Jedes Land feiert Weihnachten anders und wir wollten wissen wie: Sieben Tübinger Studierende aus dem Ausland haben uns erzählt, wie ihr Fest abläuft und was sie an deutschen Weihnachten mögen. 

Endlich ist es soweit: Es duftet nach Bratäpfeln, Pfefferkuchen und rote Beete Suppe. Moment, was für eine Suppe? Ich persönlich freue mich nämlich nicht nur auf deutsche Weihnachtstraditionen, sondern auch auf die polnischen Bräuche in meiner Familie, wie beispielsweise die obligatorischen zwölf Gerichte (keine Sorge, wir schummeln da ganz gerne) oder das extra Tischgedeck als Symbol für die Gastfreundschaft und Herberge. Doch wie sieht es in anderen Ländern aus? Ich habe mich auf den Weg gemacht und nachgefragt…

Sarah aus Luxemburg

Sarah studiert im Master Allgemeine Rhetorik.

Bei uns wird am 25. Dezember Weihnachten gefeiert. Die Geschenke bekommen wir vom Christkind. Es gibt, wie in Deutschland auch, viele traditionelle Gerichte, aber am beliebtesten sind Rehrücken oder alternativ Coq au Vin. In Deutschland gefallen mir die Adventskalender gut, die gibt es zwar in Luxemburg auch, aber hier werden sie deutlich häufiger verschenkt. Ich finde es schön, dass man sich für Freunde und Familienmitglieder Gedanken macht und den Kalender selbst bastelt.

Alessandro aus Assisi, Italien

Alessandro studiert Wirtschaftswissenschaft  im Bachelor.

Wir feiern Weihnachten am 25. Dezember mit einem großen Mittagessen mit allen Familienmitgliedern. Es gibt verschiedene Arten von Pasta, Fleisch und Käse, doch am wichtigsten ist der Kuchen „Pandoro“ (deutsch: goldenes Brot), den es traditionellerweise nur an Weihnachten gibt. Er hat im Gegenteil zum bekannten „Panettone“, den es auch manchmal hier zu kaufen gibt, keine Füllung, sondern ist ein einfacher Hefekuchen mit Puderzucker. In Deutschland mag ich den Nikolaustag, der bei uns nicht gefeiert wird. Dafür feiern wir zum Beispiel den Tag der Heiligen Maria am 8. Dezember.

Virginia aus Veneto, Italien

Virginia macht einen Master in Medizinischer Biotechnologie.

Meine Familie und ich feiern Weihnachten zuerst am 24. Dezember mit der Christmette in der Kirche. Es ist eine lange Messe am späten Abend, wo sich alle aus unserem Ort treffen. Es wird viel gesungen und musiziert, dadurch entsteht eine richtig tolle Weihnachtstimmung. Am 25. Dezember trifft sich dann die ganze Familie zu einem großen Mittagessen und Geschenke werden ausgetauscht. Besondere Gerichte sind zum Beispiel der norditalienische Fleischeintopf Bollito, der unter anderem die Wurst Cotechino enthält, die ich persönlich nicht ausstehen kann. Zum Nachtisch gibt es dann aber zum Glück den leckeren Pandoro und Panettone. Bei uns gibt es auch noch einen weiteren Feiertag, den Tag der „Befana“ am 6. Januar. Die Hexe Befana bringt den lieben Kindern Geschenke und den unartigen ein Stück Kohle.

Nia aus Bulgarien

Nia studiert den Bachelor Wirtschaftswissenschaften.

In Bulgarien feiert man am 24. Dezember Weihnachten mit der ganzen Familie. Es ist wichtig, dass es am Heiligabend kein Fleisch gibt, da der Tag der letzte in der Fastenzeit der orthodoxen Kirche ist. Die Anzahl der Gerichte muss ungerade sein, also entweder fünf, sieben oder neun „Gänge“ für den Abend. Für viele Leute ist natürlich der Gang in die Kirche auch sehr wichtig. Eine interessante Tradition ist das Backen eines einfachen, runden Brotes Pitka, in dem eine Münze versteckt wird. Am Anfang vom Festmahl wird es zwischen allen Familienmitgliedern aufgeteilt (auch je ein Stück für Gott, Heilige Maria, das Haus oder auch für das Haustier). Wer die Münze bekommt, wird im nächsten Jahr immer gesund sein und viel Glück haben.

Anna aus England

Anna studiert im Master Anglistik/Amerikanistik.

In England gibt es schon vor Weihnachten schöne Traditionen wie zum Beispiel das Singen der typischen Weihnachtslieder (Carols) in den Städten und Dörfern, in Pubs oder in Kirchen. An Heiligabend hängen wir unsere „Stockings“ auf, also die Weihnachtsstrümpfe, in die der Weihnachtsmann über Nacht die Geschenke reinlegt. Es ist Brauch, für Santa Claus einen Teller mit „Mince Pie“ und einem Glas Sherry oder Whiskey hinzustellen, für die Rentiere gibt es natürlich eine Karotte. Am Morgen des 25. Dezembers öffnen wir dann alle Geschenke und es wird groß gekocht. Traditionellerweise isst man Truthahnbraten mit Röstkartoffeln, Rosenkohl und Bratensoße. Es gibt auch manchmal „Würstchen im Schlafrock“ (Pigs in blankets), wobei die Würstchen nicht wie in Deutschland im Teigmantel gebacken, sondern in Speck umwickelt gebraten werden.

Ich mag aber auch deutsche Weihnachtstraditionen: Egal ob Weihnachtsmärkte, Adventskalender oder –kränze, ich verbringe Vorweihnachtszeit gerne hier.

Nahoko aus Japan

Nahoko studiert im Master Medieninformatik.

Bei uns in Japan ist Weihnachten kein traditionelles Fest, da nur wenige Japaner Christen sind. Trotzdem sind einige Weihnachtstraditionen aus Amerika bei uns angekommen: Viele Städte versinken im Lichtermeer, denn an Weihnachtsdekoration wird nicht gespart. Als Weihnachtsessen hat sich eine Sahne-Erdbeer Torte etabliert, die wir Christmas Cake nennen.

Unser eigentliches Familienfest ist jedoch das Neujahrsfest. Familienmitglieder tauschen Geschenke und Weihnachtskarten aus. Gegessen wird das Neujahrsessen „Osechi“, welches in eckigen Boxen serviert wird.

Marie aus Frankreich

Marie studiert Medienwissenschaft und Politikwissenschaft auf Bachelor.

In Frankreich wird Weihnachten sehr christlich gefeiert. Man geht an Heiligabend in die Kirche und isst danach gemeinsam ein großes Festmahl. Man backt außerdem „Bûche de Noël“, einen verzierten Kuchen, der aus Biskuitteig und einer Füllung besteht. Er sieht aus wie ein Baumstamm. Dieser symbolisiert den Wunsch nach ausreichend Holz zum Wärmen, also dass es einem selbst und der Familie im neuen Jahr gut geht und niemand „frieren“ muss. Bei uns gibt es am 25. Dezember morgens erst die Bescherung, der 26. Dezember ist wieder ein ganz normaler Werktag. Außerdem ist der 6. Januar ein weiterer Feiertag, an dem der Blätterteigkuchen „Galette des Rois“ gegessen wird. In dem Dreikönigskuchen in Sonnenform wird eine Figur versteckt. Der- oder diejenige, die diese findet, darf eine Krone aufsetzen und ist KönigIn für den Tag.

Fotos: Paula Accordi
Karte auf Titelbild „more than harmony collection“

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