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Das Politische in der Ästhetik

Die Tübinger Band Grupo Sal feiert dieses Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum

Fernando Dias Costa ist Sänger und Percussionist von Grupo Sal. Der in Mosambik geborene Portugiese kam in den 70ern zum Studium der Biochemie nach Deutschland. Nachdem er mit dem Chilenen Roberto die Grupo Sal gründete, blieb er jedoch lieber beim harten Broterwerb. Nun erzählt er von einer bewegten Bandgeschichte und erläutert ihre politischen Hintergründe.
von Laura Ettle
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Der Ruf der Revolution

Über Nacht wurde Tübingen Zentrum des frankophonen Kinos mit 80 Filmen in über 1000 Vorstellungen und Gästen aller Herren Länder: aus Frankreich, Belgien, Kanada, dem Kongo, Nordafrika und der Schweiz. Zentrales Augenmerk der 28. Französischen Filmtage, die vom 2. bis 9. November stattfanden, lag auf der aktuellen Entwicklung in Nordafrika. Der Film „Laïcité Inch’Allah“ von Regisseurin Nadia El Fani zeigte die Veränderungen in Tunesien.

von Monique Sézanne Patzner

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Wenn es Fäkalien regnet

Ein Meinungsbericht über die Gastvorlesung „Sprechblase 2.0“ des Münchener Medienwissenschaftlers Christoph Neuberger

„Früher war Journalismus besser“ – eine Aussage, die so manche Großeltern sicherlich genau so unterschreiben würden.  Aber wie ist das mit einem Medienwissenschaftler, der sich explizit mit den digitalen Medien des 21. Jahrhunderts beschäftigt? Professor Christoph Neuberger hielt hierzu am 9. Mai 2012 den Vortrag „Sprechblase 2.0“ – seine Kernthese dabei:  Öffentliche Aussagen werden in digitaler Kommunikation immer wertloser.
von Alexander Link
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Laut gedacht

Die Idee kam im Auslandssemester. Jennifer und Cindy, beide Studentinnen der Internationalen Literaturen und Anglistik, waren eigentlich an ganz unterschiedlichen Enden der Welt: die eine in Australien, die andere in Irland – zurück kamen sie jedoch mit einer gemeinsamen Idee.

Von Christopher Leidinger und Hendrik Rohling
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„Sich dem Kern des Pudels in Schleifen nähern“

Schriftstellerei ist so handfest wie Pullover stricken oder Kartoffeln anbauen.“ – Dieses Zitat ist ein gutes Beispiel für Juli Zehs Schreibstil. Dieser besondere Stil enthält viele Metaphern und ist dadurch äußerst anschaulich. Sie ist inzwischen eine der bekanntesten Autorinnen des deutschsprachigen Raumes. Darüber hinaus ist sie aber auch studierte Juristin. Für das diesjährige Motto der Poetik- Dozentur:„Recht und Literatur“, ist sie deshalb genau die Richtige, ebenso wie Georg M. Osswald, Träger des „Förderpreises des Freistaats Bayern für Literatur“. Auch er ist ein erfolgreicher Schriftsteller, aber auch ein praktizierender Jurist. Diese beiden Bereiche sind keine Gegensätze, sondern „kommunizierende Röhren“.

Von Stephanie Rumesz
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Kein kaltes Kino

Die Kinos Tübingens waren vom 4. bis 10. November ganz auf Frankreich eingestellt: Bereits zum 27. Mal fanden die Französischen Filmtage statt. Über 70 Werke von Filmemachern der französischsprachigen Welt wurden hier und in Stuttgarter Kinos vorgestellt. Zum ersten Mal organisierte Christopher Buchholz, der als Schauspieler unter anderem in Luther mitwirkte, die Veranstaltung.

Von Hannah Steinhoff

Übergreifendes Thema des Festivals war das Motto „Fast schon menschlich – Déjà presque humain“. Die Grenzen menschlichen Handelns seien für ihn besonders interessant, so Christopher Buchholz. „Auf der einen Seite haben wir die Orang-Utan Dame aus der Dokumentation Nénette, deren Verhalten erstaunlich menschlich ist – und auf der anderen zeigt ein Film wie Moloch tropical, wie korrupt wir Menschen selbst mit einander umspringen.“

Besonders freue er sich über die vielen jungen Talente, deren Werke bei den Filmtagen erstmals einem deutschen Publikum vorgestellt wurden. „Es sind junge Filme, frech und intelligent“, so Buchholz. Ein Beispiel dafür: Les amours imaginaires von Xavier Dolan aus Québec. „Er ist 21 und er ist ein Meister“, sagte Buchholz begeistert.

