“Injustice anywhere is a threat to justice everywhere” schrieb Martin Luther King in seinem bekanntgewordenen Brief aus dem Gefängnis in Birmingham 1963. Damals verteidigte er in diesem Brief, das standhafte, aber gewaltlose Vorgehen seiner Bewegung gegen tiefgreifende Ungerechtigkeit und Rassismus. Heute könnte dieser Satz angesichts massiver Ungerechtigkeiten nicht aktueller sein. Zum heutigen 70. Geburtstag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, haben wir die Amnesty International Hochschulgruppe besucht.
Wenn wir die Nachrichten aus aller Welt sehen, werden wir oftmals mit Bildern konfrontiert, die für uns kaum zu fassen sind. Zu gewohnt und selbstverständlich ist das geworden, was in anderen Ländern noch mühsam erkämpft werden muss: Menschenrechte. Amnesty International setzt sich seit Jahrzehnten dafür ein, Menschenrechte weltweit zu fördern.
Engagement bei Amnesty International
Es ist Donnerstagabend 20 Uhr und in der Wilhelmstraße 105 beginnt die wöchentliche Sitzung der Amnesty International Hochschulgruppe. Der Weg führt durch ein edel wirkendes Foyer, vorbei an einem Zimmer, in dem ältere Menschen synchron anmutig eingeübte Bewegungen ausführen, in einen hellen Raum mit Parkettboden. Hier, im Amnesty-Büro wird das Treffen abgehalten, das mit einer Besprechung aktueller Themen beginnt. In offener, freundschaftlicher Atmosphäre werden Veranstaltungen und Aktionen besprochen, die in nächster Zeit anliegen. Dabei reichen die Aktionen von dem Verteilen von Flyern für Veranstaltungen, über verschiedene Filmvorführungen bis hin zum Briefmarathon, der am heutigen Montag, dem Tag der Menschenrechte, startet. Einbringen kann sich jeder, denn es geht um was. Auch zum heutigen 70. Geburtstag der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ werden noch einem Großteil der Erdbevölkerung grundlegende Freiheiten verwehrt. Der Ansatz von Amnesty International ist hier vor allem ein öffentliches Bewusstsein für weltweite Ungerechtigkeiten zu schaffen, Menschenrechtsbildung zu organisieren und mithilfe von Unterschriftenaktionen politischen Druck auszuüben.
Grundsätzlich bekommt jedes aktive Mitglied der Hochschulgruppe eine Aufgabe, eine Verantwortlichkeit zugeteilt, „damit jeder einen Faden in der Hand hält“. Dabei kann es sich um kleine Verwaltungs- oder Planungsaufgaben handeln, für die sich die Mitglieder dann verantwortlich fühlen. Das Konzept soll dazu beitragen, dass jeder an der Arbeit des Teams beteiligt wird und im eigenen Rahmen walten und gestalten kann.
Die Hochschulgruppen sind aber nicht nur im Kleinen, sondern auch im Großen organisiert: Es existieren Vernetzungen mit anderen HGs landes- und bundesweit. Außerdem steht das Bündnis in regem Austausch mit anderen Gruppen des Amnesty International Frameworks.
„Kommt vorbei!“
Nachdem dann „Kommendes“ und „Weiteres“ diskutiert wurde, folgt in jeder Sitzung ein kleiner Input: Hier stellt jeweils ein Mitglied kurz und prägnant ein Thema der aktuellen Menschenrechtsarbeit vor. Diesmal redet Nici über ihren Freiwilligeneinsatz in Palästina. Der Vortrag dreht sich um die systematische Benachteiligung arabischer Bauern, verheerende Mängel im Justizsystem und die Arbeit als Teil einer Menschenrechtsorganisation vor Ort. Als wir sie später zum Interview treffen, erklärt sie uns warum die Amnesty International HG die coolste Hochschulgruppe ist:
Warum bist du persönlich aktiv bei der Amnesty HG?
Ich habe mich schon früh für Menschenrechte interessiert und Ungerechtigkeiten habe ich immer ganz schlimm gefunden. Deswegen habe ich mich schon früh informiert, was es für Akteure gibt, die sich gegen Menschenrechtsverletzungen einsetzen. Dadurch, dass ich auch Politik studiere, ist das auch so ein Thema, das für mich relativ relevant ist. Und eben auch die Tatsache, dass wir in Deutschland in einem Land leben, in dem Menschenrechte, weitestgehend zumindest, gewährt sind, finde ich, hat man allein schon eine privilegiertere Situation und ich fühle mich auch in der Verantwortung dazu beizutragen, dass mehr Menschen ihre Rechte bekommen. Was ich an Amnesty so gern mag, ist dass sie sich so kompromisslos für Menschenrechte für alle einsetzen. Das merkt man vor allem am Beispiel der Todesstrafe. Uns interessiert nicht ob jemand ein verurteilter Mörder ist oder nicht. Jeder behält immer seine Menschenrechte und seine Würde. […] Menschenrechte verliert man nicht, Menschenrechte hat man und wir setzen uns für Jeden ein, egal was seine Vorgeschichte ist. Das ist der Hauptgrund warum ich bei Amnesty bin.
Welches Projekt von Amnesty war besonders spannend für dich?
Was ich bei Amnesty am meisten mag, ist immer das Ract! Festival, das ist super cool, weil die Leute dort sehr aufgeschlossen sind und wir immer super viel Spaß haben. Wir haben das ganze Festival über bis in die Nacht hinein Stände, die Leute sind interessiert und wir reden über coole Sachen. Was ich aber auch gerne mag: Ich mache relativ viel mit Filmen. […] Ich finde man kann mit Filmen relativ viel transportieren, man kann Leute sensibilisieren für bestimmte Themen und für bestimmte Länder. Filme verbinden aber auch und zeigen Kulturelles und Politisches, können auf Missstände aufmerksam machen und viele Leute interessieren sich für Filme. Ich bin da immer ganz gerne dabei.
In einem Satz: Warum seid ihr die coolste Hochschulgruppe?
Ich finde wir sind die coolste Hochschulgruppe, weil wir die coolsten Leute haben, die bei uns mit dabei sind und wir alle sehr aktiv sind, wir setzen uns für andere Menschen ein und wir haben Spaß dabei und wir verstehen uns auch untereinander relativ gut, also bin ich gerne hier. Kommt vorbei!
Zum 70. Jahrestag der Erklärung der Menschenrechte wird es am heutigen Montag um 16.30 einen Chorauftritt am Rathausplatz geben. Morgen wird dann im Rahmen des Unikinos der Film „Colonia Dignidad – Es gibt kein Zurück“ ab 19.15 im Kupferbau gezeigt. Am Samstag, dem 15.12.18 findet ab 19 Uhr ein Poetry Slam im Epplehaus statt.
Weiter Informationen auf der Facebookseite und Homepage der Amnesty International HG.
Fotos: Marko Knab, Florian Sauer