Während sich am Donnerstag wieder viele Besucher bei frostigen Temperaturen über den Tübinger Schokomarkt drängen werden, bietet sich nicht weit entfernt eine deutlich wärmere Unterhaltungsmöglichkeit. Im Clubhaus findet dann mit dem „Alternativen Dies Universitatis“, kurz AlDi, einige Wochen später als gewöhnlich, die wohl letzte Tübinger Semestereröffnung statt.
Wer sich in letzter Zeit verwundert die Augen rieb und feststellte, dass das halbe Semester bereits vorbei sein soll, sei entschuldigt. Bis man sich im neuen Semester zurechtfindet, bedarf es neben einiger Zeit schließlich auch einer Vielzahl an Veranstaltungen, die einem den Semesterbeginn vor Augen führen. Und eine dieser Veranstaltungen steht nach wie vor aus.
Während die Universität die Studierenden im Oktober wie üblich zum „Dies Universitatis“ auf der Morgenstelle begrüßte, wurde sein inzwischen traditionelles Gegenstück vergeblich gesucht. Sieben Wochen später ist es nun doch soweit und am Donnerstag, dem 7. Dezember heißt der Alternative „Dies“ alle Interessierten, vom Erstsemester bis zum Langzeitstudenten (ja wir wissen, dass du wirklich bald fertig bist), im Clubhaus willkommen.
Ganz wie beim offiziellen „Dies“ wird hier eine Vielzahl an Ständen die Möglichkeit bieten, verschiedenste Tübinger Gruppierungen kennenzulernen und sich über die vielfältigen Angebote und Aktionen rund um die Tübinger Studierenden zu informieren. Dafür präsentieren sich die Gruppen von 15 bis 16 Uhr auf dem „Markt der unbegrenzten Möglichkeiten“. Erwartet werden dafür über 30 Gruppen, darunter neben solchen wie der Global Marshall Plan Initiative und Anti Corruption International auch Neulinge wie das Lern- und Dokumentationszentrum zum Nationalsozialismus Tübingen. Die genaue Anzahl der Stände lässt sich allerdings nicht im Voraus bestimmen, da beim „AlDi“ keine Standgebühren fällig werden und in diesem Zusammenhang auch keine Voranmeldung nötig ist. Dies erlaubt im Umkehrschluss auch weiteren Gruppierungen spontan teilzunehmen und sich an einem eigenen Stand zu präsentieren.
Keine Obergrenze in Tübingen
Die Anzahl der teilnehmenden Gruppen ist mit Blick auf den offiziellen „Dies Universitatis“ bewusst nicht begrenzt und Ausdruck der Kritik an der limitierten Menge an Ständen bei diesem. Der AlDi hingegen möchte durch seine erhöhte Offenheit mehr Gruppen die Teilnahme ermöglichen und den Studierenden der Uni die Vielfalt des studentischen Lebens und alternative Perspektiven aufzeigen.
Ins Leben gerufen wurde der „AlDi“ ursprünglich in Reaktion auf eine Lockerung der universitären Hausordnung, die seit 2001 das Farbentragen in universitären Gebäuden ermöglicht und somit auch den Verbindungen das offene Werben auf dem offiziellen „Dies“ erlaubt und ihnen aus Sicht des „AK AlDi“ so eine Bühne schafft. Der Protest gegen diese Entwicklung ist bis heute die größte Motivation für die Organisation des Alternativen „Dies“ und hat auch zur Folge, dass das Farbentragen am Donnerstag im Clubhaus nicht gestattet sein wird.
Zudem ist es dieser Motivation zu verdanken, dass es nun im Dezember trotz zwischenzeitlicher Schwierigkeiten doch noch zu einem Alternativen „Dies“ kommt, da die Veranstalter ihrer Kritik nach wie vor Gehör verschaffen möchten und ein Ausbleiben des „AlDi“ somit unbedingt vermieden werden sollte. Beim „AlDi“ handelt es sich nicht um eine von der Universität organisierte Veranstaltung, sondern um ein gemeinsames Projekt der Fachschaftenvollversammlung, des StuRa und weiterer aktiver Studierender. Da sich die Erreichbarkeit und Präsenz von Studierenden und somit auch von Mitgliedern der Hochschulgruppen, in den Semesterfeiern seit jeher stark zurückhält, gestaltete sich die Organisation des Alternativen „Dies“ innerhalb der Semesterferien als ausgesprochen problematisch, was eine Veranstaltung im Oktober verhinderte. Dank des hohen Engagements der Beteiligten konnte dennoch die Planung für den 7. Dezember in Angriff genommen und letztlich umgesetzt werden.
Innerhalb der Universität soll der Alternative „Dies“ zur politischen Bildung der Studierenden und der Förderung von Chancengleichheit, sowie dem Abbau der Benachteiligung innerhalb der Studierendenschaft beitragen. Vor allem im Hinblick auf die politische Bildung bleiben daher auch im Dezember die Vorträge im Rahmen des „AlDi“ nicht aus. Parallel zum „Markt der unbegrenzten Möglichkeiten“ wird bereits um 16 Uhr ein Vortrag zur Identitären Bewegung stattfinden und um 18 Uhr ein weiterer Vortrag zum bedingungslosen Grundeinkommen folgen. Währenddessen wird es auch weiterhin möglich sein sich an den Ständen mit den verschiedenen Gruppen auseinanderzusetzen, von denen einige bereits im Voraus ankündigten, dem Schokomarkt mit Essen und Trinken Konkurrenz zu machen.
Abgeschlossen wird der Abend ab 21 Uhr wie immer mit dem Clubhausfest, das an diesem Donnerstag von der Fachschaft Biologie veranstaltet wird. Anders als in den vorigen Stunden stehen hier DJs und Livebands auf dem Programm. Unter dem Motto „Nikolyse – Bis die Hirnzellen platzen“ scheint jedoch auch hier thematisch sinnvoll angeknüpft zu werden.
Fotos: Max Hansche