Bei der Poetik-Dozentur wird am Donnerstag, 20. November, um 20.15 in der Alten Aula der Bestseller-Autor und Journalist Nii Ayikwei Parkes lesen. (mehr …)
Allgemein
Vom Kritisieren und Verreißen
Denis Scheck war am Sonntag zu Besuch bei Querfeldein im Ribingurūmu in Tübingen. Gut aufgelegt und gewohnt provokativ war er der Erfolgsgarant des Abends und krempelte die deutsche Literaturlandschaft um, wobei er dem Publikum einen Einblick in das Leben und Leid eines Literaturkritikers verschaffte.
In Manier seiner Sendung betritt Denis Scheck mit einem Stapel Bücher unter dem Arm den Raum und setzt sich in einem großen Sessel. Um ihn herum volle Bänke und Stühle und erwartungsvolle Blicke. Geführt von den Fragen des Querfeldein-Moderators entsteht bald ein Gespräch, in dem das Gesicht des ARD-Literaturmagazins Druckfrisch immer mehr aufblüht. Immer wieder unterstützen dabei kurze Filmausschnitte aus Schecks Sendung seine Erzählungen. Gleich zu Beginn stellt er fest: „Ein Literaturkritiker besteht nur, wenn er nicht lügt.“
Fantasy, Playboy, Übersetzen – Die Jugend
1964 in Stuttgart geboren, begann Denis Scheck früh damit, sich auf der deutschen Literaturbühne einen Namen zu machen. Als 13-Jähriger gründete er die Literaturzeitschrift Newlands und übersetzte neben Fantasy- und Horrorbüchern auch Interviews für die deutsche Ausgabe des Playboys. Ein netter Nebeneffekt sei dabei gewesen, die Bücher umsonst zu erhalten, erzählt der gebürtige Schwabe. Nachdem er in seiner Jugend als Übersetzer kostenfrei in einem Stuttgarter Haus samt vollem Weinkeller wohnen durfte und Honorare über 2000€ erhielt, ging Scheck davon aus, als literarischer Übersetzer reich und berühmt zu werden. Auf den Boden der Tatsachen kam er dann während seiner Studienzeit in Tübingen zurück, als sich plötzlich keiner mehr für das „arrogante und elitäre Arschloch“, wie Scheck sein damaliges Selbst bezeichnet, interessierte. Mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu: „Viele meinen, ich hätte mich seither nicht geändert.“
Was ist große Literatur?
Diese Frage beantwortet der Literaturkritiker fast schon, als sie noch nicht ganz ausgesprochen war: „Große Literatur ist für mich ein Text, der mich zwingt, in eine neue Richtung zu blicken und Perspektiven wahrzunehmen, die man bisher freiwillig nicht eingenommen hat.“ Als Beispiel zieht er die Kafka-Biografie Reiner Stachs heran, deren letzter Band nach 18 Jahren Arbeit dieses Jahr veröffentlicht wurde. „Ich dachte, Kafka sei ein 1 Meter 60 großes Männle aus Prag gewesen, das kritzelte und früh starb. Stach zeigte mir, dass Kafka 1,81 groß, bei den Frauen beliebt war und mit 40 von ihnen Sex hatte. Das hat mir den Kopf zurechtgerückt.“ Literatur sei außerdem die Befreiung schlechthin, die einen in die Haut eines anderen schlüpfen lässt.
Alte Schlachtrösser und ethnisch-disperse Autoren
Die Gegenwartsliteratur Deutschlands bezeichnet Denis Scheck als reich und vielfältig, was vor allem daran liegt, dass zum ersten Mal vier Generationen gleichzeitig schreiben. Darunter „alte Schlachtrösser“, beispielsweise Günther Grass, die vielen Zuwanderer, die zu schreiben beginnen, und Unterhaltungsliteraten auf Niveau, wie Walter Moers, Cornelia Funke oder Frank Schätzing. „Wir haben eine Vielfalt in der Literatur, wie sie noch nie da war“, ist sein Resümee. Diese Einschätzung Schecks verdeutlicht sich, als er in der zweiten Hälfte des Abends einige seiner jetzigen Favoriten vorstellt, darunter Bücher wie die Pfaueninsel von Thomas Hettche oder Kruso von Lutz Seiler.
