Die  Hochschulgruppe Feminismen befasst sich hauptsächlich mit dem Thema der allgemeinen Gleichstellung aller Geschlechter sowie deren Rechte und Chancen. Der Name Feminismen ist dabei bewusst im Plural gehalten und steht inklusiv für alle Arten des Feminismus, da man sich nicht auf eine einzige Form festlegen möchte. Denn entgegen der veralteten Ansicht, bei Feminismus gehe es nur um die Emanzipation der Frau, umfasst der Begriff heutzutage ein viel breiteres Spektrum der Gleichberechtigung.

Wie jeden Donnerstagabend um 20 Uhr, trifft sich die Hochschulgruppe Feminismen auch heute wieder im Institut für Politikwissenschaft. Irgendwie ein passender Ort, denke ich mir, während ich den Korridor bis zum Seminarraum 124 durchschreite. Bisher sind nur fünf Leute anwesend, in der Mitte des Raums befindet sich bereits ein Stuhlkreis und auf der Leinwand prangt das Titelbild einer Präsentation über Alltagssexismus, welche zwei Mitglieder der Runde im Laufe der Sitzung halten werden.

Von Alltagssexismus und aktuellen Projekten

Die Sitzung beginnt im gemeinsamen Stuhlkreis mit einer kurzen Lagebesprechung über aktuelle Projekte, wie zum Beispiel die geplante Teilnahme an der kommenden Menschenrechtswoche oder den nächsten Gastbeitrag einer Rednerin in einer  Sitzung. Die Gesprächsatmosphäre ist locker und es herrscht durchgehend ein reger, aber harmonischer Meinungsaustausch. Nachdem die wichtigsten Dinge geklärt sind, folgt der zuvor angekündigte Vortrag über Alltagssexismus.  Es geht um den konstanten Zwang, sich der Gesellschaft anzupassen, den Wandel von offenem zu subtilem Sexismus und natürlich auch um das Patriachat. Dabei betonen die beiden Mitglieder, dass es ihnen wichtig sei, nichts zu pauschalisieren und alle Menschen über einen Kamm zu scheren. Es gehe viel mehr darum, sich Gedanken zu machen, inwiefern man selbst von Alltagssexismus betroffen sei und auch über subtilen Sexismus zu diskutieren, welcher von der Gesellschaft häufig nicht als Sexismus wahrgenommen werde. Nach der Präsentation folgt noch eine Runde „World Café“, in der jeder seine eigenen Erfahrungen mit Alltagssexismus teilen kann und eine abschließende Diskussion im Plenum.

„Du bist total hysterisch. Hast du mal wieder deine Tage?“ oder „Stell dich nicht so an: Echte Männer weinen nicht.“ Sind nur zwei Beispiele von typischem Alltagssexismus.

Warum Feminismus uns alle betrifft

Feminismen wurde erst im Oktober 2018 gegründet. Auf die Frage, warum sie die Hochschulgruppe ins Leben rief, antwortete Miriam Schröder, dass Feminismen als Plattform gedacht sei, um sich auch in Tübingen noch mehr mit dem Thema des Feminismus auseinanderzusetzen und sich zu engagieren. Denn genau so, wie das Thema Umweltschutz, welches in Tübingen bereits öffentlicher vertreten sei, alle Menschen betreffe, so betreffe auch das Thema Feminismus  die gesamte Gesellschaft. Im Allgemeinen stehe die Gleichstellung  und gleiche Behandlung der Geschlechter im Vordergrund. Zum einen gehe es natürlich um Chancengleichheit und das Verlangen als Frau in der Berufswelt ernster genommen zu werden, zum anderen gehe es aber logischerweise auch darum, zum Beispiel die Gefühle von Männern genauso ernst wie die von Frauen zu nehmen und nicht als unmännlich abzustempeln. Es sei folglich auch ein Kampf gegen Stereotype und deren negative Auswirkungen auf alle Geschlechter.

Hannah Arendt (1906-1975) war eine jüdische deutsch-amerikanische politische Theoretikerin und Publizistin.

Andere Meinungen sind willkommen

Die Hochschulgruppe basiere zu einem großen Teil auf Hannah Arendt, welche in diesem Sinne zwar keine Feministin gewesen sei, aber die These vertrat, dass nur Diskussion und Auseinandersetzung mit Menschen, die anderer Meinung seien, zu gesellschaftlicher Veränderung führe. Gemäß diesem Vorbild sei Feminismen offen für unterschiedlichste Ansichten und freue sich im kommenden Semester Studierende verschiedenster Hintergründe und Meinungen zu begrüßen.

Wer jetzt Lust bekommen hat sich bei Feminismen zu engagieren oder einfach mal reinzuschnuppern, kann jeden Donnerstag um 20 Uhr ct in den Seminarraum 124 in die Melanchthonstraße  36 (Institut für Politikwissenschaft) kommen oder sich via Facebook  @feminismenhsg oder E-Mail an feminismen.hsg@web.de melden.

Hier geht’s zu den anderen Teilen dieser Serie: Ein Abend bei Mach Schule e.V. oder der Veganen Hochschulgruppe.

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