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Wir sind alle Menschenfresser

Am 03.06. war die Reporter-Legende Georg Stefan Troller zu Gast im Brechtbau der Universität Tübingen. Nach einigen technischen Schwierigkeiten und einer kurzen Einleitung beginnt er ,mit unverwechselbarer Stimme, eine Lesung aus dem eigenen Buch: „Wir sind alle Menschenfresser – Georg Stefan Troller und die Liebe zum Dokumentarischen“.

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Ein Erklär-Bär wird Professor

Zu wenig Platz für all die Interessierten: Claus Kleber, erster Moderator des ZDF heute journals, hielt gestern im vollen Festsaal der Neuen Aula seine Antrittsvorlesung. Die Universität Tübingen konnte ihren ehemaligen Studierenden als neuen Honorarprofessor des Instituts für Medienwissenschaft gewinnen. Er sprach zum Thema „Rettet den Journalismus! -Wozu?“.

Der Saal war brechend voll. So viele waren gekommen, dass man zahlreiche Enttäuschte vor den Flügeltüren des großen Festsaals abweisen musste. Sie waren seinetwegen da: Dr. Claus Kleber, bekannter deutscher Moderator, Autor und Dokumentarfilmer, hielt die Antrittsrede zu seiner Honorarprofessur. „Es ist etwas ganz anderes, vor so vielen Menschen zu stehen, statt in eine Kamera zu sprechen“, witzelte er zu Beginn. Das Thema seiner Rede ist gesellschaftlich brandaktuell: Wird der Journalismus im Social-Media-Zeitalter noch gebraucht, wo doch prinzipiell jeder zum Nachrichten-Versender werden kann? Was erwartet abgehende Studierende als angehende Journalisten? Und: Was muss sich im Journalismus ändern, was hat sich bereits geändert?

Bis auf den letzten Platz gefüllt: der Festsaal der Tübinger Neuen Aula lauschte den Ausführungen von Dr. Claus Kleber.
Bis auf den letzten Platz gefüllt: Im Festsaal der Tübinger Neuen Aula lauschten die Interessierten den Ausführungen von Dr. Claus Kleber.

Heiter weiter?!

„Es war ein großer Fehler zu denken, das Internet sei nur ein neuer Weg, um alte Sachen zu verbreiten“, sagte Claus Kleber beinahe wehmütig. Der Medienmacher legte Zahlen vor, die die Abwanderung der jüngeren Generationen vom linearen Fernsehen ins Internet belegten. Die Entwicklung und Reaktionen der Redaktionen auf die Digitalisierung beschrieb er im Zeitraffer als „Heiter weiter – Rein ins Netz – Zukunft: Social Media“. In gewohnter Kleber-Manier brachte er Komplexes auf den Punkt. Ein Erklär-Bär, der dabei nicht belehrend wirkt oder gar lamentiert.

Globales Dorf bauen

Claus Kleber, der in Tübingen ganze 14 Semester Jura studierte und anschließend promovierte, ging geschichtlich noch weiter zurück. Der erfolgreiche Langzeitstudent beschrieb die Verbreitungswege von Nachrichten in den drei Phasen der so genannten Gutenberg-Parenthese: Wurde Wissen anfangs noch vom individuellen Umfeld geprägt, so erweiterte sich in einer zweiten Phase der Horizont der Menschen: die Massenmedien trugen Nachrichten „über die Dorfäcker hinaus“. In der dritten Phase, in der wir uns laut Kleber momentan befänden, dominiere durch digitale soziale Netzwerke wieder der individuelle Austausch. Dies sei in dem Sinne ein Rückfall. „Durch Social Media baut man sich sein eigenes globales Dorf“, erläuterte Kleber. Problematisch daran sei zum Beispiel, dass Facebook-Freunde oftmals ähnliche Meinungen hätten wie man selbst. In den geposteten Nachrichten lese man dann oft nichts Neues. „Was Sie schon wissen, wird wiederholt“, meinte Kleber.