Druckfrisch – lustig, locker, anders
Dass Denis Schecks Druckfrisch eine etwas andere Literatursendung ist, verdeutlicht sein Ziel, die vorherrschende Ernsthaftigkeit vom Genre der Literaturkritik zu nehmen. Dies wird durch Lockerheit und Provokation durchzusetzen versucht. Ein Bestandteil davon sind die immer wieder eingebauten Gags mit Wasser, die nach einem nicht eingeplanten Sprung Schecks in das Hafenbecken von Nizza entstanden. Außerdem trägt er in jeder Situation einen Anzug, auch wenn er sich zu einem Interview mit dem Autor Kristof Magnusson in einen Whirlpool setzt. „Solange Reich-Ranicki lebte, musste ich etwas anderes machen und die Figur des Literaturkritikers ironisieren“, erklärt Scheck diese Stilelemente seiner Sendung.
„Bestseller sind der kleinste gemeinsame Nenner des Massengeschmacks“
Literaturkritiker gibt es, weil jedes Jahr über 90.000 Neuerscheinungen herausgegeben werden und für diese „Flutwelle von Büchern“, wie Scheck das nennt, Orientierungsmöglichkeiten gegeben werden müssen. Bestsellerlisten seien dabei nicht ernst zu nehmen, denn „die besten Bücher sind keine Bestseller, oder will man, wenn man gut essen geht, eine der zehn meistverkauften Mahlzeiten haben?“ Genau so seien Literaturpreise oft Irrwege. Zur Verdeutlichung führt Scheck auf, dass es in Deutschland über 700 Literaturpreise gibt. „So viele, dass selbst ich einen bekommen habe.“ Auch der Nobelpreis bleibt von ihm nicht verschont. Er ärgert sich darüber, dass „etwas so vielschichtiges und komplexes wie die Literatur“ mit einem einzigen Preis bedacht werden kann und das die Jury nur aus fünf, auf Lebenszeit gewählten „Rollatorenwettläufern“ besteht.
Vom Brechtbau und E-Books
Bei der Fragerunde zum Abschluss des Literaturabends richtet sich das Interesse auf einen aktuellen Diskurs, nämlich den Sinn von E-Books. Denis Scheck hat dabei eine besondere Meinung. Ihm ist es egal, ob ein Buch als E-Book oder auf Papier verkauft wird: „Mir ist der Inhalt wichtig! Das E-Book wird die Welt der Literatur nicht neu erfinden.“ Es überrascht allerdings nicht, dass das Publikum auch Fragen zur Tübinger Studienzeit des Literaturkritikers stellt. So wird Scheck, der in Tübingen unter anderem Germanistik studierte, über den damaligen Zustand des heute berüchtigten Brechtbaus befragt. „Er war zu meiner Zeit schon hässlich, aber wir haben auch nichts zur Verschönerung beigetragen“, antwortet er und fügt dann ein Zitat von Robert Gernhardt hinzu: „Dich will ich loben, Hässliches, / Du hast so was verlässliches.“ Danach war das Programm zwar beendet, aber der Abend noch lange nicht vorbei. Noch einige Zeit stand der Literaturkritiker Denis Scheck den Besuchern Rede und Antwort, außerdem verkaufte und unterschrieb er die von ihm mitgebrachten Bücher.
Druckfrisch zum Anschauen: http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/druckfrisch/index.html
Where are you from?
Tübingen (12.11.14). Die renommierte Schriftstellerin Taiye Selasi eröffnet die diesjährige Tübinger Poetik-Dozentur. Eine Kosmopolitin über den Sinn der Frage „Where are you from?“ gibt literarische Antworten. Von Frank Schuhmacher.
