Die Band, beschrieben in einem Wort: Unkonventionell. Wer glaubt, dass Jazz nichts für ihn ist, der sollte den Louisiana Funky Butts definitiv eine Chance geben: Vom typischen New Orleans Jazz über Funk-, Swing- und Rock bis hin zu einer Flamenco-Tanzeinlage kamen alle BesucherInnen des SWR-Studiokonzerts am Dienstagabend im Deutsch-Amerikanischen Institut Tübingen auf ihre Kosten. Ein Abend, der nicht nur für musikalische Überraschungen sorgte.
Das Konzert, eine Kooperation von d.a.i., SWR Studio Tübingen und Jazz Club Tübingen, war nicht nur für das Live-Publikum bestimmt – so nahm der SWR den Gig der Louisiana Funky Butts gleich zum Anlass, eine Live-CD aufzunehmen und die Stimmung vor Ort einzufangen. Bevor das Konzert anfing, erzählte der Redaktionsleiter der SWR Aktuell-Redaktion Thomas Hagenauer von seiner letzten USA-Reise, die sich eher zufällig ergab: Durch ein Gespräch mit seinem Nachbarn, der selbst passionierter Musiker ist, erfuhr er von dessen Plänen, mit seiner Band nach Louisiana zu reisen. Hagenauer als Jazzliebhaber ließ sich dies nicht entgehen und nahm die Einladung an, seinen Nachbarn auf dessen Reise zu begleiten – im Koffer war selbstverständlich ein Aufnahmegerät mit dabei.
Der Beweis, dass Jazz auch was für Leute unter 50 sein kann
Nach der Ansprache ging es direkt los – der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt und die Luft wärmer als im peruanischen Dschungel. Doch warum ist bei einem ausverkauften Konzert das rechte Eck des Raums nichts bestuhlt? Die Band bestand darauf, eine Tanzfläche für das Publikum freizuhalten – diese füllte sich auch zügig, denn die Louisiana Funky Butts sind eine wahre Mitmach-Band: Die Musiker luden das Publikum immer wieder ein, mitzusingen, mitzutanzen und mitzuklatschen – die Leute folgten dieser Einladung gerne. Kurz nach Beginn bebte der Saal förmlich und die Tanzfläche war mit Zuschauern jeden Alters gefüllt. Sie transportierten die musikalische Lebensfreunde und die Stimmung der Straßen von New Orleans bei den traditionellen Musikparaden des Mardi Gras-Festes (immer am letzten Faschingsdienstag) direkt in den Konzertsaal. Dabei performten sie eigene Lieder, in denen sie auf humorvolle Art Beziehungsprobleme ansprachen oder auch Arrangements der großen Jazz-Klassiker wie When the Saints Go Marching In. Dabei drückten sie jedoch durch verschiedene Soli, Gesangsvariationen und mehrstimmige Saxophon- und Trompeteneinlagen immer wieder ihren eigenen Stempel auf die Songs.
Jazz meets Cuba, Hip-Hop und Flamenco
Die Band fühlt sich aber nicht nur im Jazz zu Hause: Neben ihren klassischen Jazz-Arrangements mit Big-Band-Charakter gab es auch Hip-Hop-Einlagen und kubanische Musik auf die Ohren. So coverten sie einen kubanischen Klassiker von Buena Vista Social Club: Chan Chan. Dabei bewiesen sie ein gutes Gespür für das Publikum und wechselten das Tempo ihrer Songs immer wieder, wodurch es nie zu anstrengend oder zu langsam für die Tanzfreudigen im Publikum war. Bei der anschließenden Hip-Hop-Einlage legte ein Bandmitglied mit einem Freestyle-Part los, die Trompeten und das Saxophon lieferten den Beat.
Die Louisiana Funky Butts haben am Dienstagabend bewiesen, dass sie keinesfalls eine typische Jazzband mit komplexen, abstrakt wirkenden Impro-Parts sind und sich deswegen für ein breiteres Publikum disqualifizieren – stattdessen bringen sie mit ihrem breitgefächerten, zugänglichen Repertoire amerikanische, kubanische und spanische Lebensfreude auf die Bühne und stecken das Publikum mit ihrer guten Laune an. Genau diese unkonventionelle Art, Musik zu machen, zeichnet die Band aus und unterscheidet sie von anderen Jazz-Ensembles. Wer also auf der Suche nach einem Abend mit guter Laune, viel Abwechslung und Tanzeinlagen ist, kann mit einem Konzert der Louisiana Funky Butts nichts falsch machen.
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Fotos: Nicolas Oehler