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Ein Langzeitstudent kehrt zurück

Claus Kleber kennen die meisten als Moderator vom ZDF heute journal. Was weniger bekannt ist: Er hat in Tübingen studiert. Ihren ehemaligen Langzeitstudenten konnte die Universität Tübingen als Honorarprofessor am Institut für Medienwissenschaft gewinnen. Kupferblau hat ihn vor seiner großen Antrittsvorlesung interviewt.

Seine tiefe, angenehme Stimme mutet nahezu familiär an. Claus Kleber, Moderatorengröße, Dokumentarfilmer und Autor, sitzt im Tübinger Brechtbau und erzählt von seinen Plänen. Einen Tag vor seiner Antrittsvorlesung in der Neuen Aula wirkt er entspannt, dabei jagt ein Termin den nächsten. Es liegt bereits eine Pressekonferenz hinter dem Medienprofi, der in Tübingen 14 Semester Jura studierte.

Kupferblau: Herr Kleber, herzlich willkommen an Ihrer alten Universität. Diesmal als Professor. War es Ihnen beim Fernsehen zu langweilig?

Kleber: Ganz im Gegenteil: Ich fühle mich in meinem aktuellen Rahmen sehr wohl und will da nicht raus. Aber mit und in meiner Arbeit möchte ich auch immer wachsen: bessere Sendungen und Dokumentationen zu machen gehört dazu. Was mir noch fehlt, ist das „Professorale“. Damit meine ich vor allem die direkte Arbeit mit Studierenden. Ich freue mich sehr auf einen Austausch auf Augenhöhe.

Kupferblau: Was genau erwartet diejenigen Glücklichen, die es im Wintersemester in Ihr Seminar schaffen?

Kleber: Es werden Blockseminare sein, weil ich nicht jede Woche hier sein kann, sondern manchmal an den Tisch in Mainz gekettet bin (lacht). Wir werden projektbezogen, praktisch und in kleinen Gruppen arbeiten. Ich suche den direkten Kontakt. Die Antrittsvorlesung wird glaube ich auf lange Zeit meine einzige große Rede hier sein.

Dr. Claus Kleber stammt aus Reutlingen. In Tübingen studierte der heute 59-Jährige ganze 14 Semester Jura. Während seines Studiums arbeitete er bereits für den Südwestfunk (SWF) und lernte dort sein „Handwerkszeug“, wie er es nennt. Seine Amerika-Affinität trieb ihn nach Washington, wo er 1997 die Leitung des ARD-Studios übernahm. Erster Moderator vom heute journal ist er seit 2009.

Kupferblau: Sie bezeichnen sich selbst als „ewigen Studenten“. Was sagen Sie zum Thema Regelstudienzeit?

Kleber: Ich bin kein großer Freund von der Regelstudienzeit, aber auch Chillen ist auf Dauer kein Konzept. Mein persönliches Credo lautet, dass die Zeit als Studierender eines der schönsten Kapitel im Leben ist. Man kann Dinge ausprobieren und über die eigenen Grenzen hinaus schauen. Dafür sollte man sich Freiräume schaffen. Mein Rat: „Think outside the box“: nicht nur das machen, was in den Studienordnungen steht.

Kupferblau: Ihr Traum war schon damals, Amerika-Korrespondent zu werden. Wieso haben Sie dann Jura studiert?

Kleber: Ich habe nach einem Studium gesucht, das mir auch andere Wege offen hält. Außerdem waren die Medien-Studienfächer, als ich 1974 angefangen habe, eher etwas für „Paradiesvögel“. Jura hat mir auch richtig Spaß gemacht. Ich habe dort zwei wichtige Dinge gelernt: Themen von verschiedenen Seiten zu betrachten. Und das Wesentliche aus dem Komplexen herauszulesen. Letztlich habe ich mich aber doch für den alten Traum entschieden und es nicht bereut. Ich warte tatsächlich noch auf den ersten Tag, an dem ich nicht zur Arbeit gehen möchte.

Kupferblau: In Ihrer Antrittsvorlesung sprechen Sie über die Zukunft des Journalismus. Gibt es diesbezüglich etwas, das Sie den Studierenden mitgeben wollen?

Kleber: Vor allem möchte ich meine Begeisterung für den Journalismus weitergeben und auch Angst nehmen. Es ist kein prekäres Fach, in dem man nicht unterkommt oder eines, das momentan so grundstürzend verändert wird, dass man gar nicht weiß, wo man landet. Für mich persönlich ist es der beste und interessanteste Job, für den man ein Leben lang brennen kann.

Kupferblau: Herr Kleber, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Die Antrittsvorlesung von Dr. Claus Kleber findet am 2. Juni um 18 Uhr im Festsaal Neue Aula statt. Er spricht zum Thema „Rettet den Journalismus! – Wozu?“

Das Interview führte Julia Klaus.