Der einsame Wolf
„Melancholy is nothing negative, it is a positive feeling. It has nothing to do with depressions, it’s a feeling for longing.“ – Ville Valo
Der Tübinger Singer/Songwriter ExBird, lässt sich in dieser Melancholie fallen und kreiert mit ihr ein außergewöhnliches musikalisches Kunstwerk – mit Ecken, scharfen Kanten und viel Mut zur Ehrlichkeit, vor allem zu sich selbst.
Musikalische Selbstreflexion mit ExBird
ExBird ist ein ernster Typ. ExBird ist ein melancholischer Typ. ExBird ist jemand, der einem bei der ersten Begegnung verschlossen und oft grimmig gegenübertritt. Das ändert sich mit der Zeit, wenn man den Studenten mit der dunklen Strandmatte und dem Dreitagebart besser kennen lernt. So verhält es sich auch mit seiner Musik. Es wäre unmöglich, ein Porträt über diesen Musiker zu schreiben, ohne dabei dem Menschen nicht eine ebenso große Aufmerksamkeit zu widmen.
Der Musiker ExBird
ExBird gibt es seit gut eineinhalb Jahren. Bevor er Singer-Songwriter wurde, spielte der Mann, der am liebsten Jeans und einfarbige Shirts trägt, bereits in diversen Bands. Diese reichen von Pop-Rock, bis hin zu einer komplexeren Combo, aus dem progressiveren Metalgenre. Nun hat er sich den sanfteren Klängen verschrieben und knüpft mit seiner Musik an Bands wie Bon Iver, Eels und City and Colour an. Er selbst beschreibt seine Nische als „der Versuch sehr reduzierte Musik zu gestalten, um damit wiederum möglichst viel wiederzugeben, als Wandel von schönem Melodischen, das durch Melancholie zersetzt wird hin zu einem oft bitteren Nachgeschmack, der zur Selbstreflexion anregt.“
ExBird live
ExBird spielt seit Ende 2013 Shows. Trotz der eher minimalistischen und „nicht-tanzbaren“ Musik kamen immer zahlreichere Angebote von lokalen Clubs und Bars. Seinen ersten Auftritt hatte er am 30.10.13 als Support von Susie Asado (Ukulele-Pop aus Berlin) im Cafe Haag, wo er in diesem Jahr noch weitere Male auf der Bühne stand.
Auch ich habe den Mann, der das Publikum beim Spielen nicht eines Blickes würdigt, erstmals bei dieser Feuertaufe gesehen. In den Monaten darauf trat er in weiteren Locations, wie dem schwarzen Schaf, oder dem hippen Café Galao in Stuttgart auf. Spannend für ihn war anfangs besonders die Ungewissheit darüber, ob seine Musik live überhaupt ankommt. „Wenn Leute zu einem Metalkonzert gehen, wissen Sie, was auf sie zukommt, sie kommen wegen der Musik und einer bestimmten Band. Im Fall von ExBird gehen die Leute was trinken, wollen sich einen schönen Abend machen und sehen mich dann mehr oder weniger zufällig auf der Bühne stehen. Das ist eine völlig neue Erfahrung gewesen.“
„Einsamer Wolf“
ExBird ist live unberechenbar. Seine Auftritte sind geprägt von emotionaler Affektivität, die dem Zuhörer eine äußerst abwechslungsreiche Erfahrung bescheren. Während den ersten Shows stellenweise noch brachial auf seine Gitarre eindreschend, schreiend vor unverfälschter Emotion, scheint ExBird nun an einem Punkt der zunehmenden Selbstkontrolle angekommen zu sein.
Hier spiegelt sich seine Einzigartigkeit wieder. Was ExBird zu einem Erlebnis macht, ist neben der rauen Stimme und der „Einsamer-Wolf“-Erscheinung, der Mensch hinter dem Musiker, der sich seinem Publikum emotional nackt präsentiert.
