Wort habe ich mich aber immer sicher gefühlt. Und dann bin ich zu Biologie und Chemie auf Lehramt gewechselt, was mir auch gut gefallen hat und mir vor allem auch recht leicht fiel. Und ich habe dann aber auch relativ schnell gemerkt, dass ich mich auf der Bühne wohlfühle und war dann beim zweiten Poetry Slam in Tübingen dabei. Und so bin ich dann dabei geblieben.
„Ich wollte auch beim Brechtbau-Theater mitmachen, aber die wollten so einen wie mich vom Berg nicht.“
Erst als ich dann schon relativ bekannt war und auch meine eigenen Stücke produziert hatte, da hätte ich dann vorbeikommen dürfen.
Ihr beruflicher Werdegang hängt also weniger mit dem Studium zusammen, als mit den Möglichkeiten, die eine Universitätsstadt wie Tübingen sie bietet?
Ja, ich verdanke Tübingen da wirklich viel. Hier hatte ich die Chance, mich auszuprobieren. In einer großen Stadt wie Berlin oder Hamburg hätte ich mich wahrscheinlich nicht getraut – da sind einfach unheimlich viele und auch professionelle Künstler. Das wirkt schon einschüchternd.
Verbindet Sie denn neben dem Studium und Ihren ersten Auftritten heute noch etwas mit Tübingen oder sind es doch eher die Erinnerungen an die Studienzeit?
Beides. Ich lebe ja immer noch zumindest einen Teil der Zeit hier in Tübingen. Ich habe hier viele Freunde, viele noch aus meiner Studienzeit. Ich bin ja schon vor langer Zeit hierhergezogen und Tübingen ist irgendwie mein Nest. Aber natürlich begegnet man in gewisser Weise auch immer wieder seiner Studienzeit. Wenn ich zum Beispiel einen bekannten Lokalpolitiker sehe, dann ist es schon witzig. Immerhin haben wir damals zusammen die Nacht zum Tag gemacht und haben beim Clubhausfest Mädels angebaggert. Das ist schon komisch und ich muss sagen, dass er erfolgreicher Politik macht, als er Mädels angemacht hat.
Philipp Weber wurde am 22. Juli 1974 in Miltenberg geboren. Nach seinem Abitur und dem Zivildienst begann er 1996 in Tübingen zu studieren. Nachdem er sich in den Fächern Germanistik, Psychologie, Geschichte und Medizin versucht hatte, begann er 1998 schließlich Biologie und Chemie zu studieren. Diese Fächer schloss er dann 2003 mit dem ersten Staatsexamen ab. Bereits während seines Studiums begann die Bühnenkarriere des heutigen Kabarettisten. Er nahm an Poetry Slams teil und debütierte schon 1999 mit seinem ersten eigenen Programm „Das Hölderlin-Syndrom“ im Brechtbau-Theater. 2004 entschloss er sich dazu, hauptberuflich als Kabarettist auf der Bühne zu stehen. Aktuell tourt er mit seinem Programm „DURST – Warten auf Merlot“ durch Deutschland. Weitere Informationen zu Philipp Weber, Tourtermine und Informationen zu den Programmen findet man unter: http://www.weberphilipp.de/
Titelbild: Vivian Jochens.
Fotos: weberphilipp.de