Ganz im Zeichen von Social Media: Dr. Claus Kleber ist nach der Veranstaltung äußerst gefragt bei Selfies.
Ganz im Zeichen von Social Media: Dr. Claus Kleber ist bereits vor der Veranstaltung äußerst gefragt bei Selfies.

Gesucht: digitale Pioniere

Dabei fehle es neben der Konfrontation mit anderen Meinungen auch an einer Einordnung, längerfristigen Begleitung von Themen und deren Bewertung. Eben dies sei die Leistung und der Mehrwert von Journalismus. So zog Kleber ein hoffnungsvolles Fazit und machte angehenden Journalisten Mut: „Ich bin überzeugt, dass es einen Markt für die journalistische Arbeit gibt. Wir brauchen Leute, die den Tag bewerten und einordnen.“ In seinem Seminar im kommenden Wintersemester wird er sich mit journalistischen Themen befassen und man darf gespannt sein, welche Projekte Tübingens Langzeitstudent mit seinen Studierenden angehen wird.

Fotos: Christoph Jäckle

Ein Langzeitstudent kehrt zurück

Claus Kleber kennen die meisten als Moderator vom ZDF heute journal. Was weniger bekannt ist: Er hat in Tübingen studiert. Ihren ehemaligen Langzeitstudenten konnte die Universität Tübingen als Honorarprofessor am Institut für Medienwissenschaft gewinnen. Kupferblau hat ihn vor seiner großen Antrittsvorlesung interviewt.

Seine tiefe, angenehme Stimme mutet nahezu familiär an. Claus Kleber, Moderatorengröße, Dokumentarfilmer und Autor, sitzt im Tübinger Brechtbau und erzählt von seinen Plänen. Einen Tag vor seiner Antrittsvorlesung in der Neuen Aula wirkt er entspannt, dabei jagt ein Termin den nächsten. Es liegt bereits eine Pressekonferenz hinter dem Medienprofi, der in Tübingen 14 Semester Jura studierte.

Kupferblau: Herr Kleber, herzlich willkommen an Ihrer alten Universität. Diesmal als Professor. War es Ihnen beim Fernsehen zu langweilig?

Kleber: Ganz im Gegenteil: Ich fühle mich in meinem aktuellen Rahmen sehr wohl und will da nicht raus. Aber mit und in meiner Arbeit möchte ich auch immer wachsen: bessere Sendungen und Dokumentationen zu machen gehört dazu. Was mir noch fehlt, ist das „Professorale“. Damit meine ich vor allem die direkte Arbeit mit Studierenden. Ich freue mich sehr auf einen Austausch auf Augenhöhe.

Kupferblau: Was genau erwartet diejenigen Glücklichen, die es im Wintersemester in Ihr Seminar schaffen?

Kleber: Es werden Blockseminare sein, weil ich nicht jede Woche hier sein kann, sondern manchmal an den Tisch in Mainz gekettet bin (lacht). Wir werden projektbezogen, praktisch und in kleinen Gruppen arbeiten. Ich suche den direkten Kontakt. Die Antrittsvorlesung wird glaube ich auf lange Zeit meine einzige große Rede hier sein.

Dr. Claus Kleber stammt aus Reutlingen. In Tübingen studierte der heute 59-Jährige ganze 14 Semester Jura. Während seines Studiums arbeitete er bereits für den Südwestfunk (SWF) und lernte dort sein „Handwerkszeug“, wie er es nennt. Seine Amerika-Affinität trieb ihn nach Washington, wo er 1997 die Leitung des ARD-Studios übernahm. Erster Moderator vom heute journal ist er seit 2009.

Kupferblau: Sie bezeichnen sich selbst als „ewigen Studenten“. Was sagen Sie zum Thema Regelstudienzeit?

Kleber: Ich bin kein großer Freund von der Regelstudienzeit, aber auch Chillen ist auf Dauer kein Konzept. Mein persönliches Credo lautet, dass die Zeit als Studierender eines der schönsten Kapitel im Leben ist. Man kann Dinge ausprobieren und über die eigenen Grenzen hinaus schauen. Dafür sollte man sich Freiräume schaffen. Mein Rat: „Think outside the box“: nicht nur das machen, was in den Studienordnungen steht.