„Es ist mir wichtig, mich live in der Musik fallen lassen zu können und das authentisch rüberzubringen. Ich hoffe, dass die Leute diese Ehrlichkeit sehen.“
Der Mensch ExBird
Es gibt keinen doppelten Boden bei ExBird, es gibt keine Erzählungen von Saufeskapaden oder dem Flachlegen von Frauen. Es gibt auch keine lupenreinen Love-Songs, die von einer unsterblichen Liebe handeln, die auf ewig hält. Das alles ist ExBird nicht. ExBird ist hauptsächlich Selbstreflexion der unbequemen Art.
ExBird spricht Dinge an, die unangenehm sind. Dinge, mit denen wir uns eigentlich nicht auseinandersetzen wollen – und schon gar nicht, wenn wir abends in eine Bar gehen. Die Angst vor dem allein sein, zu scheitern; warum Menschen sich auseinanderleben und Beziehungen zerbrechen. Seine Musik ist Verarbeitung, Verarbeitung der ehrlichsten und zugleich hässlichsten Sorte. ExBird macht Musik für sich selbst. Um klarzukommen und abzuschließen. Wenn man so will, das einzige Klischee, das er bedient. Wir lauschen ihm und werden uns selbst in seiner düsteren Welt wiederfinden, ob wir es wollen oder nicht.
Dabei ist seine Musik auf instrumentaler Ebene gar nicht so traurig. Eingängig, hell, manchmal perkussiv. Instrumental knüpft ExBird mit seinem Gitarrenspiel durchaus an bewährte Klangbilder an, wie man sie aus dem Singer/Songwriter-Genre kennt.
ExBird selbst geht im Gespräch eher locker mit der Thematik seiner Musik um. „Die Melancholie trägt die Musik zwar, aber andererseits müssen wir ja nicht alle gleich zu heulen anfangen.“ Diese sehr selbstironische und bodenständige Art schafft auch Live eine zunehmend aufgeschlossenere Stimmung. Der Mann kann lustig sein, wenn er es denn will.
ExBirds Entwicklung
Die Entwicklung der Musik von ExBird ist zugleich die Entwicklung eines Menschen, der sich immer wieder mit sich selbst auseinandersetzen will. Umgetrieben von den Ereignissen in seinem Leben und dabei vor allem von den Downs. Die Grenzen zwischen Leben und Musik, zwischen Mensch und Künstler lassen sich hier nicht mehr trennen.
Und so verändert sich auch ExBirds Musik. Immer mehr weg von Hörgewohnheiten und bekannten Schemata zeigt er andererseits auch immer mehr Mut zur Offenheit, zur Zugänglichkeit. Dennoch werden Freunde der massenkompatiblen Musik hier stellenweise anecken. Man muss sich auf Musik einlassen können und sollte keine Abneigung gegen die Auseinandersetzung mit den schmerzhaften Seiten des Lebens haben, wenn man ExBirds Musik entdecken will. So hat man live vor allem die Chance auf ein zutiefst ehrliches musikalisches Erlebnis, dessen Wirkung über den eigentlichen Auftritt weit hinausgeht, sofern man dies zulassen will.
ExBird zum Hören: https://soundcloud.com/exbird
ExBird zum Sehen: https://www.facebook.com/exbirdmusic
Durch den Pilz zum Neupapier
Jeder hat sie schon einmal gesehen – die Holzkisten bei den universitären Kopiergeräten. Was hat es eigentlich damit auf sich und wieso haben manche Collegeblöcke eine Pizzaschachtel als Cover? Recycling ist ein geläufiger Begriff, doch was ist mit Prärecylcing?
Face à Face: Die 5 Besucherspezies der Französischen Filmtage
Vom 29.10 bis zum 5.11 lockten die 31. Französischen Filmtage in Tübingen wieder zahlreiche Besucher in Tübingens Kinosäle. Wie jedes Jahr kann man dort auch dieses Mal ein äußerst breit gefächertes Publikum beobachten. Aber wer geht denn nun zu diesen Filmtagen? Kupferblau hat nachgefragt und unter Anderem vier verschiedene Besucherspezies ausgemacht.