Aufstrebende Filmemacher aus der Region stellten ihre Werke beim Cinéslam vor, bei dem eine Anzahl von Kurzfilmen gezeigt wurde. Die größere Einbeziehung von Kurzfilmen sei eine Bereicherung für das Festival, so Buchholz, denn diese Form erlaube es Künstlern, sich auf Bilder und Effekte mehr als auf die Dramaturgie zu konzentrieren.

Zur Förderung des Nachwuchses vergaben die Veranstalter mit Unterstützung verschiedener Sponsoren mehrere Preise. Der mit insgesamt 22.500 Euro dotierte Publikumspreis ging an Romain Goupil für den Film Les mains en l’air – Hände hoch, in dem eine Gruppe Pariser Grundschüler mit allen Mitteln die Abschiebung ihres Freundes zu verhindern versuchen. 20.000 Euro des Preisgelds sollen an einen deutschen Filmverleih gehen, um den Film auch in andere deutsche Kinos zu bringen.

Dass die Französischen Filmtage auch an Studierende als Publikum sehr interessiert seien, betonte Christoph Buchholz. „Wir wollen hier kein kaltes, ‚intellektuelles‘ Kino zeigen“, sagte er. „Studenten sind keine Idioten. Aber anspruchsvoll muss nicht immer bedeuten, dass nur der Kopf angesprochen wird. Mir ist wichtig, dass Filme emotional anspruchsvoll sind.“

Auch hinter den Kulissen waren viele Studierende beteiligt. Das Veranstaltungsteam beinhaltete eine Reihe engagierte Studenten und Studentinnen, die sich zum Beispiel um die Organisation des Festivals, das Marketing und die Unterbringung der Gäste kümmerten. Studierende des medienwissenschaftlichen Seminars organisierten ein Festival TV, welches mit Interviews und Studiosendungen über die beteiligten Künstler und Organisatoren berichtete.

Zum Schluss die Frage, was denn das französische Kino so besonders macht. Christopher Buchholz, der sein Leben mit dem französischen und deutschen Film verbracht hat, sieht die Antwort im Umgang mit Emotionen: „Der französische Film hat mehr Leichtigkeit, wenn es um die Darstellung von Gefühlen geht.“

Arno Luik – Verfechter der vierten Gewalt?

Sein Ton gilt als hart, seine Fragen als scharf und respektlos. Und doch sahnt Arno Luik einen Preis nach dem anderen ab – zuletzt den Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen. Luik, seit 2000 Autor beim Stern, gerät immer wieder in Konflikte mit seinen Interviewpartnern – vielmehr: Fordert sie heraus. Bei seinem Besuch an der Uni Tübingen konnten sich die Studenten ein eigenes Bild von ihm machen.

Von Christine Deder

„Polemisch“, nennt ihn Martin Walser, der von ihm in einem Interview des linken Stammtisches bezichtigt wurde. „Eine Frechheit“ schimpft Reinhold Messner, der sich durch ihn des Mordes an seinem Bruder angeklagt fühlt. Die Rede ist von Stern-Autor Arno Luik, der in letzter Zeit vor allem durch seine stark meinungsbetonten Artikel über das Bahnprojekt Stuttgart 21 auffiel. Doch nicht alle teilen die Meinung der beiden Betroffenen. Vor allem nicht Luik selbst – Polemik sei höchstens ein „Akt der Notwehr“, seine Interviews „intelligent gemachte Unterhaltung“ und überhaupt sei es seine Aufgabe, „den Mächtigen auf die Finger zu schauen“.

Was steckt hinter dem Phänomen Arno Luik?

Am 29. November 2010 hatten die Studenten der Medienwissenschaft die Möglichkeit, dieser Frage nachzugehen. Im Rahmen des Seminars „Dialogformen in Massenmedien“ bei Prof. Dr. Bernhard Pörksen setzten sie sich intensiv mit den Werken Luiks auseinander, was schließlich im Besuch des Star-Interviewers an der Uni mündete. Doch alles Geheimnisvolle, das Luik umgab, die Frage nach dem Grund seiner besonderen Interviewtechnik, war schnell verpufft. Anekdoten wirkten wie auswendig gelernt, wirklich Neues konnten die bereits vorbereiteten Studenten nicht erfahren.

Mehr Schein als Sein

Spannung versprach dafür die anschließende Fragerunde, vor allem Luiks Antworten waren in gewisser Weise sehr aufschlussreich. Auf die Frage hin, ob er nicht lieber für ein Boulevardblatt schreiben sollte, wich er scherzhaft aus: „Der Stern ist doch in gewissem Maße ein Boulevardblatt.“ Für seine Ablehnung gegenüber „Stuttgart 21“ nannte er beinahe ausschließlich private Gründe. Wer die Artikel aus dem Stern kennt, fragt sich, ob man in so einem Falle überhaupt noch von Objektivität – der obersten Prämisse eines jeden Journalisten – sprechen kann.