Kupferblau: Ihr Traum war schon damals, Amerika-Korrespondent zu werden. Wieso haben Sie dann Jura studiert?

Kleber: Ich habe nach einem Studium gesucht, das mir auch andere Wege offen hält. Außerdem waren die Medien-Studienfächer, als ich 1974 angefangen habe, eher etwas für „Paradiesvögel“. Jura hat mir auch richtig Spaß gemacht. Ich habe dort zwei wichtige Dinge gelernt: Themen von verschiedenen Seiten zu betrachten. Und das Wesentliche aus dem Komplexen herauszulesen. Letztlich habe ich mich aber doch für den alten Traum entschieden und es nicht bereut. Ich warte tatsächlich noch auf den ersten Tag, an dem ich nicht zur Arbeit gehen möchte.

Kupferblau: In Ihrer Antrittsvorlesung sprechen Sie über die Zukunft des Journalismus. Gibt es diesbezüglich etwas, das Sie den Studierenden mitgeben wollen?

Kleber: Vor allem möchte ich meine Begeisterung für den Journalismus weitergeben und auch Angst nehmen. Es ist kein prekäres Fach, in dem man nicht unterkommt oder eines, das momentan so grundstürzend verändert wird, dass man gar nicht weiß, wo man landet. Für mich persönlich ist es der beste und interessanteste Job, für den man ein Leben lang brennen kann.

Kupferblau: Herr Kleber, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Die Antrittsvorlesung von Dr. Claus Kleber findet am 2. Juni um 18 Uhr im Festsaal Neue Aula statt. Er spricht zum Thema „Rettet den Journalismus! – Wozu?“

Das Interview führte Julia Klaus.

Tapetenwechsel: UNO statt Uni

Auf den Konferenzen sieht man sie in schniekem Anzug und weißer Bluse. Ihr Thema: die internationale Politik. Die Mitglieder der Hochschulgruppe United Nations Tübingen sind aber kein elitärer Zirkel von Anzugträgern. Es sind Studierende, die sich einmal pro Woche treffen und mit der Arbeit und den Themen der Vereinten Nationen beschäftigen.

Jeden Mittwochabend brennt im Raum 124 des Instituts für Politikwissenschaft noch länger das Licht. Dort treffen sich die Mitglieder von United Nations (UN) Tübingen. Sie verbindet ihr Interesse an Themen der internationalen Politik. Daher halten sie an jenen Mittwochabenden – in ihrer wohlverdienten Freizeit – kurze Input-Referate zu einem semesterübergreifenden Thema und diskutieren anschließend darüber. „Eine gewisse Uno-Verliebtheit haben die meisten von uns wahrscheinlich schon“, lacht Jessica Grün, Finanzvorstand der Gruppe.

Menschenrechte und MUNs

Der bunte Treff von Studierenden aller Fachrichtungen will sich selbst und andere über die Arbeit der UN informieren. Dafür beschäftigen sie sich in jedem Semester mit einem großen Überthema. Juliane Bing, die Erste Vorsitzende, über das aktuelle Programm: „In diesem Sommer beschäftigen wir uns mit Menschenrechten. Die gehen jeden etwas an und die Thematik hat verschiedene Aspekte, die wir beleuchten wollen.“ Die Tübinger Gruppe trifft sich nicht nur einmal pro Woche und spricht über Politik, internationale Themen, Fragen und globale Probleme. Sie fährt auch zu Model United Nations (MUN). „Das sind Simulationen von UNO-Konferenzen“, erzählt Christof Sack, der Zweite Vorsitzende. Er konnte schon vor seiner Zeit bei UN Tübingen Erfahrungen auf MUNs sammeln und erklärt die Treffs: „Man ist Delegierter eines Landes und verhandelt als solcher über Resolutionen. Dabei geht es um Verhandlungsgeschick, Kompromissfähigkeit und Kommunikation mit anderen Delegierten.“