Von Thomas Lotter und Felix Müller
Die Mitarbeiter
Sie brennen für die Filmtage. Und so werden von ihnen selbstverständlich auch außerhalb der Arbeitszeiten die Kinovorstellungen besucht. So auch Lara (23), die schon drei Jahre in Folge die Publikumsdiskussionen mit Regisseuren und Schauspielern dolmetscht:
„Ich habe schon ein paar Filme gesehen, weil ich die Inhaltsangaben für den Katalog schreibe und gucke jetzt halt noch die Filme, die ich übersetze, damit ich weiß, was ich da so erzähle.“
– Was ist dir im Vergleich zu den letzten Jahren besonders aufgefallen?
„Es gibt unglaublich viele Filme und es sind auch mehr Gäste da, von daher sind die Veranstaltungen mit den Diskussionen auch interessanter. Als ich zum Beispiel bei ‚Brooklyn‘ übersetzt habe, war der Film komplett ausverkauft und kam insgesamt supergut an. Die Rapperin KT Gorique (Darstellerin in ‚Brooklyn‘, Anm. d. Red.) hat danach sogar noch im Epple-Haus gerappt.“
Die engagierten Eltern
Sie wollen ihren Kindern schon im frühen Alter die Französische Kultur näherbringen. Wir haben mit der Familie Fernzel gesprochen, die eine Einladung von der Deutsch-Französischen Gesellschaft bekommen hat und mit ihren Kindern in Tübingen waren:
„Wir waren in ‚Tante Hilda‘. Der Film war als Trickfilm bei den Filmtagen ausgeschrieben.“
– Und da haben Sie versucht, Ihren Kindern die französische Filmkultur etwas näher zu bringen?
„Ja, aber dafür sind sie einfach noch etwas zu klein. Das haben sie nicht alles verstanden. Es lag aber nicht nur an der französischen Sprache, sondern auch am Inhalt, der war einfach zu schwer. Mit der Kapitalismuskritik konnten die Kinder dann doch nicht so viel anfangen.“
– Und worauf warten Sie jetzt gerade?
(lacht) „Auf keine Film mehr, wir warten nur darauf, dass wir uns am Buffet ergötzen dürfen.“
Der alteingesessene Fan
Die Französischen Filmtage sind rot im Kalender markiert, das Programm genau studiert. Harald (55):
„Ich war nun schon öfters bei den Filmtagen und kann auch französischen Filmen im Allgemeinen sehr viel abgewinnen. Ich muss aber auch sagen, dass die Veranstalter die Filmtage jedes Jahr noch besser hinbekommen.“
– Dann sprechen Sie bestimmt auch gut Französisch?
„Das leider nicht (lacht). Aber meistens versteht man dann doch das Wichtigste. Es gibt ja auch Untertitel!“
Die Franzosen
Sie sind sehr angetan von dem breiten Angebot der Filmtage und nutzen dieses ausgiebig. Dabei freuen sie sich darüber, ein Stück Heimat in Deutschland zu haben. So auch Sylviane (49):
– Welche Filme haben Sie gesehen?
„Ich habe bis jetzt 9 Filme gesehen, die mir alle sehr gefallen haben.“
– Welcher war ihr Lieblingsfilm?
„ ‚Qui vive‘ von Marianne Tardieu. Darin geht es um die Jugendlichen in der banlieue (ärmlicher Vorort, Anm. d. Red.). Interessant war, dass die Produktion so billig war, nur ungefähr 6000€. Es ist erstaunlich, was sie daraus gemacht haben.“
– Sie scheinen ja eine begeisterte Besucherin der Filmtage zu sein. Woher kommt das?
