Verschwörungstheorien, Hass im Netz und Chaos in Chemnitz: Rechtes Gedankengut ist unüberhörbar geworden. Das hat der AK Neue Rechte zum Anlass genommen, das Phänomen auch in Tübingen zu beleuchten. Heute findet im Kupferbau die zweite Veranstaltung zum Thema statt. Damit Ihr nichts verpasst, hat unser Autor den ersten Vortrag zusammengefasst.
Der erste Vortrag der Veranstaltungsreihe zur „Neuen Rechten“ fand vergangenen Dienstag unter dem Titel „Allerlei Rechtes in Tübingen und Umgebung“ statt und wurde von Lucius Teidelbaum gehalten, einem freien Journalisten und Publizisten, der sich schon länger auch mit der Rechten in Tübingen beschäftigt. Auch wenn Tübingen als eine eher weltoffene und alternativ geprägte Stadt bekannt ist, so gibt es doch auch etliche (extrem) rechte Akteure hier in der Umgebung.
Für die „Neue Rechte“ gibt es in der Politikwissenschaft keine allgemeingültige Definition, zudem handelt es sich hierbei auch um eine Eigenbezeichnung. Aber wie auch beim ersten Vortrag so charakterisiert, kann man diese als Strömung innerhalb der extremen Rechten, die sich im Gegensatz zu großen Teilen der alten Rechten nicht mehr positiv auf den Faschismus bezieht sehen. Stattdessen bezieht sich die „Neue Rechte“ positiv auf die konservative Revolution, eine antidemokratische und autoritäre Strömung innerhalb der Weimarer Republik. Inhaltlich steht sie der „alten Rechten“ in vielen Punkten sehr nahe.
Der Vortrag ging zuerst auf zwei rechte Verlage in der Region Tübingen ein. Bei dem ersten und wohl bekannteren handelt es sich um den KOPP-Verlag, der in Rottenburg ansässig ist. Auch wenn der KOPP Verlag nicht primär politische Bücher publiziert, sondern vieles zu Esoterik und Verschwörungstheorien, so ist das Publizieren von Büchern die man in das (extrem) rechte Spektrum einordnen kann durchaus eine wichtige Sparte des Verlags. Als Zweites nannte Teidelbaum den sogenannten Grabert/Hohenrain Verlag, der weit weniger bekannt ist, als der KOPP-Verlag und auch wesentlich kleiner, aber dafür dezidiert politisch weit rechte Bücher publiziert und deswegen öfters in Konflikt mit der Justiz gekommen ist.
Des Weiteren behandelte der Vortrag die sogenannte „Alternative für Deutschland“, bzw. explizit den Kreisverband Tübingen. Dieser sei von einer anfangs eher moderaten „Lucke-Linie“ inzwischen im rechten Teil der AfD angekommen, was sich vor allem dadurch manifestiert und zeigen lässt, dass sich Dubravko Mandic zum Direktkandidaten für Tübingen für die Bundestagswahl aufstellen ließ. Mandic, Teil des völkisch/nationalistischen Teils der AfD um Höcke, der sich in dem sogenannten „Flügel“ organisiert. Auch existiert der Jugendverband der AfD in Reutlingen-Tübingen, ist aber nicht sonderlich aktiv.
Auf eine weitere Jugendstruktur, die in Tübingen existiert, nämlich die „Identitären„ ging Teidelbaum auch ein, beleuchtete deren nationalistische Ideologie und konstatierte, dass diese seit einiger Zeit auf der Stelle treten und viele alte Aktionen einfach ähnlich wiederholen würden.
Immer wieder, wenn andere rechte Akteure vorgestellt wurden, kam es vor, dass diese Kontakte zu Verbindungen hatten. Verbindungen wurden auch noch einmal gesondert beleuchtet. Hier gäbe es eine relativ weite Spannweite der politischen Einstellungen der Verbindungen, jedoch sei das Milieu an sich konservativ und offen nach rechts.
Nach dieser Auftaktveranstaltung folgt heute um 20:15 im HS 21 im Kupferbau der zweite Vortrag der Reihe. Dieser wird sich mit den Frauenbildern der „Identitären“ beschäftigen.
Weitere Infos zum AK Neue Rechte findet Ihr hier.
Titelbild: Marko Knab
Foto im Text: FS Politik