Kurzrasiertes Haupthaar, schwarze Tunnels, Brille und zwei Lippenpiercings verstecken sich in seinem Bart. Robin Mesaric ist zweiundzwanzig, kommt aus Reutlingen und studiert seit fünf Semestern in Tübingen. Außerdem geht er gerne feiern und arbeitet als Tutor. Was viele nicht wissen: Nebenher macht Robin Musik. Und was für welche!
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außergewöhnlicher Studentenjob
„Mit Snowboardklamotten und Motorradhelm in der Sauna Seil springen"
Donnerstagmittag 12 Uhr in der Mensa Wilhelmstraße. Die Tische sind voll besetzt. Studenten löffeln ihre Suppen. Durch die Reihen wandert ein überdimensionaler Plüschtiger, die Frauen an den Kassen unterhalten sich und hin und wieder fällt ein Tablett oder Teller mit Getöse auf den Boden. Moment mal… ein überdimensionaler Plüschtiger?!
Wer steckt eigentlich hinter der Maske?
Es handelt sich, wie oft donnerstags, um eine Werbeaktion der Walter Tigers. Für die Studenten werden regelmäßig ermäßigte Tickets zu den Spielen angeboten. Bei diesen Spielen darf das Maskottchen natürlich nicht fehlen. Es ist das Markenzeichen der Mannschaft und bekannt für seine abgedrehte Show. Aber wer steckt eigentlich hinter dieser Maske?
Das schwäbische Tagblatt titelte am nächsten Tag: „Maskottchen wie auf Droge.“
Sein Name ist Thomas Schmitt. Er ist mittelgroß, hat eine wilde Sturmfrisur und wache, große blaue Augen. Er ist der einzig wahre Tiger, den die Mannschaft je hatte. Das kann man behaupten ohne zu übertreiben, denn er macht den Job seit fast zehn Jahren. 2004 stiegen die Walter Tigers in die erste Liga auf und hatten ab dem Zeitpunkt ihr eigenes Maskottchen. Damals steckte bei jedem Spiel jemand anderes in dem Tiger Kostüm. Eines Tages gingen Freunde von Schmitt Tickets für das Spiel kaufen und erzählten sie hätten jemanden der perfekt für den Job geeignet sei. Die Veranstalter meinten, derjenige solle einfach zum nächsten Spiel vorbei kommen. „Die zwei Kumpels sind dann prompt zu mir gefahren und haben mich so lange bearbeitet, bis ich mich bereit erklärte, ins Maskottchen Kostüm zu schlüpfen.“ Maskottchen wie auf Droge „Ich hab dann halt meine Show durchgezogen. Und Dinge gemacht, die die Leute vorher noch nicht gesehen hatten.“, erinnert sich das Maskottchen. Der Auftritt schlug ein wie eine Bombe. Das schwäbische Tagblatt titelte am nächsten Tag: „Maskottchen wie auf Droge.“ Das war das letzte Spiel der Saison und gleichzeitig das erste Spiel mit Thomas Schmitt als Maskottchen. „Sogar der Sponsor war hellauf begeistert und setzte für eine weitere Zusammenarbeit voraus, dass ich Maskottchen bleibe.“, so Schmitt. „So kam ich zu dem Job, wie die Jungfrau zum Kind.“
Unerträgliche Hitze Mittlerweile macht es immer noch Spaß, erzählt der studierte Sportwissenschaftler, Schmitt, der jetzt 34 ist, weiter. Die Aufregung hat nachgelassen. „Zu Beginn war ich immer am Tag davor schon aufgeregt. Später am Tag des Spiels, dann als ich in die Halle kam. Mittlerweile werde ich erst nervös wenn die Flammen in die Höhe schießen und die Spieler einlaufen.“ Er sieht sich als Teil des Teams, nicht als Fan. „Wenn die Mannschaft gewinnt, fühlt man sich zu einem gewissen Grad beteiligt. Die Spieler merken ja, wenn das Publikum voll hinter ihnen steht und dafür kann ich sorgen.“ Derzeit ist Schmitt leider verletzt. Eine Krankheitsvertretung gibt es nicht. Es gab sogar ein Casting um einen würdigen Vertreter zu finden, doch Schmitt bleibt unersetzlich. „Letztes Mal hats ein Praktikant gemacht, aber das hat man sofort gesehen. Der Praktikant kam nach dem Spiel zu Schmitt: „Er meinte, er hätte immer schon Respekt vor meiner Arbeit gehabt, aber jetzt noch viel mehr.“, sagt Schmitt. Tatsächlich ist Maskottchen sein kein leichter Job. Durch die kleinen Öffnungen am Kopf bekommt man wenig Luft und sieht gleichzeitig sehr schlecht. Dazu kommt eine unerträgliche Hitze. Überhaupt macht das Kostüm jede Bewegung anstrengender. „Wenn man sich vorstellen will, wie sich ein Maskottchen fühlt, dann zieht man am besten Snowboardklamotten und einen Motorradhelm auf, geht in die Sauna und springt dort Seil.“, vergleicht Schmitt grinsend. „Eigentlich ist es Quatsch sich so zu quälen“, gibt er zu „aber man ist halt der Tiger.“