„Die Atmosphäre ist ganz toll, aber die Filme sind einfach das Wichtigste. Ich bin Französin, wohne aber hier in Tübingen und für mich ist es natürlich wunderbar, Filme auf Französisch zu sehen. Sonst kann ich das nur im Fernsehen. Ich habe auch das Gefühl, dass dieses Jahr noch mehr Regisseure und Schauspieler zu Gast sind.“
– Haben sie auch die Möglichkeit der Diskussionen genutzt?
„Ja, ich bin danach immer da geblieben. Das waren immer interessante Gespräche. Bis auf die beim Film „Au fil d’Arianne“ von Robert Guédiguian. Da war ein Schauspieler da und es war ein bisschen enttäuschend, dass es keine Fragen vom Publikum gab. Aber ich fand den Film nun auch nicht so gut, dass ich eine Frage stellen wollte.“ (lacht)
Die Studierenden
Das Festival findet in Ihrer Studentenstadt statt. Also wieso nicht mal schauen, was da so los ist? Diese Einstellung vermittelten Philipp (25) und Daniela (25):
– Was schaut ihr euch an?
„ ‚Le grand homme‘, der hat etwas mit Afghanistan zu tun, Krieg und so. Aber das ist jetzt der erste Film von den Filmtagen, den wir gucken.“
– Habt ihr irgendeine besondere Verbindung zu Frankreich, oder seid ihr einfach nur hier um reinzuschnuppern?
„Nein, also wirklich eher zum Reinschnuppern. Jetzt, wo man mit so einem schönen Filmfest die Möglichkeit vor Ort hat. Wir mögen französische Filme jetzt auch nicht mehr als andere“
– Wart ihr in den letzten Jahren auch schon mal hier?
„Da haben wir es leider immer verpasst, aber dieses Jahr haben wir es uns fest vorgenommen, dabei zu sein.“
Jazz à Trois
„Jazz français“ im Liquid. Im Rahmen der französischen Filmtage in Tübingen fanden am vergangenen Montag das Jazz-Trio Kuhn, Kistner und Binder ihren Weg in die Bar Liquid. Es wurde eine gelungene Kombination aus guter Musik, gemütlichem Ambiente und grünlichen Cocktails.
Das Liquid in der Schmiedtorstraße ist eine dieser Bars, in die man sein Date einlädt – aufgrund der Atmosphäre. Oder in die man sich von seinen Eltern bei einem ihrer Besuche einladen lässt – aufgrund der Preise.
Hohe Decken und schummriges Licht. Altes dunkles Fachwerk neben nagelneuen glänzenden Edelstahlgeländern und schwarzen Ledersofas. Dieser alt-neben-neu-Schick eben. Sehr gute und ausgefallene Cocktails wie der Gin Basil Smash, serviert von einer freundlichen Bedienung. Dass ist das Liquid an einem normalen Abend.
Der Abend des 3. November 2014 war kein gewöhnlicher Montagabend. In seiner Funktion als Festivalbar der französischen Filmtage bot das Liquid dem Jazz-Trio Kuhn, Kistner und Binder die Möglichkeit sich und ihr Können dem Tübinger Publikum zu präsentieren. Und das taten Sie: Der Schlagzeuger Lars Binder, Kontrabassist Steffen Kistner und Sandi Kuhn, Saxophonist und Preisträger des Jazzpreises Baden-Württemberg 2013. Die drei konnten ihre Zuhörer überzeugen.
Ein Blick in die oft glücklich verträumten Gesichter des Publikums war ausreichend um zu dieser Einschätzung zu gelangen.
Es war also keine Überraschung, als sich die Bar im Laufe des Abends zusehends füllte. Was wiederrum überraschend war, als die überwiegend älteren Gäste gegen Ende der Veranstaltung wie Erstsemester in der Einführungsveranstaltung sogar auf den Treppen Platz genommen hatten. Ungewöhnlich!