Der Charme des Authentischen

Luik betonte in seinem Vortrag immer wieder sein Ziel, den Mächtigen des Landes überraschende Aussagen zu entlocken, die wirklich etwas über ihre Persönlichkeit verraten. Er nennt das den „Charme des Authentischen“. Während der Diskussion kam eine weitere Frage auf: Erschafft Luik mit seinen scharfen, vorwurfsvollen Fragen, durch die sich seine Interviewpartner in die Ecke gedrängt fühlen, nicht viel mehr ein fiktives Konstrukt von einem Menschen als ein tatsächlich authentisches Porträt? Nein, antwortete Luik grinsend, und verzichtete auf jegliche Rechtfertigung – eine Strategie, die sich seine Interviewpartner durchaus einmal von ihm abschauen könnten.

Tell me a story!

Eine Woche im Zeichen der Frau. Vom 18. bis 24. November 2010 strahlte das Tübinger Kino „Museum“ 27 Spiel- und Dokumentarfilme aus aller Herren Länder aus, die eines gemeinsam hatten: Sie machten Frauenschicksale zum Thema.

Von Lena Bühler

Ein junges Ehepaar beginnt zu streiten. Der Streit eskaliert, als er sie ohrfeigt. Sie möchte gehen, doch er wirft sie zu Boden und schlägt weiter auf sie ein. Sie wehrt sich, kann aber nichts ausrichten. Er packt sie bei den Haaren, stößt ihr Gesicht auf den harten Fließenboden. Zweimal. Blutend lässt er sie in ihrem gemeinsamen Haus zurück. Verstörende Szenen wie diese sind in dem in Venedig prämierten Film „Scheherazade – Tell me a story“ zu sehen, der in seinem Herkunftsland Ägypten für heftige Kontroversen sorgte. In Tübingen wurde der Streifen im Rahmen des Filmfestes „FrauenWelten“ gezeigt, welches dieses Jahr sein zehnjähriges Jubiläum feierte.

Nur harter Tobak?

Ziel dieser Filmtage ist es, auf Missstände aufmerksam zu machen, unter denen Frauen auf der ganzen Welt zu leiden haben. „Scheherazade“ beispielsweise thematisiert die noch immer untergeordnete Rolle von Frauen in islamischen Ländern, auch wenn die Gesellschaft noch so sehr von westlichen Werten geprägt zu sein scheint. Doch nicht alle Filme waren derart schwer verdaulich. In erster Linie wurden Geschichten von starken Frauen erzählt, die sich in außergewöhnlichen Situationen wiederfinden. Dies konnte dann berührend, grotesk, schockierend, aber auch ungemein lustig sein. So wie in der satirischen Komödie „The Kids Are All Right“, in der das Auftauchen des Samenspenders das Ehe- und Familienleben eines lesbischen Paares völlig auf den Kopf stellt.

Filme führen nicht zum Umdenken“

Organisiert werden die „FrauenWelten“ von „Terre des Femmes“, einer Frauenrechtsorganisation, die 1981 in Hamburg gegründet wurde und deren Hauptsitz sich seit 1990 in Tübingen befindet. Der Internationale Tag „NEIN zu Gewalt an Frauen“ am 25. November läutete das Ende der „FrauenWelten“ ein. Irene Jung, Organisatorin des Filmfestes und Christa Stoll, Geschäftsführerin von „Terre des Femmes“, luden zu einer abschließenden Pressekonferenz im Rathaus. „Die Reaktion des Publikums war durchweg positiv, sämtliche Gäste waren begeistert“, resümierte Christa Stoll: „Die Nachfrage ist im Vergleich zu den vergangenen Jahr deutlich gestiegen.“ Trotzdem waren auch kritische Stimmen zu hören: „Kein Mensch sieht sich so einen Film an, um geläutert zu werden“, sagte ein Rottenburger Realschullehrer nachdem er sich den Film „Scheherazade- Tell me a story“ angesehen hatte. „Eine überraschende Konfrontation, zum Beispiel in Form einer Sneak Preview, wäre viel effektiver.“ Nichtsdestoweniger wurde nach der Pressekonferenz nach einer Ansprache des Oberbürgermeisters Boris Palmer vor dem Tübinger Rathaus die Fahne von „Terre des Femmes“ gehisst. Dies geschieht am 25. November auf der ganzen Welt, um symbolisch jenen zu Gedenken, denen vor 11 Jahren der Tag „Nein zu Gewalt an Frauen“ gewidmet wurde: Den „Schwestern Mirabal“, die 1960 aufgrund ihres Widerstands gegen den Diktator der Dominikanischen Republik bei einem Attentat von der Regierung getötet wurden.