Turnen und Tanzen für die Tigers
Hauptberuflich ist Thomas Schmitt professioneller Mountainbiker. Für seine Auftritte als Maskottchen bekommt Schmitt eine „Aufwandsentschädigung“ die aber nicht wirklich ausschlaggebend ist für sein Engagement. „Meine Berufe machen mich in vielerlei Hinsicht reich – nur nicht in finanzieller.“, beschreibt das Mannschaftsmaskottchen. Er hat in Tübingen Sportwissenschaften studiert. Während seines Studiums besuchte er Turn- und Tanzkurse Das kommt ihm bei seinen Tiger-Auftritten zugute. Stefan Raabs drittbestes Maskottchen Ein Maskottchen tritt übrigens fast immer nur bei den Heimspielen der Mannschaft auf. Wenn Thomas Schmitt mal auf ein Auswärtsspiel fährt, dann also nur als Fan. Einmal im Jahr findet der „Allstarday “statt, bei dem die besten nationalen und internationalen Basketballspieler der Liga ihre Kräfte messen. Dort treffen sich dann Maskottchen von allen Basketballmannschaften. Das Tübinger Tigerle war sogar auf einer Maskottchen Weltmeisterschaft. Diese wurde von Stefan Raab in seiner Sendung „TV total“ veranstaltet. Damals wurde Thomas Schmitt „nur“ dritter, da ihn das Duisburger Zebra bös faulte. „Die ganze ‚Weltmeisterschaft‘ bestand eigentlich nur aus einem Wettrennen. Mit ein paar Hindernissen hätte das ganze schon anders ausgesehen.“, berichtet er.
Bei dem vielen Unfug – ist das Maskottchen denn schon mal zurecht gewiesen worden?
„Ich habe Gott sei Dank noch nie ein technisches Foul bekommen. Aber man probiert natürlich immer so weit zu gehen wie man kann.“, berichtet Schmitt „Einmal wurde ich negativ in einem Spielbericht erwähnt. Da haben wir gegen Ulm gespielt. Kurz davor war die Geschichte mit der Ulmer Schachtel, einem Boot das auf dem Neckar untergegangen ist. Ich habe dann ein Boot nachgebaut und mir einen Riesenspaß daraus gemacht, dieses am Ende mit Krawall zu zerstören.“ Die Tübinger Fans waren hellauf begeistert. Aber im Spielbericht stand, das Maskottchen solle solche Aktionen doch bitte in Zukunft unterlassen. „Ich versuche meinen Radius beim Spiel auch immer etwas auszuweiten und da wird man vom Schiedsrichter schon mal zurechtgewiesen.“ Wirklich schlimme Konsequenzen gab es aber noch nicht. Seit einiger Zeit engagiert sich das Tigerle alias Thomas Schmitt auch für Wohltätige Aktionen. Zum Beispiel für die Bonhoeffer Stiftung. Die haben mehrere Häuser in Tübingen für Kinder die nicht mehr bei ihren Eltern wohnen können. Oder auf der Kinderkrebsstation in Stuttgart. Da war das Maskottchen unterwegs, um den kleinen Patienten ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern.
Wenn der Plüschtiger in der Mensa herumwandelt, handelt es sich allerdings nicht um Schmitt. Für ein richtiges Autogramm geht man also besser direkt zu einem Spiel, nur so ist es das Original.
Na prima, Ballerina!
Und auch sicherlich nicht von jedermann ausführbar: Carmen Schönwiesner, 25 Jahre, unterrichtet neben ihrem Studium der Pharmazie in der GoDance Tanzschule in Tübingen klassisches Ballett für Erwachsene, Studenten und Fortgeschrittene. Eine logische Schlussfolgerung für jemanden, der ein Diplom als staatlich geprüfte klassische Tänzerin besitzt und zehnjährige, professionelle Tanzerfahrung, unter anderem am Stuttgarter Staatstheater, vorweisen kann. Aber der Traum vom Leben einer Primaballerina? Sollen den doch andere leben.
Von Helen Monzel
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