Der geneigte Leser wird sich nun vielleicht fragen, wie aber der Bezug zu den stattfindenden Filmtagen zustande kommt? Das Französische des Abends waren die Lieder, welche das Trio interpretierte. So wurden Melodien von Édith Piaf und anderen Chansons als Grundlage genommen, variiert und hier und da ein Schlagzeug-, Kontrabass- oder Saxophonsolo eingebaut. Mal ruhig und entspannt, mal energisch und verspielt. Aber nie aufdringlich oder belanglos. Rundum gelungen.
Für diejenigen, die keine Möglichkeit hatten an diesem Abend teilzunehmen und nun Lust bekommen haben, hier noch eine gute Nachricht: Jeden ersten Montag im Monat findet im Liquid „The art of the Trio“ statt. Der Kontrabassist Axel Kühn lädt sich hierzu immer zwei unterschiedliche Musiker ein, mit denen er an diesem einen Abend musiziert. Live-Musik in entspannter Atmosphäre mit fruchtigen Drinks: Der Stoff aus dem gute Dates gemacht werden.
Essen im Hörsaal- Genuss verboten!
Täglich wird von Studierenden vor den Augen der Professoren gegen die Hausordnung verstoßen. In fast jedem Hörsaal hängen mittlerweile Zettel, die den Genuss von Speisen und Getränken untersagen. Allerdings hält sich fast niemand daran – eine Beobachtung.
Tübingen im Schreibfieber
Der NaNoWriMo (National Novel Writing Month) ist da: 30 Tage und 50.000 Worte. Am ersten November war es wieder soweit. Die wagemutigen der Tübinger Hobby Autoren stürzen sich in einen Taumel aus Kaffee, Microsoft Word und Inspiration während sie versuchen aus dem ‚irgendwann schreibe ich einen Roman‘ ein ‚Dieses Jahr habe ich einen Roman geschrieben‘ zu machen.
Der Traum vom eigenen Buch ist für viele Studenten etwas, was sie lange vor sich hertragen. Entweder fehlt die Inspiration oder die Zeit oder ganz einfach die Motivation loszulegen und dann auch fertig zu werden. Einige haben bereits angefangene Manuskripte versteckt in ihren Schubladen, kommen aber nie dazu sie auch zu vollenden.
Worum geht es?
Der NaNoWriMo bietet nicht nur die Chance das Ziel einen Roman zu schreiben auf der To-Do Liste abzuhaken, sondern auch die Möglichkeit sich mit anderen Autoren zu treffen, über den wordcount und mögliche plotbunnies zu diskutieren. In dreißig Tagen ein Buch zu schreiben scheint auf den ersten Blick ein wenig exzessiv, es bietet aber für viele genau den Anstoß wirklich etwas zu schreiben.
Sei es ein Liebesroman, eine Novelle, Krimi, Fantasy, Fanfiction oder politisches Manifest, alle Gattungen sind erlaubt. Die Sprache in der geschrieben wird ist ebenfalls freigestellt. Alles was zählt ist der Spaß am Schreiben. Ganz gleich ob man nun das Projekt vollendet und sich am Ende des Monats zu den Stolzen Gewinnern des NaNoWriMos und den noch stolzeren Autoren eines eigenen Buches zählt, oder ob man es doch nur bis zu den 20000 Worten schafft.
Was ist das nun eigentlich?
Den NaNo gibt es schon seit 1999 und ist ein Trend, der aus den USA erst zögerlich und dann immer rasanter um die ganze Welt gegangen ist. 2013 waren es schon über 310.095 gewöhnliche Studenten und Arbeitnehmer auf allen sechs Kontinenten, die sich über den November hinweg den Titel des Buchautors erschrieben.
Der Wettbewerb ist komplett kostenlos, das einzige was zu investieren ist, ist Zeit und Inspiration. Die Organisation, die dahinter steckt nennt sich das ‚Office for Letters and Light‘ und hat es sich als Ziel gesetzt, Kinder und Erwachsene ans Schreiben heranzuführen und ihnen beim entdecken ihres Talents zu helfen.