Diplomaten-Einmaleins

Auf den Konferenzen trage man auch den „Diplomaten-Dresscode“, also schnieke Anzüge, Blusen und Kostüme. Das unterstreiche die Seriosität der Veranstaltung und sei bei den realen Verhandlungen der Vereinten Nationen nicht anders. Christof meint: „Neben dem Lerneffekt und den netten Leuten, die man trifft, macht es vor allem eins: riesigen Spaß.“ Die MUN-Konferenzen finden regelmäßig und überall auf der Welt statt. Auch Teile der Tübinger Gruppe haben schon an einigen teilgenommen. Neben Berlin und Hamburg waren Mitglieder in Maastricht und momentan nehmen 17 Tübinger Studierende an der MUN in Paris teil. Auf ihrer eigenen internen Tübinger MiniMUN bereitet die Hochschulgruppe Interessierte auf die auswärtigen Konferenzen vor. Eine Teilnahme an diesen Veranstaltungen ist aber komplett freiwillig. „Die Kosten dafür müssen leider immer selbst übernommen werden“, erzählt Christof.

„Wir sind keine Anzugträger“

UN Tübingen ist in den letzten Jahren gewachsen. Waren es vor zwei Jahren noch 14, so kommen mittlerweile bis zu vierzig Mitglieder zu den Treffen. Die Gruppe ist kein Verein und keine Verbindung. „Wir sind auch keine Anzugträger oder so“, meint Juliane Bing und lacht. Viele von ihnen wollten später einmal in internationalen Organisationen arbeiten. So diene der Treff mittwochabends auch als Austauschforum, denn einige hätten schon spannende Praktika oder FSJ gemacht. Neben den Tübinger Treffen und den Fahrten zu MUNs organisieren die Mitglieder von UN Tübingen auch Vorträge und laden Gastredner ein. In Kooperation mit vielen weiteren Initiativen veranstalten sie demnächst, vom 22. bis 26. Juni, die Tübinger Menschenrechtswoche. Auf Podiumsdiskussionen, in Workshops und Kulturveranstaltungen werden dabei verschiedene Aspekte zum Thema Menschenrechte beleuchtet. Mit einem Irrtum möchte Christof Sack noch aufräumen: „Mit National Model United Nations, kurz NMUN, haben wir übrigens nichts zu tun“, sagt er. „Das denken scheinbar viele. NMUN ist ein normales Seminar an der Uni mit ECTS-Punkten und all dem. Wir sind einfach eine Hochschulgruppe.“

Wer Interesse gefunden hat, mit den Mitgliedern über die Vereinten Nationen und internationale Themen ins Gespräch zu kommen: UN Tübingen trifft sich mittwochs, 20 c.t. im Raum 124 im Institut für Politikwissenschaft.

Weitere Infos und Termine hier:

http://unhsg-tuebingen.weebly.com/ https://www.facebook.com/UNHochschulgruppeTuebingen?fref=ts

Die Philosophie der Warteschlange

Nachdem das Rohbautheater Kollektiv Anfang letzten Jahres mit „Sie frisst“ – einer Adaption der kleinen Raupe Nimmersatt – ihr erstes Stück auf die Bühne brachte, ist das Kollektiv nun mit einem zweiten Stück zurück. Sehr viel ernster, gar abgründig kommt „Schädelgroßes Königreich“ daher, das am Samstag, den 23. Mai, im Theater Löwen Premiere feierte.

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Macbeth – Blood will flow

Ein Mann. Eine Prophezeiung. Ein Strudel aus Blut. Macbeth, die Geschichte eines „Mad(e) Man“, der seinen Aufstieg zum König mit Blut erkauft. Shakespeares Tragödie wurde vom 18.-23. Mai von „The Provisional Players“, einer englischsprachigen Theatergruppe der Neuphilogischen Fakultät, im Brechtbautheater inszeniert. Regie führte Oliver Schröder.

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