Der NaNo in Tübingen
Auch dieses Mal ging es wieder los am 1. November. Im Unterwegs begann um 11 Uhr der ‚First Word Brunch‘ bei dem es nicht nur eine ganze Menge an kreativen Ideen gab, sondern auch noch kostenlosen Kaffee um die Gehirnzellen auf Trab zu bringen. Über den ganzen Monat ist das Haus geöffnet für die Teilnehmer des NaNos, von Dienstag bis Freitag und von 1 bis 5 am Nachmittag. Und jeden Samstag um die gleiche Uhrzeit finden dort Schreibtreffen statt.
Der Monat endet erst, wenn das letzte Wort geschrieben ist, mit der ‚Last Word Party‘ am 30. November. Glühwein und Kekse regen hier dabei an, die letzte Hürde auch noch zu überwinden und sich die Medaille des erfolgreichen Romanautors zu verdienen.
Für jeden, der auch nur daran gedacht hat, einmal etwas längeres zu schreiben als nur Essays und wissenschaftliche Arbeiten, ist der NaNoWriMo etwas. Allein schon um vor den Studienkollegen anzugeben, dass der erste Roman nun fertig ist und die Karriere als neue J.K. Rowling schon vor der Tür steht, lohnt es sich:
Website des NaNoWriMo: http://nanowrimo.org
Images courtesy of National Novel Writing Month.
Warum einen Affenkopf? Französische Filmtage!
Plakate mit großen violetten Affenköpfen auf gelbem Hintergrund und zahlreiche Franzosen überall in Tübingen: Keine Angst, das hat nichts mit Halloween zu tun. In Partnerschaft mit Stuttgart empfängt die Stadt die 31. Französischen Filmtage (FFT). Dieses internationale Festival des französischsprachigen Films dauert bis zum 5. November. Nutzt die Gelegenheit, sich einen Film auf die Sprache von Molière – mit deutschen Untertiteln – anzuschauen!
von Sara Coulibaly
Vor allem aber soll man sich die wichtigste Frage stellen: Warum denn ein Affenkopf als Vertreter des Festivals?
Der Direktor der FFT, Christoph Buchholz, klärt diese geheimnisvolle Wahl im Editorial des Programmheftes: Der Affe sei nicht King-Kong, sondern Lucy, „unser aller Vorfahre“. Die Erklärung ist, dass das Kino Menschen zusammenbringt und eine Auseinandersetzung mit den anderen und sich selbst ermöglicht.
Es lohnt sich, sich etwas Zeit zu nehmen, um das sperrige Programmheft durchzulesen.
Das Festival besteht nicht einfach in Filmaufführungen, sondern auch in Treffen mit Regisseuren und Schauspielern, die sich über ihre Arbeit mit dem Publikum unterhalten wollen. Außerdem wird vor jedem Film eine kleine Reportage vom FestivalTV gezeigt und, wenn man Glück hat, wartet ein Buffet auf die Zuschauer. Die Vielfalt der Filmgattungen, Ereignisse und Orte, wo das Festival stattfindet – 8 Kinos der Region – ist auch eine Besonderheit der FFT. Wichtig ist auch zu wissen, dass man sich sowohl französische Filme als auch belgische, kanadische, schweizerische und aus verschiedenen Ländern Afrikas kommenden Filme anschauen kann. Achtet aber auf die Aufführungstage: Die Filme werden nur ein paar Mal gezeigt.
Der wichtige Termin für die kommende Woche ist die Preisverleihung am Mittwoch um 19 Uhr 30 im Kino Museum von Tübingen, mit dem Abschlussfilm „Bird People“ von Pascale Ferran. Der Abend wird im Restaurant „der Kelter“ weitergehen.
Immer noch unentschieden? Besuchen Sie den Haupteingang des Kinos Museum, wo Sie ein Glas von französischen Rot- oder Weißwein genießen können – eine andere Art, am Festival teilzunehmen!
Links: Webseite des Festivals: http://www.filmtage-tuebingen.de/fft-wordpress/